Robert Menasse
Max Frisch-Preisträger des Jahres 2014
Die Auszeichnung des österreichischen Schriftstellers Robert Menasse galt «einem umfangreichen und breit gefächerten, insbesondere Romane und Essays umfassenden Gesamtwerk, das auf herausragende Weise literarische Meisterschaft, intellektuelle Schärfe, politisches Engagement und historisches Bewusstsein vereint», so die Jurybegründung.
Robert Menasse, so Laudator Martin Meyer, zeichne sich durch «Witz, Schärfe, Ironie» aus, durch «Seele, Sentiment, ja schwärmerische Seitensprünge – von der Literatur ins Politische, von der Essayistik in die polemisch aufgekratzte Postille».
Der Preisträger gestaltete seine Dankesrede im Schauspielhaus als vielschichtigen Tagebuchtext und stellte erneut die Frage nach der Bedeutung der Heimat, der sich Max Frisch in seiner berühmten Rede aus dem Jahr 1974 am selben Ort gewidmet hatte. In Umkehrung des Titels von Frischs Rede «Die Schweiz als Heimat?» fragte Menasse nach der «Heimat als Schweiz» und entwarf sein Bild eines offenen Europas: «Multiethnisch, vielsprachig, differenziert in einer Vielzahl gewachsener Mentalitäten und Kulturen.» Während Heimat ein Menschenrecht sei, bleibe nationale Identität «eine Fiktion».
Autor und Werk
Robert Menasse, geboren 1954 in Wien, studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft in Wien, Salzburg und Messina. Er promovierte im Jahr 1980 mit einer Arbeit über den «Typus des Außenseiters im Literaturbetrieb». Anschliessend lehrte er von 1981 bis 1988 als Lektor für österreichische Literatur und später als Gastdozent am Institut für Literaturtheorie an der Universität São Paulo in Brasilien. Seine erste Erzählung «Nägelbeißen» wurde 1973 in der Zeitschrift Neue Wege veröffentlicht. Heute lebt er als Romancier und Essayist zumeist in Wien. Sein literarisches Werk wurde vielfach ausgezeichnet, so erhielt er 2017 für seinen Roman «Die Hauptstadt» den Deutschen Buchpreis.