Grossmünsterplatz 2007
Die 2007 am Grossmünsterplatz durchgeführte Ausgrabung ergab Aussergewöhnliches: Zwei grosse, mit menschlichen Knochen gefüllte Gruben und ein Paar Ohrringe aus Gold.
Friedhof, Beinhäuser und Knochengruben
Während Jahrhunderten wurden auf der Terrasse um das Grossmünster Tote beerdigt. 1786 fanden im Grossmünsterfriedhof letztmals Bestattungen statt. Bis heute sind im Boden zahlreiche Gräber erhalten geblieben.
Es war daher vor Beginn der Grabung am geplanten Standort von Unterflurcontainern damit zu rechnen, auf menschliche Knochen zu stossen. Die angetroffene Menge übertraf dann aber sämtliche Erwartungen: Tausende von Gebeinen, dicht an dicht in zwei Gruben gefüllt, die bis in eine Tiefe von 3 Metern reichten. Die Knochen waren zuvor in Beinhäusern sichtbar aufbewahrt worden. Nach der Reformation von 1524 gab man in Zürich diese Form des Totenkultes auf. Die Knochen wurden am Rand des Friedhofs in Gruben versenkt und die Beinhäuser abgebrochen. Bei der Grabung 2007 wurden Knochen mit einem Gesamtvolumen von 14 Kubikmetern gehoben. Sie wurden nach der anthropologischen Begutachtung im Friedhof Sihlfeld wieder beigesetzt.
Das um 1500 entstandene Altarbild von Hans Leu d. Ä. zeigt neben dem Südturm des Grossmünsters ein kleines Beinhaus. (Repro BAZ)
Goldene Ohrringe
In einer Erdschicht über der Knochengrube lag ein Paar Ohrringe aus Gold. Der mit kleinen weissen und grünen Kügelchen aus Email besetzte Schmuck stellt mit seiner zierlichen Machart ein Meisterwerk der Goldschmiedekunst dar.
Art und Fundlage zeigen, dass die Schmuckstücke im 17. Jahrhundert einer Person mit ins Grab gegeben wurden. Beide Ohrringe weisen am Verschluss kleine Ösen auf. Diese könnten zwei Gehänge getragen haben, von denen allerdings jede Spur fehlt. Waren sie entfernt worden, bevor der Schmuck in den Boden gelangte? (Foto AfS/Archäologie)