Bilanzierung von Negativemissionen (NET) im Bauwesen
Bilanzierung von Negativemissionen (NET) im Bauwesen
Zum städtischen Netto-Null-Ziel gehört, dass die Emissionen bis 2035/2040 weitestgehend reduziert werden müssen und der verbleibende Anteil durch Negativemissionen ausgeglichen werden soll. Dabei besteht jedoch noch Unklarheit darüber, welche Negativemissionstechnologien (NET) dafür berücksichtigt werden sollen und wie diese in die städtische Kohlenstoffbuchhaltung einbezogen werden können.
Um diese Frage zu klären, wurde eine Studie durchgeführt, die sich auf die Anwendung von NET im Bauwesen konzentriert. Die Ziele der Studie waren, einen Überblick über NET im Bauwesen zu vermitteln, eine Berechnungsmethode zu entwickeln, die sich in das städtische Reporting einbinden lässt und Empfehlungen an den Auftraggeber und die Baubranche Schweiz zu formulieren.
Die Studie hat gezeigt, dass biogenes und direkt aus der Atmosphäre entferntes CO₂ mindestens 3000 bis 8000 Jahre lang gespeichert werden muss, um einen anhaltend reduzierenden Einfluss auf die maximale mittlere Temperaturerhöhung zu haben. Wenn das CO₂ kürzer gespeichert wird, erlischt die positive Wirkung auf die globale Temperatur mit der Re-Emission des gespeicherten CO₂.
Um die Anrechenbarkeit von Negativemissionen bei Baustoffen auf Basis nachwachsender Rohstoffe zu gewährleisten, braucht es eine rechtlich verbindliche Zusicherung der Permanenz. Bei Baustoffen mit karbonatisierten Zuschlagstoffen ist die Permanenz durch die chemische Bindung gegeben. Bei Pflanzenkohlebeton sollte die langfristige Permanenz durch geeignete Versuche nachgewiesen werden.
Es wird eine Methode für Bilanzierung von Negativemissionen analog SIA 2032 und SIA 2040 aufgezeigt. Dabei kommen dieselben methodischen Setzungen zur Anwendung. Die Norm SN EN 15804:2012+A2:2019 hingegen verlangt auch im Falle einer permanenten Sequestrierung eine ausgeglichene Bilanz von Entnahme und Emission des biogenen CO₂, was einen wesentlichen Mangel dieser Norm darstellt.
Die Studie zeigt auch anhand einiger Beispiele die Potentiale für verschiedene Gebäudetypen auf. Bei der Anrechnung von biogenem CO₂, hat der Holzbau durch seine vielseitige Anwendbarkeit das grösste Potenzial für Negativemissionen. Der Einsatz von weiteren nachwachsenden Rohstoffen in Gebäuden, beispielsweise Stroh oder Hanfkalk, ist vielversprechend, in der Breite jedoch noch wenig realisiert. Hier besteht allenfalls ein Bedarf an angewandter Forschung.
Es ist wichtig, die Beiträge der Negativemissionen strikt von den Treibhausgasemissionen des Gebäudes getrennt zu bilanzieren und auszuweisen. Eine Saldierung auf Baumaterial- und Bauelementebene sollte vermieden werden. Gebäude mit Netto-Null-Treibhausgasemissionen wird es auf absehbare Zeit nicht geben. Sie kommen in Reichweite, wenn die Treibhausgasemissionen der Herstellung von Baustoffen wie Zement, Stahl, Backstein, oder Glas massiv reduziert würden.