Das städtische Amtshaus I blickt auf eine lange Geschichte zurück. Sein Haupttrakt wurde 1771 von Gaetano Matteo Pisoni als bürgerliches Waisenhaus in repräsentativer, spätbarocker Architektur erstellt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde es durch Gustav Gull als Teil des städtischen Verwaltungsensembles eingebunden und in ein Polizei-Hauptquartier umgewandelt. Ein neues Sockelgeschoss und ein U-förmiger Anbau kamen hinzu sowie ein brückenartiger Verbindungstrakt, der die Amtshäuser I und III im 3.Obergschoss miteinander verbindet. Später folgten weitere Umbaumassnahmen, welche die innere Struktur des Gebäudes stark veränderten.

Neue Raum-Bedürfnisse, eine dringend benötigte Einsatzzentrale mit angegliederter Führungsinfrastruktur sowie umfassende neue Verkabelungen machten 2008 einen erneuten inneren Umbau notwendig. Die Architekten Nik Biedermann und Dimitri Kaden zielten in ihrem Umbaukonzept darauf, die stark beeinträchtigte Struktur und Qualität der historischen Räume soweit wie möglich wieder erfahrbar zu machen und die neuen Einbauten reversibel in den Bestand einzufügen.

Die Büroräume erhielten neues Eichenparkett mit kaum sichtbaren Bodenkanälen. Die Wände wurden - mittels Wandfries und bemalter Straminbespannung – wieder horizontal gegliedert, die historischen Fenster mit einer schichten Holzlaibung eingefasst. Grössere Arbeitsräume wurden durch raumhaltige Leichtbauwände unterteilt. Die aufwändigsten Eingriffe erfolgten jedoch im Lichthofeinbau des Gebäudes: dort entstand die neue Einsatzzentrale der Stadtpolizei, ein dicht mit Monitoren und Bildschirmen ausgerüstetes Technikgehäuse. Vier ungleich grosse Glaskörper in den Ecken bringen Helligkeit und lassen den Lichthof wieder spürbar werden. Ein Führungsraum schliesst direkt an die Einsatzzentrale an und besetzt den Platz der einstigen Treppenhalle. Der Einbau eines neuen Personalrestaurants im 3. Obergeschoss des Amtshaus III war ebenfalls Teil der Umbaumassnahmen. Schlichte halbhohe Einbauten aus Eichenholz gliedern den beidseitig belichteten Raum in gemütliche Nischen. Die Wände sind hell geschlämmt und mit schimmernden Ornamenten geschmückt.

Eine rundum gelungene Erneuerung, die mit viel Fingerspitzengefühl Altes mit Neuem verbindet und dem Amtshaus I seine geschichtsträchtige Ambiance zurückgibt.

• Bauherrschaft: Stadt Zürich
• Eigentümervertretung: Immobilien Stadt Zürich
• Bauherrenvertretung: Amt für Hochbauten
• Architektur: Nik Biedermann Architekt (Federführung)
  mit Dimitri Kaden Architekten, Zürich
• Erstellungskosten: 25.3 Mio. Franken
• Bauzeit: 2006 – 2009