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2000 Jahre Aloe-Geschichte

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Eine Studie unter Leitung der Sukkulenten-Sammlung Zürich zeigt, wie sich das Wissen über die Aloe-Pflanze von der Spätantike bis zur Renaissance entwickelt hat.

19. September 2024

Die älteste bekannte Darstellung einer Aloe im «Wiener Dioskurides», um 512 n. Chr.
Die älteste bekannte Darstellung einer Aloe im «Wiener Dioskurides», um 512 n. Chr. Sie zeigt eine adulte Pflanze mit Blütenknospe. (Quelle: Wikimedia Commons)

Aloe vera ist vermutlich die bekannteste Art aus der Gattung Aloe. Sie erfreut sich auch als Medizin und Kosmetikum grosser Beliebtheit. Dem aus den Blättern gewonnenen Gel wird unter anderem eine heilsame Wirkung für die Haut nachgesagt. Doch die pharmakologischen Effekte dieser sukkulenten Pflanze, die ursprünglich wahrscheinlich auf der Arabischen Halbinsel beheimatet war, sind nicht erst seit heute bekannt – im Gegenteil: Das Wissen um die Nutzbarkeit der Aloe vera als Arzneimittel reicht mindestens 2000 Jahre in die Vergangenheit zurück, wie eine neu veröffentlichte Studie zeigt.

Internationale und interdisziplinäre Zusammenarbeit

Urs Eggli, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Sukkulenten-Sammlung Zürich, hat mit internationaler Unterstützung in einer interdisziplinären Forschungsarbeit untersucht, wie sich das Wissen über Aloe vera zwischen der Spätantike und der Renaissance entwickelt hat. Dazu wurden spätantike und mittelalterliche Manuskripte nach Abbildungen von Aloe durchforstet und zusätzlich Pflanzenbücher der Renaissance und getrocknetes Pflanzenmaterial aus verschiedenen Herbarien gesichtet.

Wissenschaftliche «Zeitreise» führt bis in die Antike

Die älteste Abbildung einer klar als Aloe identifizierbaren Pflanze mit Blütenknospe findet sich in einem berühmten medizinischen Manuskript aus dem frühen 6. Jahrhundert – dem sog. «Wiener Dioskurides» bzw. «Anicia-Codex». Die Autor*innen der Studie gehen sogar davon aus, dass es sich dabei um eine Kopie einer noch älteren Darstellung aus dem ersten oder zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung handelt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde diese Abbildung mannigfaltig kopiert und vereinfacht, weil es in Mitteleuropa wohl lange keine lebenden Pflanzen gab. Die erste Abbildung einer Aloe in Blüte findet sich in einem arabischen Manuskript aus der französischen Nationalbibliothek, das zwischen 1150 und 1175 entstanden ist. Erste Zeugnisse lebender Pflanzen stammen aus der Spätrenaissance in Italien und erst 1562 erschien die erste gedruckte Abbildung einer blühenden Aloe vera. Übrigens: Auch der Zürcher Naturgelehrte Conrad Gessner kultivierte um 1560 Aloe in seinem Haus.

Das bereits in der Antike einsetzende Auftauchen von Darstellungen von Aloe-Pflanzen unterstreicht die Bedeutung, die diesen Gewächsen seit bald 2000 Jahren – zumindest hinsichtlich der medizinalen Verwendung – beigemessen wird. Die Arbeit von Urs Eggli und seinen Kolleg*innen zeichnet das Vorkommen und die Entwicklung dieser Abbildungen detailliert nach.

 

Die ganze Studie (auf Englisch) mit weiteren Illustrationen und interessanten Erläuterungen ist unter folgendem Link frei verfügbar: https://doi.org/10.30682/aldro2401m