Ersatzneubau Restaurant Fischerstube
Das Restaurant Fischerstube setzt in spektakulärer Uferlage an der Spitze des Zürichhorns einen besonderen Akzent: Der Holzbau ruht auf Pfählen über dem Wasser. Er ist Teil des historisch bedeutsamen Gebäudeensembles aus der Landi-Zeit von 1939. Dieses musste aufgrund des schlechten baulichen Zustands grundlegend erneuert werden. Aus raumplanerischen Gründen handelt es sich bei der Fischerstube um einen wesensgleichen Ersatzneubau.
- Bauherrschaft
Stadt Zürich - Eigentümervertretung
Liegenschaften Stadt Zürich (Bauten)
Grün Stadt Zürich (Grundstück) - Bauherrenvertretung
Amt für Hochbauten - Architektur
Architekturbüro Patrick Thurston, Bern - Landschaftsarchitektur
Müller Wildbolz Partner, Bern
- Auswahlverfahren
Architekturwettbewerb im selektiven Verfahren nach SIA 142, 2009 - Politischer Prozess
abgeschlossen - Objektkredit
CHF 23,867 Mio. (davon gebundene Ausgaben: CHF 5,227 Mio.)
- Bauzeit
2019 – 2021
Das am Zürichseeufer gelegene, kulturhistorisch bedeutsame Gebäudeensemble im Quartier Riesbach musste grundlegend erneuert werden. Dessen Bauten haben eine unterschiedliche Entstehungszeit: Die Fischerstube, ein Restaurant auf Pfählen im See, und die kleinere Fischerhütte, gehörten zu den Wahrzeichen der Landesausstellung von 1939. Das Gartenbuffet kam 1940 dazu. 1956 wurde die Fischerstube nach einem Brand in gleicher Form, aber mit anderen Materialien wieder aufgebaut. Die vom Feuer verschonte Fischerhütte blieb teilweise noch im Originalzustand erhalten. Das Gartenbuffet wurde 1978 in der heutigen Form ausgebaut.
Nach all den Jahren waren das Restaurant Fischerstube und das Gartenbuffet in einem so schlechten Zustand, dass sie abgebrochen und durch Neubauten ersetzt werden mussten. Die Fischerhütte hingegen konnte instandgesetzt und mit einer neuen Pfählung versehen werden. Im unmittelbaren Umfeld der Bauten wurde zudem die Parkanlage mit dem Ententeich, der Bogenbrücke sowie die Uferverbauung instandgesetzt und die Werkleitungen ersetzt.
Baudokumentation
Erfahren Sie mehr über den Ersatzneubau Restaurant Fischerstube. Die Baudokumentation gibt Einblick in die Umsetzung dieser speziellen Bauaufgabe.
Eine subtile Verbindung von Handwerk und Hightech
Das Ensemble der Fischerstube zog wegen seiner einzigartigen Lage am See schon immer viele Gäste an – Einheimische genauso wie Touristinnen und Touristen. Deshalb sollte im Zuge der Erneuerung das Restaurant künftig als Ganzjahresbetrieb geführt werden. Der Ersatzneubau musste aufgrund des Raumplanungsgesetzes (Bauen in der Freihaltezone) und aus denkmalpflegerischen Gründen wesensgleich mit dem Altbau sein und gleichzeitig einen modernen Gastronomiebetrieb ermöglichen. Um den hohen Anforderungen gerecht zu werden, hat das Amt für Hochbauten 2009 einen Architekturwettbewerb durchgeführt, den das Architekturbüro Patrick Thurston aus Bern für sich entschied.
Mit der neuen Fischerstube ist es dem Architekturbüro Patrick Thurston gelungen, die Werte der «Landi-Architektur» in einen neuzeitlichen Bau zu übersetzen. Der Ersatzneubau verbindet auf subtile Weise Handwerk und Hightech: Aussen ein Pfahlbauerhaus, innen ein moderner Gastronomiebetrieb mit einer unterirdisch angedockten, komplexen Haustechnik. Weil unter dem Schilfdach keine Haustechnik möglich war, wurde ein unterirdischer Medienkanal gebaut, der die Fischerstube mit dem Gartenbuffet verbindet. Es enthält im Obergeschoss die Gebäudetechnik für alle drei Bauten.
Das Restaurant mit Seeblick bietet mit dem offenen Stabgewölbe auch im Inneren des Gastraums einen Blickfang. Die Arbeit stammt von Urs Beat Roth aus Zürich, der als Künstler, Mathematiker und Architekt mathematisch generierte Formen entwickelt. Sein Werk nimmt Bezug auf die gewölbte Schilfdecke des Originalbaus von 1939. Gleichzeitig wird dadurch die Technik wie Sprinkler und Leitungen geschickt kaschiert.
Bei der kleineren Fischerhütte erstrahlen die originalen Malereien an den Deckenbalken durch die Restaurierung in neuem Glanz. Technische Elemente für die Nutzung als Seminarraum sind auch hier diskret integriert. Das neue Gartenbuffet mit dem charakteristischen Schindeldach komplettiert das bauliche Ensemble. Im Erdgeschoss ist die Gastronomie-Infrastruktur als Selbstbedienung und mit separatem Kiosk sowie eine öffentliche «ZüriWC»-Anlage untergebracht.
Der Ententeich im Kleid von 1959
Zum Ensemble der Fischerstube gehört auch der umgebende Park- und Erholungsraum. Der Ententeich stand bereits an der Landi 1939 in räumlich enger Beziehung zu den nahen Gebäuden. Für die Schweizerische Gartenbau-Ausstellung 1959 (G59) wurde er als «Nymphenteich» mit seinen charakteristischen runden Trittsteinen umgestaltet. Der denkmalgeschützte Teich wurde mitsamt der anschliessenden Bogenbrücke saniert und die ursprüngliche Gestaltung der G59 wiederhergestellt. Dafür wurde die Teichsohle neu abgedichtet, die nachträglich angelegten Pflanzentröge entfernt und das dichte Buschwerk, das vor allem aus Bambus bestand, ausgelichtet. Der Übergang zu den angrenzenden Rasenflächen wurde offen gestaltet, die Staudenpflanzungen am Ufer nach historischem Vorbild gepflanzt und der Baumbestand ergänzt.
Auch der aus den 1950er-Jahren stammende Uferbereich zum Zürichsee wurde umfassend instandgesetzt. Die Natursteinverbauung wurde in einer Abfolge von der Stützmauer bis zur flachen, mit Wildstauden bepflanzten Böschung ausgeführt. Der Gehölzgürtel zwischen Gartenterrasse und See wurde entfernt, damit der Blick der Besuchenden wieder über den See und bis zu den Glarner Alpen schweifen kann.
Architekturwettbewerb
Zur Qualitätssicherung von Neubauten setzt das Amt für Hochbauten auf den Architekturwettbewerb. Im Jahr 2009 wurde ein einstufiger, anonymer Architekturwettbewerb im selektiven Verfahren gemäss Ordnung für Architektur- und Ingenieurwettbewerbe SIA 142 (Ausgabe 1998) mit 6 Teams durchgeführt. Für Preise, Ankäufe und feste Entschädigungen standen 110 000 Franken (exkl. MwSt.) zur Verfügung. Jedes Team erhielt 14 000 Franken als fixe Entschädigung.
In den Schlussfolgerungen des Juryberichts wird festgehalten: "Mit der Wahl des Siegerprojekts «FISCHERS LUST» fand das Preisgericht eine adäquate Antwort auf der Suche nach Wesensgleichheit zur ursprünglichen Fischerstube, was nicht einfach eine Rekonstruktion des Vergangenen bedeutet, sondern eine sensible und intelligente Auseinandersetzung mit den Werten der «Landi-Architektur» und ihre Übersetzung in einen neuzeitlichen Bau."
FISCHERS LUST
1. Rang / 1. Preis
- Architektur
Architekturbüro Patrick Thurston, Bern