Maja Haderlap
Max Frisch-Preisträgerin des Jahres 2018
Der Max Frisch-Preis wurde 2018 an die österreichisch-slowenische Schriftstellerin Maja Haderlap verliehen. «In einer Zeit, da vielerorts in Europa wieder Identitätspolitik betrieben wird, wo Menschen, Kulturen, Sprachen geschieden werden, steht Maja Haderlaps Werk für eine Literatur, die sich mit keiner Grenze abfindet. Ihre Dichtung entdeckt hinter jedem Wort ein anderes, enthüllt hinter jedem Schweigen eine Klage und findet hinter jedem Geheimnis eine Tat», so die Begründung der Jury.
Die Laudatio hielt Robert Menasse, Max Frisch-Preisträger des Jahres 2014 und langjähriger Freund der Autorin. Menasse hob die sprachliche Kraft und politische Relevanz ihres Werkes hervor. «Wie gehen wir, die Erben von historisch zerbrochenen Seelen, heute mit Minderheiten um?», laute die exemplarische Frage von Haderlap.
In ihrer Dankesrede widmete sich die Preisträgerin ihrer Herkunftsregion Kärnten und der eigenen Zweisprachigkeit. Die nahe Grenze zu Slowenien, südlich von Klagenfurt, sei «ein ganzes Jahrhundert lang mit Grossbuchstaben geschrieben» worden, «Sinnbild für alle Trennungen, für die Trennung unter den Völkern und Sprachen». Als Autorin schrieb sie zunächst auf Slowenisch, dann auf Deutsch, und konnte so eine Erfahrung machen, die die Grenze überwindet: «In Glücksmomenten bildeten meine Sprachen einen gepaarten Sprachkörper, nicht im grammatikalischen Sinne, nicht in der Syntax, sondern in der Mehrdeutigkeit.»
Autorin und Werk
Maja Haderlap, geboren 1961 in Bad Eisenkappel/Železna Kapla, ist eine kärntner-slowenische Schriftstellerin und Übersetzerin. Nach dem Besuch der zweisprachigen Volksschule in Leppen und dem Abschluss der Matura absolvierte sie ab 1979 ein Studium der Theaterwissenschaften und der Deutschen Philologie an der Universität Wien, das sie 1989 mit der Promotion abschloss. Anschliessend arbeitete sie als Dramaturgie- und Produktionsassistentin in Triest und in Ljubljana. Von 1992 bis 2007 war sie Chefdramaturgin am Stadttheater Klagenfurt. Literarisch wandte sie sich zunächst der Lyrik zu und arbeitete an Übersetzungen vom Slowenischen ins Deutsche. Von 1989 bis 1992 war sie Redakteurin und Herausgeberin der Kärntner slowenischen Literaturzeitschrift «mladje». 2011 gewann sie mit ihrem ersten Roman «Engel des Vergessens» als erste Österreicherin den Ingeborg-Bachmann-Preis.