Julia Huxley und Daniel Kunz, Soziale Einrichtungen und Betriebe, Sozialdepartement
Julia Huxley und Daniel Kunz: «Wir fühlten uns zuzeiten wie Kinder in einem Spielzeugladen, in dem sie nicht bezahlen müssen.»
Künstlerin: Elza Sile
Werk: «Ideological Support System» und «Multiple wills», 2021, Öl, Acryl, Gelatine und Graphit auf Aluminiumplatte, je 124.5 x 95 x 5.5 cm.
Das Werk befindet sich seit 2021 in der Kunstsammlung der Stadt Zürich.
Foto: Martin Stollenwerk
Warum haben Sie speziell dieses Werk ausgewählt?
Im Rahmen des Umzugs der Abteilung Coaching und Bildung an die Räffelstrasse wurden wir beauftragt, einen Arbeitsraum für etwa 100 Menschen mit Kunst auszustatten, die eine gute Arbeitsatmosphäre unterstützt – ein Unterfangen, das zumindest teilweise immer schon zum Scheitern verurteilt zu sein scheint, weil die Auswahl von zwei Personen nie die Vorlieben aller abdecken und treffen kann. Wir haben uns für die Entscheidungen darum Zeit genommen, haben die Kunstsammlung mehrmals besucht, sind zuerst um- und eingezogen, haben unsere neuen «Work Smart»-Arbeitsplätze langsam belebt und dann mit Kunst ergänzt.
Die Werke von Elza Sile hat uns Raquel Brühlmann schon beim ersten Besuch in der Kunstsammlung gezeigt – damals nur am PC – und sie sind haften geblieben. Lustigerweise haben wir uns dann doch erst ganz am Schluss des Auswahlprozesses, nachdem viele andere Bilder schon an unseren Wänden hingen, im Aussenlager vor den realen Bildern von Elza Sile stehend, auch noch für diese entschieden, da sie einfach äusserst verspielt, witzig, anders, frech und noch viel mehr sind. Neben den sechs grossen und grossartigen Werken von Elza Sile hängen jetzt noch 39 andere Bilder in unseren Teamzonen und in den zahlreichen Beratungszimmern.
Was für Kunst haben Sie sich ursprünglich gewünscht, ausleihen zu können, und warum?
Wir hatten eine vage Vorstellung, was wir wollten, aber wenig Ahnung, wie wir das in der umfangreichen Sammlung der Stadt Zürich finden würden. Jung, frisch, positiv und auch farbig sollte es irgendwie sein. Raquel Brühlmann und ihre Kollegen von der Kunstsammlung standen uns zum Glück unterstützend zur Seite. So entwickelte sich aus unseren ursprünglich unbestimmten Ideen mit der Zeit genau die Auswahl der richtigen Werke. Wir fühlten uns zuzeiten wie Kinder in einem Spielzeugladen, in dem sie nicht bezahlen müssen.
Mit den ausgewählten Bildern beleben wir unseren Arbeitsplatz und prägen eine Atmosphäre von Verspieltheit und Leichtigkeit. Gleichzeitig vermittelt die Wahl von mehreren Kunstwerken der gleichen Künstler*in eine gewisse Ruhe und Konstanz.
Was bedeutet Ihnen das ausgewählte Werk in Ihrem Arbeitsalltag?
Jetzt haben die vielen Werke in unseren Räumlichkeiten ihren Platz gefunden und wir begegnen ihnen gerne – immer wieder. Sie passen, sie schaffen Atmosphäre, manche sind einfach nur dekorativ und hübsch und die meisten sind perfekt an ihrem Ort.
Jedes Beratungszimmer hat nun sein Kunstwerk – sie sind alle eher grafisch, nicht gegenständlich, sie sind farbig und geben unseren Klient*innen im Gespräch vielleicht hie und da einen Denkanstoss, einen Orientierungspunkt oder Ort, wohin sie mit den Blicken ausweichen können.
«Work Smart» bedeutet für uns Mitarbeiter*innen: Wir arbeiten immer wieder an verschiedenen Arbeitsplätzen – unsere Perspektiven verändern sich. Die Werke von Elza Sile mit ihrem Metalluntergrund nehmen das Grau und das etwas Sture unseres langweiligen Mobiliars in Reihen auf, brechen und reflektieren das Licht sanft und verändern sich leicht, je nach Standpunkt oder Sitzplatz. Sie ziehen die Blicke auf sich und schlagen Wellen – nicht nur in den Gedanken, sind etwas frech und erinnern an Formen in der Natur. Je nachdem sind sie die Alternative zum «Aus-dem-Fenster-Schauen», lassen den Blick und die Gedanken schweifen dahin, wo manchmal neue Lösungen sind.
Welche Art von Kunst können Sie sich keinesfalls in Ihrem Büro respektive Arbeitsumfeld vorstellen?
Weil wir mit Klient*innen arbeiten, die selbst oft in schwierigen Lebenssituationen gefangen sind, wollten wir Bilder mit dunklen Farben, düsteren Aussagen, Sujets, die verstaubt und alt wirken, vermeiden.
Wie beeinflusst das ausgewählte Werk das Arbeitsklima?
Zusammen mit den Pflanzen haben die Bilder seit unserem Einzug an der Räffelstrasse Mitte 2022 vor allem das Ankommen erleichtert. Die vorher kahlen Arbeitsräume haben mit den Bildern Charakter bekommen und sind noch belebter.
Wir als Arbeitsgruppe «Kunstkonzept» sind mit unserer Arbeit und Auswahl sehr zufrieden; wir finden, die Werke passen zu uns allen – und jetzt, da sie hängen, übertreffen sie gar unsere Erwartungen, viele Rückmeldungen von Kolleg*innen bestätigen dies. Einflüsse auf das Arbeitsklima? Schwierig zu sagen – vielleicht fänden wir es heraus, wenn die Bilder eines Tages plötzlich fehlen würden. Aber sie sollen bleiben.
Interview: Raquel Brühlmann, Fachspezialistin Kunstsammlung der Stadt Zürich, Januar 2023.