Telefonbetrug mit «Schockanrufen»
Mit Schreckensmeldungen schocken und abzocken
In letzter Zeit häufte sich eine bereits bekannte Betrugsvariante, die sogenannten «Schockanrufe». Telefonbetrüger*innen rufen vielfach ältere Personen an und täuschen eine Notsituation eines Angehörigen vor. Die Kriminellen gehen dabei sehr professionell vor und geben sich beispielsweise als Mitarbeiter*in der Polizei oder der Staatsanwaltschaft oder auch als medizinisches Personal aus. Sie setzen ihre Opfer massiv unter Druck, weil die angebliche Notlage nur mit der Zahlung einer grösseren Geldsumme abgewendet werden könne. Wie Sie sich vor dieser Betrugsmasche schützen können, lesen Sie hier.
Die fiese Masche der Telefonbetrüger*innen
Wer völlig unerwartet mit einer Botschaft wie «Ihr schwer kranker Sohn braucht eine Spezialbehandlung, die nicht von der Krankenkasse bezahlt wird» oder «Ihre Tochter hat einen Unfall verursacht und Fahrerflucht begangen» konfrontiert wird, ist zuerst einmal geschockt und will helfen. Psychologisch geschickt nutzen die Betrüger*innen die emotionale Ausnahmesituation und die Hilfsbereitschaft ihrer geschockten Opfer aus und setzen sie unter grossen Druck.
Seien Sie auf der Hut, wenn Sie den Anruf einer vermeintlich seriösen Institution erhalten und Ihnen jemand eine schlimme Nachricht überbringt und vorgibt, das Problem könne nur mit Geld gelöst werden. Wie die folgenden beiden Beispiele zeigen, hat die Kreativität der Kriminellen keine Grenzen – auch keine moralischen.
Falscher Polizist verlangte Kaution
Es war an einem regnerischen Tag, am frühen Abend, als das Telefon bei Familie M. klingelte. Als Herr M. den Hörer abhob, meldete sich ein Mann, der sich als Polizist ausgab. Die Tochter von Herrn M. habe einen schweren Verkehrsunfall verursacht und Fahrerflucht begangen. Sie sitze jetzt in Untersuchungshaft. Die Stimme des Mannes klang professionell und seine Ausführungen wirkten glaubhaft als er erklärte, die Fahrerin des anderen Wagens sei mit schweren Verletzungen ins Spital gebracht worden. Das Fahrzeug, ein teurer Sportwagen, habe Totalschaden erlitten. Weil die Versicherung seiner Tochter abgelaufen sei, müssten für den Schaden umgehend 100 000 Franken bereitgestellt werden. Noch mehr schockierte Herrn M. aber die Nachricht, dass seine Tochter ins Gefängnis müsse, wenn nicht sofort eine Kaution bezahlt werde. Im Hintergrund hörte er eine Frau wimmern, was die Dramatik der Situation noch unterstrich. Der vermeintliche Polizist riet ihm dringend, die nötige Summe schnellstmöglich zu besorgen und einem Boten zu übergeben.
Zuerst wollte Herr M. umgehend zur Bank gehen und die verlangte Summe abheben, um sie am vorgeschlagenen Ort zu übergeben. Dann aber erinnerte er sich daran, dass er schon einmal eine ähnliche Geschichte gehört hatte. Damals hatte es geheissen, ein besorgter Vater habe seine ganzen Ersparnisse an Kriminelle verloren. Herr M. unterbrach das Gespräch und rief seine Tochter an, die um diese Zeit meistens noch am Arbeiten war. Er liess das Telefon bange Sekunden lang klingeln, erreichte sie dann aber glücklicherweise und konnte beruhigt aufatmen. Sein nächster Anruf ging an die Polizei.
Vermeintlicher Arzt forderte Vorschuss für Behandlung
In einem anderen Fall gab sich ein betrügerischer Anrufer als Arzt aus, der dem potentiellen Opfer weismachen wollte, dass ein schwer kranker Verwandter hospitalisiert werden musste. Die Kosten der weiteren Behandlungen würden jedoch nicht von der Krankenkasse übernommen. Damit im schlimmsten Fall das Ableben des Angehörigen verhindert werden könne, müssten die Behandlungskosten in der Höhe von mehreren 10'000 Franken vorfinanziert werden.
Es gilt, misstrauisch zu sein. Auch vorsichtige und besonnene Personen können Opfer eines Telefonbetrugs werden. Mit den folgenden Tipps können Sie sich vor Telefonbetrug schützen.
So können Sie sich schützen:
- Fordert jemand am Telefon von Ihnen Geld und fühlen Sie sich unter Druck gesetzt, beenden Sie das Gespräch sofort und informieren Sie die Polizei über die Notrufnummer 117.
- Hinterfragen Sie kritisch die scheinbare Notsituation und kontaktieren Sie umgehend selbst die angeblich betroffene, angehörige Person.
- Treffen Sie am Telefon unter Zeitdruck nie Entscheidungen und besprechen Sie den vermeintlichen Vorfall mit Personen aus Ihrem persönlichen Umfeld.
- Übergeben oder überweisen Sie niemals Geld oder Wertgegenstände an eine unbekannte Person, auch wenn Ihnen diese noch so vertrauenswürdig erscheint.
- Geben Sie keine Details zu Ihren familiären und finanziellen Verhältnissen bekannt
Lassen Sie generell Vorsicht walten:
- Die Polizei ruft nie über die Notrufnummer 117 an und stellt keine Geldforderungen am Telefon.
- Bedenken Sie, dass Schweizer Behörden keine Kautionen per Telefon verlangen und auch keine Vorauszahlungen für Spitalaufenthalte oder Operationen nötig sind.
- Kürzen Sie Ihren Vornamen im Telefonverzeichnis ab, zum Beispiel D. Muster anstatt Doris Muster. So können keine Rückschlüsse auf Geschlecht oder Alter gezogen werden.
- Reden Sie mit Ihren Familienmitgliedern über die Betrugsmasche «Schockanrufe». Eltern können beispielsweise durch ihre Kinder sensibilisiert werden.
Telefonbetrug unverzüglich der Polizei melden
Melden Sie der Polizei, wenn Sie Opfer eines Betrugs oder Betrugsversuches geworden sind.
Haben Sie Geld, Schmuck oder andere Wertgegenstände einer unbekannten Person ausgehändigt oder irgendwo deponiert? Oder stehen Sie noch in Kontakt mit den Telefonbetrüger*innen? Dann wählen Sie unverzüglich die Notrufnummer 117.
Auch wenn Sie den Betrüger*innen rechtzeitig auf die Schliche gekommen sind, ist es wichtig, dass Sie den Vorfall der Polizei melden. Damit helfen Sie der Polizei, die Täterschaft zu überführen. Danke für Ihre Unterstützung.
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