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Hilfe in letzter Sekunde

Mit den ersten schönen und warmen Sommertagen häufen sich die Ertrinkungs- und die Beinahe-Ertrinkungsunfälle. Auch dieses Jahr wurden wir zu einem solchen Unfall an die Limmat gerufen. Die Meldung lautete: Eine Frau ist in der Limmat am Ertrinken.

Illsutration: Daniel Müller

von Ramona Haupt

Bei einem solchen Einsatz zählt jede Minute. Deshalb wurden sowohl der Rettungsdienst als auch eine Notärztin und die Polizei aufgeboten. Auf der Anfahrt zum Einsatzort erhielten wir bereits die gute Nachricht, dass die Patientin nicht mehr im Wasser sei und atme. Der Rettungswagen (RTW) mit dem Team sowie die Notärztin und ich (als Fahrerin des Notarzteinsatzfahrzeugs) trafen zeitgleich in der Nähe des Einsatzorts ein. Leider konnte der RTW nicht direkt bis zur Unfallstelle fahren, und es mussten noch einige Meter zu Fuss zurückgelegt werden.

Als wir bei der Patientin ankamen, lag sie bereits am Ufer der Limmat und wurde von Passanten betreut. Sie atmete und war wach, aber noch sehr verwirrt. Ihre Sauerstoffsättigung war niedrig, und sie musste sich mehrmals übergeben. Mit Hilfe der Ersthelfer konnten wir die Patientin auf unsere Trage legen und im RTW weiter untersuchen. Wir vermuteten, dass sie Wasser in die Lunge eingeatmet und deshalb noch Atemprobleme hatte.

Während sich meine Kolleg*innen und die Notärztin um die Patientin kümmerten, befragte ich die Ersthelfer. Sie erzählten mir, dass die Patientin mit einer Freundin am Schwimmen war, als plötzlich etwas nicht mehr stimmte: Sie sagte, dass es ihr nicht gut gehe und sie an Land schwimmen wolle. Dann hätten sie die Kräfte verlassen, und sie sei kaum noch vorwärtsgekommen. Ihre Freundin erkannte den Ernst der Lage sofort und rief um Hilfe.

Ein Jogger hörte die Hilferufe, sprang ohne zu zögern in die Limmat und schwamm in Richtung der Patientin. Plötzlich hörte die Frau auf zu schwimmen, geriet mit dem Kopf unter Wasser und trieb regungslos in der Limmat. Der Ersthelfer schwamm schnell zu ihr, erreichte sie nach etwa zwanzig Sekunden und drehte sie aus dem Wasser. Sie war blau im Gesicht, begann zum Glück sofort zu husten und zu atmen. Mit der Unterstützung eines weiteren Passanten konnte die Frau an Land in Sicherheit gebracht werden. Bis zu unserem Eintreffen betreuten die Ersthelfer die Frau weiter. Ohne den hilfsbereiten und aufmerksamen Jogger hätte die Frau diesen Unfall wahrscheinlich nicht überlebt – eine echte Heldentat der beiden jungen Männer.

Warum die Patientin plötzlich nicht mehr schwimmen konnte oder warum es ihr plötzlich nicht mehr gut ging, konnten wir leider nicht herausfinden. Sie ist eine gute Schwimmerin und war diese Strecke schon oft geschwommen. Abgesehen von der niedrigen Sauerstoffsättigung waren die Vitalwerte, die wir messen konnten, alle in Ordnung. Es bleibt also unklar, ob es sich um ein medizinisches Problem handelte oder ob sie sich zu Beginn der Saison überschätzt hatte. Dieser Fall zeigt einmal mehr, dass eine Schwimmhilfe trotz guter Schwimmkenntnisse und guter Kondition lebensrettend sein kann, denn nicht immer sind solch beherzte Menschen wie die Ersthelfer zur Stelle.

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