Simone Nuber, Direktorin Statistik Stadt Zürich
Simone Nuber, Direktorin von Statistik Stadt Zürich, zum Gemälde von Cristina Fessler: «Gross ist das Bild, von einer Frau gemalt, vielschichtig und nicht auf den ersten Blick erschliessbar.»
Künstlerin: Cristina Fessler (1944–2012)
Werk: «Horizont 6», 1980, Acryl auf Leinwand
Dimensionen: 129 x 201 x 3,7 cm
Foto: Martin Stollenwerk
Warum haben Sie ausgerechnet dieses Werk ausgewählt?
Ich arbeite in einem ehrwürdigen, unter Denkmalschutz stehenden Haus in der Altstadt. Mein Büro ist ein grosser, hoher Raum; Stuck an der Decke, Parkett am Boden, Knietäfer aus Nussbaum entlang aller Seitenwände und eine sieben Meter lange Wandschrankzeile – auch diese aus dunklem Holz. Diese Elemente prägen den Raum. Es war mir wichtig, einen Kontrast zu setzen und etwas mehr Leichtigkeit, Frische und Lebendigkeit einzubringen.
Beim Bild von Cristina Fessler «Horizont 6» blieb ich hängen: Gross ist das Bild, von einer Frau gemalt, vielschichtig und nicht auf den ersten Blick erschliessbar. Das war wie Liebe auf den ersten Blick.
Was für Kunst haben Sie sich ursprünglich für Ihr Büro vorgestellt?
Durch den grossen Raum mit etwas viel historischer und dunkler Prägung musste es ein grosses Werk sein; ausserdem war es mir wichtig, dass mein Kunstwerk von einer Frau gestaltet wurde.
Ich hätte mir auch eine Fotografie oder Skulptur vorstellen können. Das heisst, ich war sehr offen, was die Stilrichtung betrifft.
Was bedeutet Ihnen das ausgewählte Werk in Ihrem Arbeitsalltag?
Es bringt Animation wie Ruhe zugleich. Ich kann es kontemplativ betrachten und sehe einen anderen Horizont, als wenn ich mich in hektischen Zeiten darin vertiefe.
Welche Art von Kunst können Sie sich keinesfalls in Ihrem Büro vorstellen?
Bauernmalerei oder ein Werk aus den Gründerzeiten des Hauses. Das eine wäre für mich ein Stilbruch zum Bauwerk, das andere zu museal gewesen.
Schätzen Sie es, dass die städtischen Mitarbeitenden aus der Sammlung Werke ausleihen können und sehen Sie darin Vorteile für das Arbeitsklima?
Nicht nur ich schätze es, sondern auch sämtliche Mitarbeitende. Dieser Gang zur Kunstsammlung gehört wohl zu den individuellsten und schönsten Momenten der Einführung für neue Mitarbeitende.
Ab und an haben wir schon eine interne Vernissage organisiert und uns gegenseitig die ausgewählten Werke vorgestellt. Die Mitarbeitenden prägen so nicht nur ihren Stil bei ihren eigenen Arbeiten, sondern auch bei der Gestaltung der Räumlichkeiten. Das ist weit über das Arbeitsklima hinaus anregend.
Interview: Ramona Brückner, Fachspezialistin Kunstsammlung der Stadt Zürich