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Urs: Ein Wissenschaftler geht in die Verlängerung

Seit 38 Jahren arbeitet Urs bei der Sukkulenten-Sammlung Zürich – und hat noch immer nicht genug. Im Teilzeit-Pensum macht der 65-jährige Biologe weiter.

Urs, Senior-Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Sukkulenten-Sammlung Zürich

Urs, wie kamst du 1986 zur Sukkulenten-Sammlung?

An der Universität Zürich habe ich Biologie mit Schwerpunkt Systematische Botanik sowie Informatik studiert. Sukkulenten fand ich schon immer spannend. Durch Praktika, während meiner Diplomarbeit und Dissertation kam ich daher immer wieder mit der «Sukki» in Kontakt. Als dort erstmals eine Kuratoren-Stelle ausgeschrieben wurde – ich war gerade mit dem Doktorat fertig – habe ich die Chance natürlich ergriffen, zum Glück mit Erfolg.

Was fasziniert dich an Sukkulenten?

Alle Pflanzen sind interessant. Aber Sukkulenten und Kakteen sind besonders vielfältig – nicht nur in ihren Farben und Formen, sondern auch in Bezug auf ihre ausgeklügelte Anpassungsfähigkeit an verschiedene Umweltbedingungen. Für diese Vielfalt zu begeistern sowie Wissen über die Überlebensstrategien zu vermitteln, das sind die Hauptanliegen der Sukkulenten-Sammlung.

Du bist dem Ort fast vier Jahrzehnte treu geblieben. Was hat sich am meisten verändert?

Ich gehöre noch zur Generation, die mit Rechenschieber und Computern mit Lochkarten aufgewachsen ist. Heute sind die meisten Arbeitsinstrumente digital. Aus meiner Sicht ist das gar nicht immer so förderlich für die Produktivität, weil uns die vielen Tools und damit verbundenen Prozesse auch Zeit stehlen. Was sich definitiv nicht verändert hat: Ein Kaktus-Dorn im Finger gehört ab und zu zum Job.

Was ist im Hinblick auf die Besucher*innen anders als früher?

Da ist ganz viel Positives passiert: Unser kleines Team engagiert sich seit jeher, um dem Publikum die spannenden Pflanzen kombiniert mit seriösen Informationen und überraschenden Fakten näher zu bringen. Die Mittel, die wir dafür haben, sind heute aber viel professioneller und moderner. Das zeigt sich in der Gestaltung des Ausstellungsbereichs sowie bei den Rundgängen oder den verschiedenen Veranstaltungsformaten, die wir ausprobieren. Die gestiegenen Gästezahlen und vielen positiven Rückmeldungen im Gästebuch oder auf Online-Plattformen bestätigen, dass wir gut unterwegs sind.

«Ich wünsche mir, dass die Förderung älterer Arbeitskräfte aktiver von den Arbeitgebern angegangen wird.»

Welche Arbeiten beschäftigen dich momentan besonders?

Ich kümmere mich um unsere Sukkulenten-Datenbank. Daneben betreibe ich viel Fachliteraturstudium und pflege den Kontakt zu Wissenschaftskolleg*innen aus dem In- und Ausland. Erst kürzlich konnten wir einen Beitrag zu einem bedeutenden, internationalen Projekt zur Gen-Analyse von Pflanzen leisten. Und ich habe in einer interdisziplinären Forschungsarbeit untersucht, wie sich das Wissen über die Heil- und Nutzpflanze Aloe vera zwischen der Spätantike und der Renaissance entwickelt hat.
Langweilig wird es in der Wissenschaft jedenfalls nie: Mit jeder Antwort, die wir finden, tun sich wieder neue Fragen auf. Das war auch ein Grund dafür, dass ich über das Pensionierungsalter hinaus tätig sein wollte, was dank des Fördervereins möglich wurde. Ich hoffe sehr, dass die Förderung älterer Arbeitskräfte mehr ins Bewusstsein rückt. Wenn man gleichzeitig vom Fachkräftemangel redet, dann erstaunt es mich, dass das Thema nicht aktiver von Arbeitgebern angegangen wird.

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