Instandsetzung Kongresshaus und Tonhalle
Nach vierjähriger Bauzeit sind Kongresshaus und Tonhalle Zürich wieder unter einem Dach an angestammter Lage am Zürichsee vereint. Das Architekturteam der Arbeitsgemeinschaft Boesch Diener hat mit seinen gekonnten Eingriffen Tradition und Moderne verbunden.
- Bauherrschaft
Kongresshaus-Stiftung Zürich - Bauherrenvertretung
Amt für Hochbauten - Architektur
ARGE Boesch Diener
Elisabeth & Martin Boesch Architekten, Zürich
Diener & Diener Architekten, Basel - Baumanagement
Jaeger Baumanagement AG, Zürich - Landschaftsarchitektur
Vogt Landschaftsarchitekten, Zürich - Bauingenieurwesen
Conzett Bronzini Partner AG, Chur - HLKS-Ingenieurwesen
Gruenberg + Partner AG, Zürich - Elektro-Ingenieurwesen
HKG Engineering AG, Schlieren
- Auswahlverfahren
Planerwahl, 2011 - Politischer Prozess
abgeschlossen - Objektkredit
CHF 165 Mio. - Krediterhöhung
CHF 9,4 Mio. - Bauzeit
2017 – 2021
Das Kongresshaus und die Tonhalle sind für die Stadt Zürich von hoher kultureller, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Bedeutung. Seit der Einweihung des Ensembles im Jahr 1939 wurden mehrere Um- und Einbauten vorgenommen – stets mit dem Ziel der Optimierung der unterschiedlichen Nutzungseinheiten, was sich zulasten der ursprünglichen lichten festlichen Atmosphäre und Eleganz auswirkte.
Baudokumentation
Erfahren Sie mehr über die Instandsetzung Kongresshaus Tonhalle. Die Baudokumentation gibt in kompakter Form Einblick, was genau gemacht wurde und wie die Gebäude heute aussehen.
Attraktiv für die Zukunft – Tradition und Moderne vereint
Mit der Instandsetzung, den sorgfältigen Umbauten und der Erneuerung der denkmalgeschützten Bausubstanz ist die ursprüngliche Qualität des Kongresshaus-Tonhalle-Ensembles wieder sicht- und erlebbar.
Im Bereich Kongresshaus ist die Entfernung des Panoramasaals der markanteste Eingriff. Diese Massnahme hat die Ausgestaltung des frei zugänglichen Restaurants mit Seeblick und grossflächiger Terrasse im ersten Obergeschoss ermöglicht, das als neuer Treffpunkt auch der Stadtbevölkerung zugutekommt. Durch diese Massnahme hat man auch vom Konzertfoyer und vom Kongresssaal Blick auf den See und die Berge sowie einen direkten Zugang zur Terrasse. Der bestehende Gartensaal wurde zu einem neuen Foyer umgestaltet und im Erdgeschoss entstanden neue Seminarflächen. Durch die angepasste und hindernisfreie Erschliessung wurden die bestehenden Seminarräume besser eingebunden und die Entfluchtungswege verringert. Die Gebäude- und Veranstaltungstechnik wurde vor und hinter den Kulissen auf den neusten Stand gebracht, so dass ein zeitgemässer Betrieb dieses Kongresshauses mit modernster Veranstaltungstechnologie möglich ist. Das Kongresshaus Zürich ist überdies als klimaneutraler Veranstaltungsort zertifiziert.
Mit der neuen ewz-Seewasserzentrale (Wärmepumpe und Gas) wird der gesamte Escherwiese-Seewasserverbund gespiesen. Der Anteil erneuerbarer Energie kann zur Wärmeerzeugung von 20 Prozent auf 70 Prozent erhöht werden. Diese komplexen Arbeiten zur Verlegung und Vergrösserung der Anlage fanden unter laufendem Betrieb statt.
Verflechtung von Architektur und Natur
Die Natur war im Kongresshaus und der Tonhalle immer ein wichtiges Gestaltungselement. Den bestehenden Elementen wurde bei der Instandsetzung zu neuem Leben verholfen: Frische Bepflanzungen setzen den Gartenhof, den Wintergarten und das Blumenfenster bei der Bar in Szene. Im Blumenfenster im Gartensaal hat das Künstlerpaar Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger den «Maskenball der Biodiversität» inszeniert, eine fantastische Pflanzen- und Tierwelt mit überbordender Artenvielfalt.
Restaurierung Grosse Tonhalle
Auch für die erfolgreiche Zukunft der Tonhalle waren langfristige, nachhaltige Investitionen notwendig. Die Restaurierung der Grossen Tonhalle verfolgte das Ziel einer Annäherung an den Zustand von 1895. Die Echtvergoldungen, die Stuckmarmoroberflächen der Säulen, die Kronleuchter und die auf Leinwand gemalten Deckenbilder aus dieser Zeit lassen den Saal heute in seinem ursprünglichen Glanz erscheinen. Neben der umfassenden Restaurierung des grossen Saals entstanden zeitgemässe Räume für die Musikerinnen und Musiker sowie für die Angestellten. Der Saal wurde zudem mit einer audiovisuellen Infrastruktur ausgestattet, die dem Bedürfnissen nach Streamings gerecht wird.
Bewegte Entstehungsgeschichte
Das denkmalgeschützte Gebäudeensemble hat eine bewegte Planungs- und Entstehungsgeschichte. Die Tonhalle wurde von 1893 bis 1895 nach den Plänen von dem auf Theaterbauten spezialisierten Wiener Architekturbüro Fellner & Helmer errichtet. Der «Trocaderobau» stand zusammen mit dem gegenüberliegenden Stadttheater von 1890/91 (heutiges Opernhaus) als Zeichen für die damaligen Repräsentationsbedürfnisse des aufkommenden Bürgertums. Im Zuge gesellschaftlicher Veränderungen und mit dem Aufkommen neuer gestalterischer und funktionaler Ansprüche an Bauwerke der damaligen Zeit wurde bereits in den 1920er-Jahren erwogen, das Gebäude abzubrechen. Mit dem Bedürfnis nach einem Zürcher Kongresshaus konkretisierten sich diese Pläne während der Planung der Schweizerischen Landesausstellung. Das Kongresshaus sollte an zentraler Stelle stehen, ein zeitgemässes architektonisches Meisterwerk werden und bis zur Eröffnung der Landesausstellung im Jahre 1939 erstellt sein. Das Gebäude musste unter hohem Zeitdruck gebaut werden. Die Baubedingungen waren alles andere als einfach. Aus architektonischen, akustischen und nicht zuletzt finanziellen Überlegungen heraus wurde beschlossen, die beiden qualitätsvollen Kernstücke des Altbaus – der grosse und kleine Tonhallensaal sowie das Vestibül samt Vorhalle – stehen zu lassen. Der Rest wurde im Jahre 1937 rückgebaut. Das mit dem Neubau betraute Architekturteam Haefeli Moser Steiger legte eine neue Struktur über die bestehende. Sie betrachteten den Altbau als integrierenden Teil des Neubaus nach der Prämisse des «Weiterbauens» am bereits Bestehenden