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«Zur kleinen Bibel», Storchengasse 19

Eine einstige Druckerei wird zum Mehrfamilienhaus.

Das Altstadthaus an der Storchengasse 19 wird 1609 erstmals in den Quellen erwähnt, als darin durch Johannes Hardmeyer eine Druckerei mit Buchhandlung eröffnet wurde. Seine Tochter Barbara Schaufelberger, die 1667 die Buchhandlung übernahm, erhielt 1683 das Alleinprivileg für den Druck der sogenannten zürcherischen Oktavbibel, eine «kleine Bibel» im Oktav-Format das handlicher für den täglichen Gebrauch war. Das Gebäude erhielt im gleichen Jahr den Namen «Zur kleinen Bibel».

Gotische Fenstergewände im 1. und 2. Obergeschoss weisen darauf hin, dass das Gebäude nicht erst 1609, sondern bereits in mittelalterlicher Zeit erbaut worden ist. Die unterschiedlichen Dicken des Fassadenmauerwerks lassen vermuten, dass das 3. und 4. Obergeschoss erst später aufgesetzt wurden.

Am Ort der heutigen Storchengasse gab es bereits in römischer Zeit eine Bebauung. Die Strasse führte im Norden zum römischen Hafen am Weinplatz und berührte die römischen Bäder bei der heutigen Thermengasse. Im Frühmittelalter war die Storchengasse dann Teil eines Prozessionswegs der von der Pfalz auf dem Lindenhof zum Fraumünster führte. Im 18. und 19. Jahrhundert entwickelte sich die Storchengasse zu einem Verkehrsweg mit betont grossstädtischem Angebot: Lebensmittel-, Zuckerbäcker- und Modeläden, Galanteriewaren, Hut- und Knopfmacherboutiquen. Viele Häuser wurden damals zu Mietshäusern mit abgetrennten Etagenwohnungen umgebaut, so auch das Haus Storchengasse 19 im Jahr 1902.

Das Gebäude wurde 2019 im Einvernehmen mit der Eigentümerin unter Schutz gestellt. In einer umfassenden Sanierung wurden die Wohnungen den heutigen Standards angepasst. Der Estrich im Dachgeschoss wurde teilweise zu Wohnraum als Galerie ausgebaut, unter Berücksichtigung der bestehenden Konstruktion. Die wertvollen bauzeitlichen Fenster des Umbaus von 1902 und früher konnten erhalten und ertüchtigt werden. Für die Fassade wurde ein neues Farbkonzept entwickelt und die bestehenden Fensterläden in den oberen Geschossen restauriert.

Die mittelalterliche Bausubstanz und die vielen Bauteile der qualitätsvollen Umbauphase von 1902 zeugen eindrücklich von der gewerblichen Entwicklung der Altstadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die abgeschlossenen Sanierungsarbeiten tragen nachhaltig zum Erhalt beider schützenswerten Bauzeiten bei.

  • Adresse: Storchengasse 19
  • Kreis / Quartier: 1 / Altstadt
  • Inventar: unter Schutz
  • Baujahr: vor 1609
  • Bauherrschaft: privat
  • Architektur Toppler Architekten, Zürich
  • Ausführung: 2019–2020

Impressionen nach der Sanierung

(Foto: Juliet Haller, AfS)
(Foto: Juliet Haller, AfS)
(Foto: Juliet Haller, AfS)
(Foto: Juliet Haller, AfS)
(Foto: Juliet Haller, AfS)
(Foto: Juliet Haller, AfS)
(Foto: Juliet Haller, AfS)
(Foto: Juliet Haller, AfS)
(Foto: Juliet Haller, AfS)
(Foto: Juliet Haller, AfS)
(Foto: Juliet Haller, AfS)
(Foto: Juliet Haller, AfS)

Standort

«Zur kleinen Bibel»
Storchengasse 19
8001 Zürich

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