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Traumjob Badmeister*in

Hörversion: Traumjob Badmeister

Leben retten und Rasen wischen

Rettungsübung
Rettungsübung, Ernstfall oder Seereinigung? Auf jeden Fall schaut ein interessiertes Publikum zu. Aufnahme von 1946.

Vierzehn Personen arbeiten heute im Strandbad Mythenquai. Die Arbeit war und ist anspruchsvoll, und die Anforderungen an die Badangestellten sind entsprechend hoch.

«Beschwerden über das Badepersonal oder die Badanstalten überhaupt sind an den Inspektor des Gesundheitswesens zu richten», heisst es im provisorischen Reglement für das Strandbad von 1923.

So schön die Vorstellung auch ist, sein Berufsleben in der Badi zu verbringen, so anspruchsvoll ist die Aufgabe. Im Strandbad Mythenquai wurde 1930 zum ersten Mal ein Instruktionskurs für das gesamte Badepersonal durchgeführt. 31 Männer und 23 Frauen bekamen theoretische Vorträge zu hören und repetierten in einer praktischen Übung den Samariterkurs. In diesem Jahr waren im Strandbad zwei Todesfälle durch Ertrinken zu vermelden, die aber nicht auf die «angeblich ungünstigen Strandverhältnisse» zurückzuführen waren, wie der Stadtrat in seinem Geschäftsbericht festhielt. Zur Ausbildung gehörten auch Übungen mit einem Tauchapparat. Regelmässige Weiterbildung und jährlich durchgeführte Prüfungen stehen auch heute noch im Pflichtenheft der Badmeisterinnen und Badmeister.

Der Unmut der Badegäste allerdings kann auch ungerecht sein: «Anscheinend ist vom Strandbadpersonal niemand beauftragt, gelegentlich eine Runde zu machen und den auffälligsten Unrat in einen Korb zu sammeln. Ordnungsliebend, wie die Zürcher sonst sind, hätten die Angestellten auch aus eigener Initiative die Liegewiesen etwas sauber oder nach oben eine Anregung machen können.» Das Gesundheits- und Wirtschaftsamt liess diesen 1955 in einem Leserbrief in der NZZ erhobene Vorwurf nicht auf sich sitzen und antwortete im gleichen Blatt: «Dabei dürfte es ohne weiteres einleuchten, dass es praktisch unmöglich ist, in der kurzen Zeit zwischen Badeschluss und anbrechender Dunkelheit Tausende von Zigarettenstummeln, Zündhölzer, zusammengerollte Stanniolpapiere usw. einzeln auf dem Rasen zusammenzulesen.» 1964 wurden versuchsweise «Rasenwischer» in Betrieb genommen, Spezialfahrzeuge mit Bürstenrollen, die das Säubern der Wiesen vereinfachten.

Es war nicht immer einfach, genügend Personal zu finden. 1961 ging man neue Wege und warb in den Kurorten gezielt Skilehrer als Badmeister an, die auch tatsächlich ihren Dienst an der Zürcher Sommersonne antraten.

Aufräumen und aufpassen

Badmeisterwohnung
Die Badmeisterwohnung im Strandbad Mythenquai ist heute noch bewohnt, allerdings nicht mehr vom Badmeister. Datum der Aufnahme unbekannt.

Der Arbeitstag im Strandbad Mythenquai ist lang und die Aufgaben sind herausfordernd – aber attraktiv.

Vierzehn Personen arbeiten heute im Strandbad Mythenquai, wie Betriebsleiter Hans Peter Burkhard erklärt. Er selbst sei fast nur noch im Büro tätig und wenig auf der Anlage. Burkhard ist für das grosse Ganze zuständig: Personal, Betriebsoptimierung, Mängel, Notfallkonzept, Koordination mit anderen Ämtern, Handwerkern etc. Die Zusammenarbeit mit Grün Stadt Zürich fällt dem ehemaligen Gärtnermeister besonders leicht.

Der Frühdienst beginnt um sechs Uhr dreissig, damit um sieben Uhr, wenn das Bad öffnet, alles bereit ist: Kasse einrichten, Garderoben öffnen, Drehkreuze reinigen. Jeweils eine Person ist für den Strand verantwortlich und kontrolliert, ob die Rettungsgeräte bereit sind, räumt Schwemmgut weg – und entfernt Schwanenkot. 1974 war von 200 Schwänen zu lesen, die es sich über Nacht im Mythenquai bequem machten und sich dabei auch erleichterten. Sobald jemand im Wasser ist, ist auch die Aufsichtsperson am See da. Dabei gilt es nicht nur, die Schwimmenden im Auge zu behalten, sondern auch den Strand. Kleinkinder sollten immer in «Griffnähe» der Eltern sein. Bei durchschnittlich 6000 Badenden am Tag ist die Aufsicht eine herausfordernde Aufgabe.

Eine andere Person kümmert sich um das Planschbecken, das dreimal täglich gereinigt wird. Vier bis sieben Leute stehen täglich im Einsatz, bei Grossandrang können es bis zu elf sein. «Im Prinzip können alle alles», sagt Burkhard. Gegen Schluss gilt es, die Leute an die baldige Schliessung zu erinnern, Unrat einzusammeln und die Garderoben zu kontrollieren.

Die regelmässige Ausbildung der Mitarbeitenden ist besonders wichtig: Seerettung, Herzmassage, die an einer Puppe geübt wird, die Handhabung von Defibrillator und Oxylator. Burkhard ist auch Prüfungsexperte für Wiederbelebung.

Und was machen Badmeisterinnen und Badmeister im Winter? «Einige verziehen sich in die Südsee, andere gehen anderen Jobs nach.» Burkhard selbst ist dann im Hallenbad Leimbach. «Die Stadt versucht, die Jobs so attraktiv wie möglich zu gestalten.» Voraussetzung für eine Anstellung ist ein gültiges Rettungsbrevet.

Ab 2023 wird eine neue Lehre angeboten: Fachfrau/Fachmann Betriebsunterhalt, Schwerpunkt Sportanlagen. Zur Ausbildung gehören Wasseraufbereitung und -qualität im Schwimmbad, Erste Hilfe als Badmeisterin oder Badmeister, aber auch Eisbearbeitung sowie der Unterhalt von Sporthallen, Leichtathletikanlagen und Fussballfeldern. Die Stadt Zürich wird auch diese dreijährige Lehre anbieten.

Bildnachweis

Oberes Foto: Baugeschichtliches Archiv. Bild: Beringer & Pampaluchi
Unteres Foto: Baugeschichtliches Archiv. Fotograf: Friedrich Engesser
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