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Der Wellnesstempel

Als sich Berufsretter Toby und seine Kollegen nach eingegangenem Wasseralarm in Richtung Einkaufs- und Freizeitzentrum Sihlcity aufmachten, wussten sie noch nicht, dass sie eine schweisstreibende Arbeit im Technikraum des Wellnessbereichs erwarten würde. Wie sie sich geschlagen haben und ob Toby seit diesem Erlebnis noch genauso gerne Wellness macht wie zuvor, erzählt er Ihnen in seiner Einsatzgeschichte.

Der Wellnesstempel
Illustration: Daniel Müller

Von Toby Merkli

«Wasser im Gebäude», so die Meldung, die uns kurz nach 18 Uhr in der Wache Süd erreichte. Zielort war das Einkaufs- und Freizeitzentrum Sihlcity – ein imposanter Gebäudekomplex, der feuerwehrtechnisch eine interessante und zugleich anspruchsvolle Herausforderung darstellt und den wir bereits im Rohbau besichtigen durften. Mit dem eingegangenen Wasseralarm lernte ich nun weitere, mir zuvor unbekannte Räumlichkeiten in dem gigantischen Bau kennen. 

Vor Ort nahm uns der Technische Dienst in Empfang und führte uns in die oberen Etagen des Gebäudes. Dort angekommen, standen wir vor den Türen eines Fitnesscenters mit Wellnessbereich. Dass es in einem Wellnessbereich Wasser gibt, ist an und für sich nichts Besonderes. Dass die Wellnesszone bereits im Technikraum mit Boilern, Dampfgeneratoren und Lüftungen anfängt, hingegen schon! Das heisse Wasser flutete bereits den ganzen Boden des Technikraums um etwa zehn Zentimeter.

Normalerweise wäre dies ein ganz normaler Einsatz und keine grosse Sache: Tauchpumpe reinstellen und mit dem Wassersauger das «Finish» machen. Aber eben – hätte, wäre, wenn! Denn da waren zwei nicht unwesentliche Kleinigkeiten, die uns das Feuerwehrleben erheblich erschwerten: Zum einen fühlte es sich an wie im Dampfbad, bei Temperaturen um die 50 Grad Celsius und einer gefühlten Luftfeuchtigkeit von fast 100%. Zum anderen war die Technik aus Platzgründen in ein Zwischengeschoss verbannt worden, das eine Miniaturraumhöhe von rund 150 Zentimeter aufwies. Mit meinen 1,80 Metern bin ich zwar kein Hüne, aber dennoch – wie auch meine Teamkollegen – definitiv zu gross, um in diesem Raum aufrecht stehen zu können. 

Eine positive Nachricht gab es zwischenzeitlich trotz allem zu vermelden: Das Wasser konnte gestoppt werden, sodass der Pegel nicht weiter anstieg. Die nächste Herausforderung war jedoch nicht weit, denn einen Abfluss suchten wir vergebens. So kraxelten wir durch den niedrigen Raum, der aus einemLabyrinth von Rohren und Leitungen bestand. Dabei mussten wir höllisch aufpassen, wo wir drüberkletterten. Ich mag zwar Wärme, wollte aber die Grillsaison nicht unnötig früh eröffnen. Zum Glück eilte uns der Technische Dienst rasch zu Hilfe, der sich ja auch ab und zu in diesem Raum bewegen muss. Sie hatten sich dazu kleine Wägelchen gebastelt, die an einen tiefer gelegten Bürostuhl erinnerten. Auf diesen konnten wir relativ bequem sitzend durch den Raum rollen, zwischen den Rohren durchsaugen und bekamen so auch die hintersten Ecken trocken. In der Raummitte stellten wir eine Tauchpumpe auf und leiteten das Wasser so nach draussen in ein Abwasserrohr. 

Aus einer vermeintlichen Bagatelle ergab sich eine mehrstündige, schweisstreibende Büetz. Zum Glück versorgte uns die gute Seele des Technischen Dienstes fortwährend mit kühlen Getränken. Die Ursache konnte übrigens lange nicht gefunden werden und in den kommenden Wochen rückte das Wasserteam der Berufsfeuerwehr noch einige Male ins Sihlcity aus. Ich blieb zum Glück verschont. Wellness mag ich viel lieber im Whirlpool als umringt von heissen Rohren in einem Zwischengeschoss.

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