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Eine ausgefuchste Rettung

Es geschah an einem warmen Frühlingsabend: Eine Spaziergängerin drehte ihre abendliche Runde, als sie plötzlich aus einem Bachtobel ein undefinierbares Jaulen, Fiepsen – ja fast Heulen – vernahm. Ihr wurde mulmig zumute: Hörte sie ein Gespenst? Siezückte ihr Handy und wählte den Notruf.

Illustration: Daniel Müller

Text: Toby Merkli

Kurze Zeit später wurde bei uns in der Wache Süd das Tanklöschfahrzeug 2 für eine Tierrettung aufgeboten. Bevor wir ausrückten, ergänzten wir unsere Ausrüstung mit weiterem Tierrettungsmaterial: einem Fangnetz, bisssicheren Handschuhen und einem Kleintiertransportbehälter.

Wir fuhren zu einem etwas abgelegenen Waldstück am Stadtrand. Dort erwartete uns zwar kein Gespenst, aber ein junger Fuchs, der sich aus Neugier, Hunger oder vielleicht auch Angst in eine alte Wasserleitung verkrochen hatte und stecken geblieben war. Die Leitung war oben offen und endete nach einigen Metern in einem Bachtobel. Der kleine Fuchs steckte fast in der Mitte des Rohrs fest. Aus unerfindlichen Gründen konnte er sich weder vorwärts noch rückwärts bewegen.

Im Licht der Taschenlampe sahen wir den kleinen Fuchs gut, aber er war für uns unerreichbar. Etwas ratlos diskutierten wir unsere Optionen. Die Röhre ausbaggern und aufspitzen wäre eine Möglichkeit gewesen, die jedoch mit viel Aufwand, Schaden und Stress für das Tier verbunden war. Auch die Idee, etwas durch das Rohr zu schieben oder zu ziehen, verwarfen wir vorerst, da die Entfernung viel zu gross war.

Schliesslich entschieden wir uns für eine etwas unkonventionelle Rettung: Wir nahmen einen unserer zwanzig Meter langen Schläuche, verschlossen ihn vorn mit einem Blinddeckel und füllten ihn mit Wasser ab unserem Tanklöschfahrzeug. Mit genügend Druck wurde der Schlauch hart. Vorsichtig schoben wird den Schlauch in die Leitung, bis er den Fuchs berührte. Mit geringem Kraftaufwand und ohne das Tier zu verletzen, schoben wir den Fuchs ganz behutsam in Richtung Ausgang. Die letzten Meter legte er selbstständig zurück.

Mit einem grossen Satz sprang er aus dem Rohr und flüchtete über den Bach in den Wald. Auf dem Rückweg entdeckten wir im Scheinwerferlicht unseres Fahrzeugs einige Jungfüchse, die auf einem Feld unweit des Einsatzorts herumtollten. Hoffen wir, dass unser Kleiner mit dem Schrecken davongekommen ist und den Anschluss an seine Geschwister gefunden hat.

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