Onlinebetrug
Betrüger lieben Kleinanzeigeplattformen
Ein originalverpacktes iPhone 11, ein VW-Golf frisch ab MFK, eine gut erhaltene Chaise Longue: Auf Gratisanzeigeportalen wechseln täglich tausende Güter den Besitzer. Als Verkäufer kann ich ein Inserat aufgeben, ohne dass meine Adressdaten geprüft werden. Das wiederum zieht Betrüger an, die verlockende Angebote platzieren, auf die gutgläubige Käufer hereinfallen.
Hans P.* aus Zürich hat sein iPhone verloren. Nun braucht er rasch ein neues Gerät. Er stösst auf einer solchen Verkaufsplattform auf ein verlockendes Inserat. Ein Anbieter aus Graubünden bietet ein iPhone X 256 GB Silver für 580 Franken an.
Ein Schnäppchen, findet Hans. Er schreibt dem Anbieter ein E-Mail. Dieser bedankt sich für das Interesse und gibt ihm die Kontoverbindungen für die Zahlung an – ein Konto im Ausland. Das Smartphone will der Verkäufer versenden, sobald die vereinbarte Summe bei ihm eingetroffen ist.
Verkäufer antwortet nicht
Hans steigt auf den Deal ein und überweist den Betrag. Als nach einer Woche das iPhone noch nicht bei ihm eingetroffen ist, schreibt er dem Verkäufer ein E-Mail. Er erhält keine Antwort. Zwei Tage später versucht er es erneut. Als dieser nicht reagiert, ruft er den Verkäufer wiederholt an. Doch dieser meldet sich weder am Telefon noch schreibt er jemals zurück.
Jetzt beschleicht Hans ein ungutes Gefühl. Er geht zur Polizei und macht eine Anzeige. Die Aussicht, je wieder an sein Geld zu kommen, ist jedoch verschwindend klein.
Gutgläubigkeit wird ausgenutzt
Das Problem bei Gratisanzeigeportalen ist, dass die Daten der Anbieter nicht verifiziert werden. Das heisst, dass sich Betrüger unter falschem Namen und Kontaktdaten registrieren können. Auch die Kaufabwicklung spielt auf solchen Plattformen den Betrügern in die Hand. Interessenten nehmen direkt mit den jeweiligen Verkäufern Kontakt auf. Die Kommunikation läuft direkt zwischen den beteiligten Parteien, die Anzeigeplattform hat mit diesem Vorgang nichts zu tun.
Meistens verlaufen Kauf und Verkauf reibungslos. In Einzelfällen nutzen Betrüger aber die Gutgläubigkeit anderer Nutzer aus. Deshalb lohnt es sich, stets folgende Verhaltensempfehlungen zu befolgen.
*Name geändert
Tipps
- Senden Sie niemals im Voraus Geld ins Ausland.
- Nutzen Sie keine Zahlungsdienste wie Western Union.
- Versenden Sie Waren erst, wenn Sie den vereinbarten Kaufpreis dafür erhalten haben.
- Käufer und Verkäufer sollten sich wenn immer möglich persönlich treffen, damit direkt Ware gegen Geld getauscht werden kann.
- Prüfen Sie einen Kaufartikel persönlich, bevor Sie ihn erwerben.
- Verlangen Sie bei teuren Produkten einen Kaufvertrag.
- Seien Sie vorsichtig bei Angeboten, die zu gut sind, um wahr zu sein.
- Folgende Unregelmässigkeiten in der Anzeige sollten Sie stutzig machen: holprig formulierte Mitteilungen, geänderte Namen bei der Kontaktaufnahme, SMS-Anfragen oder wenn angeblich zu viel Geld überwiesen wurde und eine Rücküberweisung verlangt wird.