Jörg Steiner
Max Frisch-Preisträger des Jahres 2002
Im Jahr 2002 erhielt der Schweizer Schriftsteller Jörg Steiner den Max Frisch-Preis, der damit zum zweiten Mal verliehen wurde. «In einem Werk von imponierender Folgerichtigkeit», so die Jurybegründung, «erforscht Steiner seit nahezu 50 Jahren die Zwänge und Chancen der modernen Gesellschaft und stellt sie dar aus der Sicht der Bedrängten, aber auch der Trotzigen und Widerborstigen.»
In ihrer Laudatio wies die Literaturkritikerin Beatrice von Matt auf das beunruhigende Potenzial von Steiners Werk hin: «Jörg Steiner macht die Ungewissheit gegenüber aller Wahrheit zur Methode seines Schreibens.»
Der Preisträger widmete seine Dankesrede der Figur des Einzelgängers, einem wiederkehrenden Sujet seiner Romane. Dem langjährigen Freund Max Frisch attestierte Steiner, «am deutlichsten» ausgesprochen zu haben, was ihre Generation bewegte. Und er stellte sich vor, was er ihm sagen würde, wenn Frisch «aus der Schattenwelt zurückkehrte»: «Ich würde nicht von den weltbewegenden Ereignissen reden. Ich würde einfach nur erzählen, wie wir versucht haben, unsere Vorstellung von der Welt zu verteidigen.»
Autor und Werk
Jörg Steiner, geboren 1930 in Biel, unterrichtete nach seiner Ausbildung im Lehrerseminar in Bern an verschiedenen Primarschulen. Seine Tätigkeit in einem Heim für schwererziehbare Kinder Anfang der 1950er-Jahre wurde zu einer prägenden Erfahrung, die in die Romane «Strafarbeit» (1962) und «Ein Messer für den ehrlichen Finder» (1966) einging. Ab den 1970er-Jahren gestaltete er, vorwiegend mit dem Illustrator Jörg Müller, verschiedene Kinderbücher, etwa «Die Menschen im Meer» (1981). Neben längeren Aufenthalten im Ausland lebte Steiner hauptsächlich in Biel, wo er 2013 verstarb. Zeit seines Lebens engagierte er sich politisch sowohl als Literat wie auch als Abgeordneter im Bieler Stadtparlament. Sein Schaffen wurde vielfach ausgezeichnet und 2021 mit einer Werkausgabe gewürdigt.