Einsatz unter Spannung
An den Wortlaut der Einsatzmeldung kann ich mich nicht mehr genau erinnern – an den Anblick, der uns erwartete, als wir von der Seebahnstrasse in die Hohlstrasse einbogen, dafür umso besser: Auf der Baustelle des neuen Polizei- und Justizzentrums Zürich (PJZ) standen zwei Stahlcontainer auf einer provisorischen Holzterrasse, wobei aus einem der beiden meterhohe Flammen schossen.
von Toby Merkli
Tönt aus Feuerwehrsicht nicht ganz so spektakulär, wenn aus dem brennenden Container nicht auch noch armdicke Stromkabel in Richtung Baustelle verlaufen wären. Zu diesem Zeitpunkt war uns nicht klar, ob wir es hier mit einem Generator zu tun hatten, der nur dann Strom liefert, wenn er läuft, oder doch mit einem Transformator (Trafo), der unter Dauerstrom steht. So oder so - anhand der Dicke der Kabel konnten wir davon ausgehen, dass der von ihnen ausgehende Strom in hoher Spannung und grosser Stärke fliessen musste. Ganz ehrlich? Wenn man aus relativ naher Distanz mit über 200 Liter Wasser pro Minute auf ein Objekt schiessen soll, das vermutlich mit mehreren 1000 Volt unter Spannung steht, ist einem schon etwas mulmig zumute. Die Tatsache, dass in regelmässigen Abständen heftige Explosionen folgten, die massive Stichflammen auslösten, machte es nicht besser.
Aufgrund der unklaren Situation konzentrierten wir uns vorerst auf das Halten des danebenstehenden Zwillingscontainers sowie auf die Holzterrasse, welche stellenweise bis zu drei Meter über den Boden reichte. Wäre diese abgebrannt und einer der Container runtergestürzt, hätte der Einsatz noch unberechenbarer werden können.
Zum Glück trafen schon bald die Fachleute des EWZ und ein Verantwortlicher der Baustelle ein. Sie bestätigten zwar, dass es sich um eine Trafostation handelte, die den Strom für die gesamte Baustelle bereitstellte, versicherten uns aber gleichzeitig, dass die Anlage stromlos sei. Somit konnten wir mit den eigentlichen Löscharbeiten beginnen. Doch auch diese gestalteten sich schwieriger als erwartet: Immer, wenn wir das Gefühl hatten, den Brand unter Kontrolle zu haben, kam es zu erneuten Explosionen und der Container stand wieder im Vollbrand. Wie sich später herausstellte, enthielt der Transformator mehrere Ölkühler, die sich wie bei einem Dominoeffekt gegenseitig erhitzten – sobald einer davon barst, löste das austretende Öl ein erneutes Flammeninferno aus. Da der Container nur eine kleine Öffnung aufwies und wir deshalb mit dem Wasser zu wenig gezielt auf die Kühler einwirken konnten, gelang es uns nicht, diese Kettenreaktion zu stoppen. Also kühlten wir den Container, die Terrasse und die Umgebung, bis der letzte Ölkühler platzte und dem Feuer die Nahrung ausging. Somit war unsere Arbeit getan – wir rückten in die Wache ein und die Spezialisten/-innen des EWZ begannen noch in der Nacht damit, eine Stromnotversorgung aufzubauen.
Wie ich später aus den Medien vernahm, war dem Brand ein feuerwerkartiges Spektakel vorausgegangen. Starkstromlichtbögen, Flammen und grosse Funken sprühten noch kurz vor unserem Eintreffen aus dem Trafo, worauf das ganze Quartier dunkel wurde. Mein Fazit? Ein durch und durch «spannender» Einsatz!