Das Gebäude Limmatquai 16 wurde als Hotel du Lac vom Architekten Daniel Pfister 1839–1840 erbaut und gehörte zu den markantesten Häusern, die kurz nach dem Bau des Sonnenquais (heute Limmatquai) entstanden sind. Das klassizistisch gestaltete und vor dem mittelalterlichen Stadtkörper platzierte Haus ist weitherum sichtbar. Der hoch aufragende Kubus mit den geschossübergreifenden Kolossalpilastern, flach geneigtem Walmdach und Terrassenaufbau prägt zusammen mit dem niedrigeren, nordwestlich anschliessenden Giebelhaus «Zur Sonne» den Limmatraum südlich der Wasserkirche. Das ursprünglich anstelle des Hauses «Zum Goldenen Sternen» erbaute Hotel du Lac schloss nach rund 46 Betriebsjahren 1886 seine Tore. Das Erdgeschoss wurde 1893/94 mit dem Einbau von zwei Verkaufslokalen umgestaltet.

1935 kauften der Architekt Willy Boesiger zusammen mit der Malerin und Bildhauerin das Haus und richteten im Erdgeschoss nach dem Vorbild «Pariser Literatencafés» das Café Select als erstes Boulevard-Café Zürichs ein. Das Café mit Bar wurde rasch zum Treffpunkt der geistigen und kulturellen Avantgarde in der Stadt. Nebenan verwirklichte Anna Indermaur Zürichs erstes Studiokino, das Nord-Süd.

Beim damaligen Umbau wurden die Fassaden purifiziert und durch die Entfernung diverser klassizistischer Gestaltungselemente und den Einbau aussenbündiger Fenster im Sockelgeschoss stark verändert.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfuhren die Café- und Kinoräumlichkeiten mehrere Umbauten mit Veränderung der Inneneinrichtung und der Fassade. In den oberen Geschossen erfolgten kleinere Anpassungen in den nun als Büros oder Wohnungen genutzten Räumen. Bei diesen Umbauten blieben viele Teile der historischen Ausstattung erhalten.

Nach dem Besitzerwechsel der Immobile wurde ab 2016 mit der Planung und Ausführung der Gesamterneuerung des Gebäudes begonnen. Ziel war es, die Liegenschaft von den verunklärenden Eingriffen der letzten Jahrzehnte zu befreien und an aktuelle Nutzungsanforderungen mit Gastronomie, Ladenlokal, Büro- und Wohnungen anzupassen.

Im Erd- und im Zwischengeschoss wurden die Fassaden im Sinne einer Neuinterpretation des letzten qualitätsvollen Umbaus der 1930er-Jahre sorgfältig gestaltet. Verdienstvoll sind die Wiederherstellung des ursprünglichen Hauptzugangs am Limmatquai und der Entscheid, das historisch bedeutende Treppenhaus sorgfältig zu restaurieren. Der neue Lift wurde gestalterisch präzise in das Treppenauge eingepasst. Die bestehenden Lukarnen und Dachaufbauten wurden zugunsten eines einheitlichen Erscheinungsbildes ergänzt. Im Innern wurden die Grundrisse vom Erd- und Zwischengeschoss für eine Restaurant- bzw. Ladennutzungen angepasst, wobei wichtige Bereiche des früheren Kinosaals erhalten blieben und so räumlich wieder wahrnehmbar sind. Es erfolgten auf der Büroetage im 1. Obergeschoss und den Wohnetagen ab 2. Obergeschoss bis ins Dachgeschoss untergeordnete Grundrissänderungen für Küchen, Bäder und technische Installationen. Neue Nasszellen wurden als additive Elemente eingesetzt. Ziel der Umbauarbeiten war, die ursprüngliche Raumstruktur so gut als möglich wiederherzustellen und die vorhandenen historischen Ausbauelemente zu erhalten.

Wesentlich war dabei auch die statische Ertüchtigung der Liegenschaft und die Erneuerung der haustechnischen Installationen.

Das Gebäude Limmatquai 16 prägt das Stadtbild am Limmatquai. Als gut erhaltener Vertreter der klassizistischen Hotelarchitektur des 19. Jahrhunderts und mit seiner sozialgeschichtlich interessanten Vergangenheit mit Kino und Café Select ist das Gebäude ein wichtiger Zeuge der Kulturstadt Zürich.

• Adresse: Limmatquai 16
  
• Kreis / Quartier: 1 / Altstadt
• Inventar: kommunal
  
• Bauzeit: 1839–1840

• Bauherrschaft: privat
• Architektur ZANONI Architekten
• Ausführung: 2016–2019