Barbara Honigmann
Max Frisch-Preisträgerin des Jahres 2011
Barbara Honigmann wurde der Max Frisch-Preis am 15. Mai 2011, dem 100. Geburtstag von Max Frisch, verliehen. «Die Auszeichnung», so die Begründung der Jury, «gilt einem Gesamtwerk, das in einer Sprache von bestechender Klarheit, mit scharfem Blick und aufblitzender Ironie das Leben jüdischer Emigranten und Heimkehrer in Europa und im geteilten Deutschland beschreibt.»
Andreas B. Kilcher, Professor an der ETH Zürich, betrachtete in seiner Laudatio Wahlverwandtschaften im Werk von Honigmann und Frisch. Beide setzten sich mit der «Problematik biographischer Annäherung» auseinander, machten das Moment des «Neuanfangs» literarisch produktiv und stellten die Selbstbefragung ins Zentrum ihres Schreibens.
Honigmann erzählte in ihrer Dankesrede von der eigenen jüdischen Herkunft, von der Flucht ihrer Eltern aus Deutschland und ihrer Rückkehr nach Ost-Berlin. Und sie beschrieb, wie das Jüdischsein ins Zentrum ihres Lebens und Schreibens gerückt sei. «Denn ich bin dann selbst Schriftstellerin geworden wie Max Frisch, der schon ein richtiger Schriftsteller war, als ich noch mit meinen Freundinnen im schwarzen Rollkragenpullover herumlümmelte. Aber er war noch mein Zeitgenosse, sogar Brecht war noch mein Zeitgenosse, wir haben noch die Luft derselben Atmosphäre geatmet. Frisch und Brecht haben diese Atmosphäre, die geistige jedenfalls, in der ich aufwuchs, geprägt.»
Autorin und Werk
Barbara Honigmann, geboren 1949 in Ost-Berlin, arbeitete als Dramaturgin und Regisseurin, bevor sie Schriftstellerin wurde. Sie studierte Theaterwissenschaft an der Humboldt-Universität und war anschließend in Brandenburg und an der Volksbühne sowie am Deutschen Theater in Ost-Berlin tätig. Nach der Geburt ihres ersten Kindes setzte sie sich verstärkt mit der jüdischen Identität auseinander, trat in die jüdische Gemeinde Ost-Berlins ein und heiratete 1981 nach jüdischem Ritus. 1984 reiste sie aus der DDR aus, um mit ihrer Familie nach Strassburg zu emigrieren, wo sie noch heute lebt. Ihr Debüt «Roman von einem Kinde» erschien 1984. Honigmanns Bücher wurden in viele europäische Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Sie ist zudem als bildende Künstlerin tätig; ihre Bilder wurden in mehreren Ausstellungen gezeigt.