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CONVIVIUM

Antrag zur Überarbeitung

  • Architektur
    ARGE horisberger wagen architekten gmbh,
    Zürich mit wild bär heule Architekten AG, Zürich,
    c/o Binzstrasse 39, 8045 Zürich
  • Verantwortlich
    Detlef Horisberger & Ivar Heule
  • Mitarbeit
    Markus Achermann, Christian Huber, Mario Wagen, Sabine Bär, Ann-Kathrin Böttger, Bastian Wittmann
  • Landschaftsarchitektur
    Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG,
    Freyastrasse 20, 8004 Zürich
  • Verantwortlich
    Andreas Geser
  • Mitarbeit
    Andreas Geser, Adrien Erny, Marco Aspes, Gabriel Herrgott
  • Baumanagement
    Takt Baumanagement AG, Zürich
  • Gebäudetechnik
    Waldhauser + Hermann AG, Münchenstein
  • Bauphysik & Akustik
    BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH, Zürich
  • Tragwerk & Brandschutz
    Timbatec Holzbauingenieure Schweiz AG, Zürich

Als Antwort auf den Genius Loci der Steiner’schen Gartenstadt Schwamendingen entwickelt das Projektteam einen rund 170 Meter langen Baukörper, der sich aus einer Art stranggepresster Schnittfigur herleitet und alle Nutzungen in einem einzigen Baukörper versammelt.

Der Baukörper besetzt den Ort mit einer beachtlichen Dimension. Die seitliche Setzung auf dem Areal ermöglicht es, eine grosszügige Grünfläche freizuspielen. Gleichzeitig strapaziert sie die für Schwamendingen charakteristischen Elemente der hohen Durchlässigkeit und der vielfältigen Sichtbezüge. Auf der Seite der Schörlistrasse schiebt sich das Gebäude sehr weit in den Strassenraum. Somit beeinträchtigt es den Baumbestand, der das Areal einfasst, und die Schule tritt strassenbegleitend in Erscheinung, was nicht überzeugt. Der durchgehend gleich hohe und ungegliederte Baukörper lotet Grenzen aus: Kann er sich in die feingliedrige Umgebung einordnen? Lässt sich das geforderte Programm qualitätsvoll in einem Gebäude unterbringen? Die geschickt entwickelte Schnittfigur fasziniert im Hinblick auf ihr repräsentatives Potential für ein neues Schulgebäude. Ob sie sich für eine Gesamtschule mit 950 Kindern und 500 Lehrpersonen eignet, wird insbesondere angesichts der Erschliessung im Erdgeschoss bezweifelt: Kann ein einziger Haupteingang mit langen internen Erschliessungsgängen zu den Treppenhäusern ein angenehmes Ankommen und «Willkommen-heissen» von so vielen Menschen schaffen? Offen bleibt auch die Frage, ob eine stärkere Strukturierung von Höhe, Baukörper und Fassade nötig ist, damit sich das Gebäude genügend in die Morphologie des Quartiers integrieren und eine höhere gesellschaftliche Akzeptanz schaffen kann. Insbesondere der Gliederung ist in der Überarbeitung Beachtung zu schenken, um unter anderem folgende Fragen zu beantworten: Wo befinden sich die Eingänge? Wie erkennen die Kinder, welches «ihr» Eingang ist? Wie können sich die Kinder entlang der sehr gleichförmigen Fassade orientieren? Welche architek-tonischen Elemente vermitteln zwischen dem sehr grossen Haus und dem Massstab der Kinder? Die hölzerne Materialität prägt den Ausdruck sowohl im Innern als auch an der Fassade und stärkt glaubhaft das von den Verfassenden stipulierte Bild eines «topografischen Stadtmöbels».

Die Dachlandschaft beherbergt diverse Aussenräume auf verschiedenen Niveaus, die spannende Raumfolgen in der Vertikalen bieten. Ob diese attraktiven Aussenräume am Abend und an den Wochenenden auch dem Quartier zur Verfügung stehen werden, ist allerdings fraglich. Auch die überdachten Aussenbereiche auf beiden Längsseiten unter der Auskragung im Erdgeschoss können wertvolle Pausenbereiche bieten. Die Jury vermisst jedoch auf der Ebene des Erdgeschosses weitere öffentliche, für das Quartier nutzbare Freizeitbereiche und Spielmöglichkeiten.

Es ist unverständlich, dass der wohlproportionierte und stimmungsvolle Raum zwischen Neubau und Tramstrasse für Laufbahn und Parkierung genutzt wird. Stattdessen würde man sich hier einen Ankunftsplatz mit angemessener Aufenthaltsqualität wünschen. So klar die Aussenräume auch gegliedert sind, so erscheinen sie durch eine zu pragmatische Aneinanderreihung der Funktionsbereiche, wie z.B. aller Allwetterplätze und des Rasenspielfelds, in gewisser Weise monoton. Weitere transversale Querungen durch das Volumen würden die Orientierung und die Anbindung ans Quartier verbessern. Leider wird das Potential, das im räumlichen Dispositiv durchaus enthalten ist, in der konkreten Ausgestaltung nicht ausgeschöpft.

Der Hauptzugang erfolgt im Bereich eines zweigeschossigen Durchstichs von der Tramstrasse her, weitere sekundäre Zugänge erfolgen sowohl aus den Freiflächen wie an den Gebäudeenden. Somit verbindet sich die neue Schule selbstverständlich mit dem Ort und etabliert eine klare räumliche Ordnung. Die Zufahrt zur Tiefgarage erfolgt im Westen über die Schörlistrasse, wo sich auch die Anlieferung für die Küche befindet. Die wichtige Zu- und Wegfahrt für die Kinderbusse der SKB führt über einen Stich neben dem Hauptzugang an der Tramstrasse, was im täglichen Betrieb zu einer wohl unerwünschten Kreuzung mit den Bewegungen der Schulkinder führen könnte. Neben den Lufträumen der Turnhallen und der Schwimmhalle finden sich im Erdgeschoss die zu einem Cluster verbundenen Mensen von Primar- und Sekundarschule, während jene für die SKB separiert im 1. Obergeschoss zu finden ist. Im 1. Obergeschoss, wo die vier Bereiche von Primarschule, Sekundarschule, SKB und Musikschulkonservatorium auf selbstverständliche Art zusammenkommen, entfaltet sich eine reiche, geschützte Welt mit sich durchdringenden Innen- und Aussenräumen, die einen täglichen Mehrwert für den Schulalltag verspricht. Allerdings bemängeln die Schulverantwortlichen die Ausrichtung von vollwertigen Unterrichtsräumen auf einen Hof ohne Blick nach aussen. Im 1. Obergeschoss finden sich auch alle Treppen zu den weiteren Obergeschossen, in denen – organisiert in die geforderten Cluster – sämtliche Klassenräume der drei verschiedenen Schulen zu finden sind. Die vier Turnhallen sowie die Schwimmhalle besetzen mit ihrem Luftraum das Erdgeschoss, erhalten somit Tageslicht und reichen zwei Geschosse unter Terrain. Die Zugänge sind auch ausserhalb der Unterrichtszeiten von aussen über direkt bei den Eingängen liegende Treppen gewährleistet. Die Garderoben liegen kompakt im 1. Untergeschoss, die Spielebene im 2. Untergeschoss erfüllt alle Anforderungen. Die Eingangshalle im Erdgeschoss gibt den Blick frei in die Turnhalle und dient als Erschliessung für die Zuschauergalerie, was sowohl im Alltag als auch im Wettkampfmodus zu einer spezifischen räumlichen Atmosphäre beiträgt. Die grossen zusammenhängenden Flächen mit der logischen Erschliessung bieten Spielräume für künftige Entwicklungen und stellen einen tatsächlich nachhaltigen Lebenszyklus in Aussicht. Ein zwingend notwendiger, abschliessbarer Bereich für das MKZ ist nicht ausgewiesen. Des Weiteren fehlt im Erdgeschoss ein klarer Ankunftsraum für die SKB.

Die Konstruktion folgt einer zukunftsfähigen Perspektive und reduziert den CO2-intensiven Betonanteil auf die Bereiche des Untergeschosses und der Aussteifung. Offen bleibt, ob die auskragenden Unterzüge in Holz einer verschärften Diskussion über die Dauerhaftigkeit der Fassaden standhalten. Die Klärung der statischen Fragen, die im Rahmen der Vorprüfung festgestellt wurden, hätten wohl Auswirkungen auf die Grundrissdisposition. Aufgrund der vergleichsweise grossen Verkehrsflächen und dem bedeutenden Terrassenanteil liegen die ökonomischen Kennziffern über dem Durchschnitt der Projekte der engeren Wahl und weichen deutlich von den zu erreichenden Kostenvorgaben ab.

Das Projekt CONVIVIUM ist in vielen Bereichen auf hohem Niveau entwickelt. Die starke Präsenz des Gebäudes aufgrund seiner durchgehenden Länge und Höhe wird von der Jury sowohl auf städtebaulicher Ebene als auch bezüglich der Akzeptanz im Quartier kontrovers diskutiert. Trotz der beschriebenen Mängel zeigt das Projekt eine beeindruckende architektonische Identität. Die Innenwelt ist reich, die Materialisierung des Baukörpers glaubhaft.

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