Skulpturen von Annemie Fontana
«Sunrise» und «Sitzmuschel» werden restauriert
Die beiden grossen Plastiken der Zürcher Künstlerin Annemie Fontana (1925-2001) – die «Sitzmuschel» (1972) in der Badi Mythenquai in Zürich-Enge und «Sunrise» (1974) im Hardhof in Zürich-West – sind in die Jahre gekommen. Beide Werke bestehen aus glasfaserverstärktem ungesättigtem Polyester, ein Material, das ganz im Sinne der damaligen Zeit steht. Wind und Wetter aber auch mechanische Ausseneinwirkungen haben den Plastiken arg zugesetzt, weshalb eine umfassende Restaurierung notwendig wurde. Bevor jedoch überhaupt fachmännisch Hand angelegt werden kann, müssen beide Werke vollständig austrocknen. Aus diesem Grund wurden die beiden über 40jährigen Plastiken Ende April 2015 demontiert und in eine Lagerhalle in Fribourg überführt, wo sie nach dem Austrocknen durch den Restaurierungsexperten für Polyester, Marc Egger, diesen Sommer restauriert werden.
Voraussichtlich im Herbst werden die beiden Plastiken wieder an ihren bisherigen Standorten in neuer Frische zu bestaunen sein.
Sunrise
Annemie Fontana (1925-2002)
«Eine Frau, die Talent hat und den starken Wunsch, etwas aus ihren Gaben zu machen, weiss instinktiv, was sie zu tun hat. Und keine Macht der Welt wird sie daran hindern, es zu tun.» Zitat: Annemie Fontana, 1970
Von 1941 bis 1944 absolvierte Annemie Fontana widerwillig eine Schneiderinnen-Lehre im Haute-Couture-Atelier von Gaby Jouval. Diese Ausbildung sollte ihr ein sicheres Einkommen ermöglichen. Gleich anschliessend genoss sie von 1944 bis 1950 eine Ausbildung als Keramikerin bei der Firma Gebrüder Müller in Luzern. Im Anschluss daran arbeitete sie zwei Jahre für einen Architekten als Modellbauerin.
Gleich nach der Ausbildung 1950 bezog Annemie Fontana ihr erstes Atelier in der «Alten Mühle» an der Mühlebachstrasse und bildete sich dort bis 1955 autodidaktisch in Bildhauerei weiter. Ab 1951 nahm sie regelmässig an den Weihnachtsausstellungen im Helmhaus teil. 1956 bekam sie ein eidgenössisches, 1958 erhielt sie ein Stadtzürcher Stipendium. Im gleichen Jahr wurde sie zur Ausstellung «Junge Zürcher Künstler» eingeladen. Nach den Plänen und unter der Leitung von Alois Carigiet fertigte sie während zwei Jahren ein Wandmosaik in der Technischen Berufsschule Zürich an. Dafür sammelte sie selbständig Steine und schliff sie zurecht. Es war die erste Arbeit als Künstlerin, die ihr vollständig den Lebensunterhalt sicherte. Daraufhin verkaufte sie entschlossen ihre Nähmaschine und verabschiedete sich von ihrem Hauptberuf als Schneiderin. 1962 erhielt sie ein Stipendium des Kantons Zürich. Annemie Fontana starb am 25. Oktober 2002 in Zürich.
Neben Einzel- und Gruppenausstellung in der Schweiz wurde sie auch zu einigen internationalen Gruppenausstellungen in Florenz (1967), Den Haag (1968), Tel Aviv (1972), Haifa, Jerusalem, Budapest, Antwerpen (1973), Lindau (1977) und nochmals Budapest (1978) einge-laden. Zu ihren Werken gehören unter anderem Tierplastiken, abstrakte Polyester-Skulpturen («Phantome» genannt), grosse Skulpturen aus Metall und Polyester, Metallköpfe, sowie bildliche Werke wie Graphiken und Siebdrucke.
Sitzmuschel