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Vom Strand- zum Gartenbad

Hörversion: Vom Strand- zum Gartenbad

Karge Landschaft und fehlender Sand

Brandruine
Im Strandbad Mythenquai brannte es immer mal wieder. Gute Gründe, die Infrastruktur danach moderner und grösser wieder aufzubauen.

Das Strandbad Mythenquai war zu Beginn eine karge Liegewiese. Heute spenden über 150 Stadtbäume Schatten, die ältesten sind über 70 Jahre alt.

Schaut man sich frühe Fotos des Strandbads Mythenquai an, sucht man vergebens nach Bäumen. Sonnenbaden in allen Ehren, aber ein wenig Schatten sollte schon sein. «Dem Verlangen nach einigen schattenspendenden Bäumen im Strandbad wurde durch Pflanzen von acht starken Ulmen entsprochen», heisst es im Geschäftsbericht des Stadtrats von 1923 – zwei Jahre später hat man noch sechs Linden spendiert. Diese Bäume stehen nicht mehr, dafür verzeichnet heute der Züriplan über 150 Stadtbäume auf dem Gebiet des Strandbads. Die ältesten wurden 1950 gepflanzt, wie die drei Kanadischen Pappeln mit Kronendurchmessern von 28 Metern. Am häufigsten vertreten sind die Sand-Birke, der Trompetenbaum und der Tulpenbaum, dafür gibt es nur einen Chinesischen Parasolbaum.

Fast noch schlimmer als der fehlende Schatten war der fehlende Sand. Hoher Wasserstand und Wellengang trugen den Strand ab. Immer wieder, bis heute, wird aufgeschüttet – nicht zuletzt deswegen, weil Wellenbrecher vor dem Strand nicht zugelassen sind. 1929 etwa wurde auf einer weiteren Strandfläche von 50 Metern Länge der «schmutzende Seesand» durch gewaschenen Quarzsand aus Benken ersetzt.

Brände und Wiederaufbau

Kabinen
In Reih und Glied standen die Kabinen am Rand der Anlage. Hier der Neubau von 1933, sogar mit einem kleinen Brunnen.

Mit der Zeit wurde das Strandbad Mythenquai zum Gartenbad ummodelliert – es war aber auch mal ein Acker und Schauplatz der Anbauschlacht.

Das einst für 620 Personen konzipierte Bad musste schon 1923 erweitert werden. Allerdings gab es auch kritische Stimmen, die befürchteten, die Erweiterung könnte den Ausbau der Quaistrasse verhindern, die bald grosse Bedeutung erlangen sollte. Ratsmitglieder zweifelten auch an der Rendite und befürchteten, ein Ausbau des Strandbads führe zu einem Besucherrückgang bei den anderen Anlagen. «Auch kann der Reiz der Neuheit dem Strandbad verloren gehen.» Sie alle wurden eines Besseren belehrt, auch wenn im Laufe der Jahrzehnte gelegentlich Besucherrückgänge zu verzeichnen waren.

Nebst einem Ausbau der Infrastruktur wurde 1923 das Ufergelände geebnet und die für Nichtschwimmer gefährlichen Vertiefungen wurden aufgefüllt. Dazu wurden etwa 500 Kubikmeter «möglichst schweres, steiniges Material» eingebracht. Weitere Aufschüttungen vergrösserten die Fläche und 1935 kamen die Kleinkinder in den Genuss eines Planschbeckens.

Während des Zweiten Weltkrieges trat der Plan Wahlen, die Anbauschlacht, in Kraft. Davon war auch das Mythenquai betroffen. Auf rund 8000 Quadratmetern wurde Weizen angesät. Die Kriegsgärten am See mussten teils eingezäunt werden – zum Schutz vor hungrigen Schwänen.

Nach dem Krieg und nach dem Brand der Männergarderobe 1952 wurde eine gründliche Erneuerung des Strandbads geplant und in die Landschaftsarchitektur investiert. Blumenbeete und -schalen säumten die Wege, Bäume lockerten die Rasenfläche auf und die Wiesen wurden leicht modelliert. Neu war das Gelände das ganze Jahr über zugänglich, wie auf der rechten Seeseite. Denn das Strandbad Mythenquai hatte in der Zwischenzeit Konkurrenz bekommen: Das Strandbad Tiefenbrunnen wurde 1954 eröffnet.

Der nächste Ausbauschritt folgte in den 1970er-Jahren, wieder nach einem Brand. Im Bereich des Kinderspielplatzes wurde das Planschbecken erneuert und ein Turngeräteparcours errichtet. Auch die Skulptur «Sitzmuschel» von Annemie Fontana wurde aufgestellt – nach wie vor beliebte Kletterkunst. Der Kleinkinderbereich wurde 2004 nochmals neugestaltet.

Für Aufregung sorgten im Sommer 2013 die Pläne, den Rasenstreifen vor dem Sandstrand aufzuheben und das Restaurant mit den ikonischen gelben Sonnenschirmen zu verlegen. Es wurde sogar eine Petition gestartet, erfolglos. Heute herrscht freie Sicht auf den See.

Vorausblickend wurden 2022 einige neue Bäume gepflanzt. Stürme könnten in den kommenden Jahren den alten zu schaffen machen. Da will man vorgesorgt haben.

Bildnachweis

Oberes Foto: Baugeschichtliches Archiv. Foto: Beringer & Pampaluchi
Unteres Foto: Baugeschichtliches Archiv. Fotograf*in unbekannt
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