Kleine Geschichte des Badens in Zürich
Hörversion: Kleine Geschichte des Badens in Zürich
Die Menschen zieht’s zum Wasser
Das Strandbad Mythenquai ist nur ein Element der vielfältigen Badelandschaft der Stadt Zürich. Baden hat eine lange Tradition in der Limmatstadt.
Seit über 2000 Jahren wird in Zürich gebadet – die Überreste der römischen Thermen kann man noch heute besichtigen. Auch der See und die Flüsse der Stadt wurden benutzt, bevor es Badeanstalten hab. Für das Jahr 1525 ist belegt, dass die Zürcher im See badeten, auf Brücken kletterten und ins Wasser sprangen – Bürgermeister und Räte wurden angehalten, dies zu unterbinden und ebenso das Geschrei und «Brüelen», das die Badenden dabei von sich gaben.
1804 wurde an der Kohleschanze, ungefähr dort, wo sich heute der Sechseläutenplatz befindet, ein Badeplatz für Jugendliche eingerichtet; 1812 folgte ein zweiter beim Sihlwiesli, zwischen zwei Armen der zahmen Sihl – in der Gegend, wo heute der Globus steht. Beide Plätze waren beaufsichtigt.
Was der Jugend vergönnt war, wollten auch die Erwachsenen geniessen. Am 1. August 1837 wurde bei der Bauschanze das «Badhaus für Frauenzimmer» mit elf Kabinen und einem kleinen Becken eröffnet. Die Männer bekamen 1839 ebenfalls bei der Bauschanze ihr Bad, mit Unterteilungen für Schwimmer und Nichtschwimmer und für Knaben.
Die schwimmenden Frauen- und Männerbadeanstalten wurden immer wieder an andere Orte verlegt, bis im Juli 1883 die Anlage beim Stadthausquai für die Frauen und ein Kastenbad für Männer und Knaben beim Bürkliplatz gebaut wurden. Mit der Neugestaltung der Quaianlagen wurde das Männerbad seewärts verschoben, wo es 1964 während eines Föhnsturms am Sechseläuten unterging, und das Frauenbad kam 1888 an den heutigen Standort.
Das Wasser geht zu den Menschen
Mit der Ausdehnung der Stadt wohnten immer mehr Menschen vom See entfernt. Die Freibäder kamen zu ihnen.
Der Besuch der Badeanstalten hatte vornehmlich hygienische Gründe, denn private Badezimmer waren eine Seltenheit. 1925 etwa hatten gerade einmal 20 Prozent der Wohnungen im Kreis 4 ein Badezimmer, im Kreis 5 waren es nur 15 Prozent.
Das Strandbad Mythenquai, dem weitere Bäder am See folgen sollten, läutete 1922 das Ende der Kastenbäder ein. Auf dem Adlisberg wurde 1934 das Wellenbad Dolder in Betrieb genommen, noch vor dem immer noch hochgeschätzten Freibad Allenmoos, das 1939 im Zuge der Landesausstellung eröffnet wurde. Mit den Gartenbädern reagierte die Stadt auf das Wachstum. Weil immer mehr Menschen vom See entfernt wohnten, kam das Wasser zu ihnen, wie zum Beispiel das Bad am Letzigraben von Max Frisch, das Auhof oder das Heuried.
Zürich hatte als erste Stadt der Schweiz ein Hallenbad. 1899 wurde es im Kreis 8 eröffnet. Das privat betriebene Bad machte allerdings nach wenigen Jahren Konkurs. Bis die Stadt wieder ein Hallenbad bekam, sollte es noch dauern: 1941 wurde das Zürcher Hallenschwimmbad, das heutige City, eröffnet und blieb lange Zeit das einzige Hallenbad der Stadt, bis in den 1970er-Jahren ein wahrer Hallenbad-Boom ausbrach.
Chronik des Badens
70 n. Christus
Römisches Bad in Turicum. Wurde Mitte des 2. Jahrhunderts durch ein grösseres ersetzt und im frühen 3. Jahrhundert wiederum verändert. War möglicherweise bis ins spätere 3. Jahrhundert in Betrieb.
1804
Badeplatz für Jugendliche an der Kohleschanze/Holzschanze, ungefähr dort, wo heute der Sechseläutenplatz ist. 1859 Abbruch wegen Neubau des Hafens.
1812
Zweiter Badeplatz für Jugendliche im Sihlwiesli, zwischen zwei Armen der Zahmen Sihl, heute etwa in der Gegend von Linth-Escher- und Seidengasse. 1859 Abbruch wegen Reklamationen eines Nachbarn.
1837
1. August: Eröffnung des «Badhauses für Frauenzimmer» bei der Bauschanze, Abbruch 1843.
1839
Männerbad bei der Bauschanze mit Abteilungen für Schwimmer, Nichtschwimmer und Knaben.
1840
An der südöstlichen Ecke der Stadthausanlage wird ein Männerbad in Betrieb genommen.
1843
Frauenbadeanstalt im gleichen Stil wie das Männerbad direkt daneben.
1858
Ersatz der Männer- und Frauenanstalt durch gleichartige, grössere Anstalten.
1864
Männerbad Schanzengraben, ältestes noch existierendes Bad in Zürich.
1883
Frauenbad Stadthausquai wird in Betrieb genommen, Provisorium bis 1887.
Badeanstalt für Männer und Knaben am Bürkliplatz nach Vorbildern aus Venedig und Triest. Das See-Kastenbad stand zuerst vor dem Garten des Baur au Lac, dann bei der Quaibrücke. 1886 zwischenzeitlich wegen Bauarbeiten in die Enge verlegt, dann wieder zurück. 1931 Erweiterung der Garderoben. Sinkt 1964 wegen eines Föhnsturms am Sechseläuten. Kastenbad beim Tiefenbrunnen.
1886/87
Kastenbäder in der Enge für Frauen und Männer.
1887
Eröffnung der Quaianlagen. Die Männerbadeanstalt wurde seewärts verschoben und das Frauenbad unterhalb des Bauschänzlis beim Stadthausquai neu erstellt.
1888
Eröffnung des Frauenbads Stadthausquai. Ähnliche Anlage am Mühlesteg zwischen Bahnhof und Rudolf Brun-Brücke (1949 abgebrochen).
1890
Seebad Utoquai
1896
Oberer Letten (Umbau 1931, Abbruch 1950)
1899
Erstes Hallenbad der Schweiz an der Eisengasse in Zürich 8. Privat betrieben, kurz nach der Jahrhundertwende wieder geschlossen.
1909
Flussbad Unterer Letten als Männerbad eröffnet.
Licht-, Luft- und Sonnenbad am Zürichberg.
1922
17. Juni, Eröffnung Strandbad Mythenquai.
1928
Flussbad Unterer Letten auch für Frauen zugänglich.
1934
Badeanstalt am Unteren Katzensee; Wellenbad Dolder; Flussbad Au-Höngg.
1939
Freibad Allenmoos; Strandbad Wollishofen
1941
Zürcher Hallenschwimmbad (Hallenbad City)
1949
Freibad Letzigraben
1952
Neubau Oberer Letten auf Betonplatte aus dem Jahr 1931.
1954
Strandbad Tiefenbrunnen
1958
Schwimmbad Auhof
1959/60
Ersatz der Seebäder Enge.
1964
Teileröffnung Freibad Heuried.
1966
Freibad Zwischen den Hölzern; Freibad Seebach
1973
Hallenbad Altstetten; Hallenbad Bungertwies
1976
Wärmebad Käferberg (nur für geschlossene Gruppen)
1978
Hallenbad Oerlikon
1980
Hallenbad Bläsi
1981
Wärmebad Käferberg wird auch für die Öffentlichkeit zugänglich.
1983
Hallenbad Leimbach
2017
Neueröffnung Hallenbad Leimbach
2018
Neueröffnung Freibad Heuried
Bildnachweis
Oberes Foto: Baugeschichtliches Archiv. Fotograf*in unbekannt
Unteres Foto: Baugeschichtliches Archiv. Fotograf: Michael Wolgensinger
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