1891 vom Architekten Louis Hauser-Binder erbaut, glich das reich verzierte Zweifamilienhaus ursprünglich einer kleinen Villa. Mit der zunehmenden Verstädterung erfuhr es bereits relativ bald mehrere Um- und Anbauten. So ist 1919 anstelle der Veranda im Erdgeschoss ein Garagenanbau entstanden, welcher in der Mitte des 20. Jahrhunderts mit einem Atelierzimmer aufgestockt wurde. Dabei wurde auch der gartenseitige Hausteil um ein Geschoss erhöht. Der Garten selber wurde sorgfältig im Stil der 1940er-Jahre umgestaltet und die gartenseitigen Fassaden purifiziert. Die strassenseitige Fassade und Teile der Garteneinfassung sind hingegen in ihrer reichen Verzierung im Schweizer Holzstil weitgehend erhalten. Die qualitätsvollen Um- und Anbauten sind in Fortführung des bestehenden Fassadenbildes ebenfalls in zweifarbigem Sichtbackstein umgesetzt, womit das Gebäude trotz wesentlicher Veränderungen weiterhin eine überzeugend einheitliche Architektursprache ausstrahlt. Erst in den 1970er-Jahren hat ein innerer Umbau stattgefunden, bei welchem grosse Teile der historischen Ausstattung überdeckt oder entfernt wurden.
Der Altbau und die noch erhaltene historische Ausstattung wurden bei der Sanierung weitestgehend erhalten, wieder hervorgeholt und instandgesetzt. Gleichzeitig wurde dem Gebäude ein architektonisch hochwertiger Anbau angefügt, sodass dieses als grosszügiges Dreifamilienhaus genutzt werden kann. Der Garten wird durch eine gemeinschaftliche, aussenliegende Erschliessung allen Wohnungen zugänglich gemacht. Ebenso ist die Dachterrasse für alle zugänglich. Die Materialisierung ist hochwertig und orientiert sich an der Bauzeit. Fenster und Türen wurden im bauzeitlichen Stil nachgebaut und mit historischen Beschlägen aus dem Bauteillager der beteiligten Unternehmer bestückt. Um die heutigen Brand- und Schallschutzanforderungen zu erfüllen, musste stark in die bestehende Substanz eingegriffen werden. Holzböden wurden geöffnet und neu aufgebaut, das originale Tafelparkett wurde eingelagert und wieder eingebaut. Küchen und Bäder sind im Grundriss neu angeordnet, die Haustechnik wurde komplett erneuert und die Ölheizung durch eine Erdsonden-Wärmepumpe ersetzt.
Die Struktur des neuen Anbaus besteht aus sichtbaren, mit Beton ausgegossenen Doppel-T-Trägern, auf denen die Betondecken aufliegen, Die Stahl-Glas-Fassade ist daran aufgehängt. Die Härte der dunklen Stahlteile wird durch die warmen Holzrollläden aus Eiche, welche den ganzen Anbau umhüllen, gebrochen und geben dem Anbau eine eigene Ästhetik, die sich gut mit dem Altbau verträgt.
- Adresse: Nordstrasse 127
- Kreis / Quartier: 10 / Wipkingen
- Inventar: unter Schutz
- Baujahr: 1891
- Architektur: Louis Hauser Binder
- Bauherrschaft: Privat
- Architektur: AMJGS Architektur, Zürich
- Ausführung: 2019–2020