Eine Umweltstrategie mit vier Zielen
Mit der Umweltstrategie hat die Stadt Zürich vier Hauptzielbereiche festgelegt. Die verantwortlichen Dienstabteilungen richten ihre Strategien und Instrumente entsprechend aus und setzen um. In regelmässigen Abständen wird zu den Fortschritten berichtet. Nachfolgend das Wichtigste in Kürze.
Ziel: Klimaneutrale Stadt
Bezogen auf das Stadtgebiet gilt:
- Netto-Null direkte Treibhausgasemissionen auf Stadtgebiet bis 2040
- Minus -30 Prozent indirekte Treibhausgasemissionen pro Einwohner*in bis 2040 gegenüber 1990
Bezogen auf die Stadtverwaltung gilt:
- Umsetzung sämtlicher Massnahmen für die Reduktion der Treibhausgasemissionen im Einflussbereich der Stadt bis 2035 (ausgenommen ist der Bereich der Wärmeversorgung)
Auch in Zürich sind die Zeichen des Klimawandels spür- und messbar. Grund ist die hohe und weiter ansteigende Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre, zu der auch wir mit unserem Lebensstil beitragen. Aktuell setzen Zürcher*innen etwa 2,3 Tonnen an direkten Treibhausgasemissionen pro Person und Jahr frei. Weitere 12,5 Tonnen CO2-Äquivalente pro Person und Jahr werden als indirekte Treibhausgasemissionen ausserhalb der Stadtgrenze verursacht.
Oft hört man das Argument, dass der Schweizer Anteil an der globalen Umweltbelastung - bei den Treibhausgasen beträgt er rund 0,1 Prozent – gering und damit wenig bedeutsam sei. Bei einer relativen Betrachtung in Bezug auf die planetaren Belastungsgrenzen für den Klimawandel ist diese Freisetzung jedoch um den Faktor 10 zu hoch.
Es ist daher wichtig, dass wir die gesetzten Ziele erreichen und laufend überprüfen, ob wir auf Zielkurs sind. Dies können wir aktuell für die direkten Emissionen gestützt auf Strategien und Planungen der Stadt Zürich nachvollziehbar aufzeigen. Die Modellierung der direkten Emissionen zeigt, dass das Netto-Null-Ziel für die direkten Treibhausgasemissionen auf Stadtgebiet bis 2040 ambitioniert, aber realistisch ist. Die indirekten THG-Emissionen haben seit 1990 zugenommen, die Klimaschutzziele von Gesamtstadt und Stadtverwaltung sind deshalb eine grosse Herausforderung für alle.
Ziel: Gesundes städtisches Umfeld
Bezogen auf das Stadtgebiet gilt:
- Verbesserung des Freiraumversorgungsgrads
- Erhöhung des Anteils Baumkronenflächen im Siedlungsgebiet
- Reduktion der Luftbelastung
- Reduktion der Strassenlärmbelastung
- Reduktion der Lichtemissionen
Zürich bietet mit seiner hohen Umweltqualität die Voraussetzung für ein gesundes Leben in der Stadt. Mit hoher Umweltqualität ist der Schutz vor Lärm, Temperatur, Licht und Strahlung und eine hohe Luftqualität gemeint. Gleichzeitig ist ein grosses Angebot an Grün- und Freiräumen vorhanden. Diese Elemente sind ein wichtiger Faktor für das Wohlbefinden der Stadtbevölkerung und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Gesundheitsschutz.
Zürich hat insgesamt eine gute Umweltqualität. Bezüglich Luftqualität rangiert die Stadt Zürich im internationalen Vergleich im Mittelfeld. Die Schadstoffbelastung ist an stark befahrenen Verkehrsachsen jedoch zu hoch. Ein Drittel der Einwohner*innen erleiden gesundheitliche Einbussen infolge zu hoher Lärmeinwirkungen. 20 Prozent des städtischen Siedlungsgebiets ist in Sommernächten überwärmt, sodass ein Teil der Einwohner*innen im Sommer häufiger mit Tropennächten konfrontiert ist. Der Anteil an Baumkronenflächen im Siedlungsgebiet hat in den letzten 4 Jahren um 99 Fussballfelder abgenommen und beträgt noch 15,4 Prozent. Etwa 60 Prozent der Einwohner*innen können Freiräume mit hoher Aufenthaltsqualität leicht erreichen. Die Wasserqualität des Zürichsees und in den Flüssen ist gut, die Trinkwasserqualität hervorragend. Weniger gute Bedingungen bieten die Gewässer jedoch für Wasserlebewesen. Ökologisch wertvolle Flächen mit einer hohen Artenvielfalt nehmen auch trotz grossem Einsatz der Stadt nur langsam zu. Bei der Lichtverschmutzung im Stadtgebiet setzt sich die Stadt für sinnvolle Massnahmen ein, damit Mensch und Tier möglichst ungestört sind, wenn es dunkel ist. Dasselbe gilt für die Mobilfunkantennen. Bei Sendeanlagen auf Stadtgebiet sorgt die Stadt für die Einhaltung der Grenzwerte.
Ziel: Vernetzte Stadtnatur
Zürich ist von einer Vielfalt an miteinander verbundenen ökologisch wertvollen öffentlichen und privaten Grünstrukturen durchzogen. Grünräume, Bäume und begrünte Gebäudehüllen bieten als Teil der ökologischen Infrastruktur einheimischen Pflanzen und Tieren Lebensraum und sind Grundlagen für eine hohe Biodiversität. Damit einher geht ein hochwertiges Angebot der Umweltgüter Trinkwasser, Luft und Boden, aber auch Erholung, Identität, Klima und Gesundheit.
Der Anteil ökologisch wertvoller Flächen konnte in den letzten 10 Jahren um 0,7 Prozent auf 10,9 Prozent gesteigert werden. Zur Zielerreichung von 15 Prozent, wie es im regionalen Richtplan (RRB Nr. 576/2017) definiert ist, braucht es weitere 4,1 Prozente oder 224 Hektaren.
Diese Lücke an noch zu schaffenden ökologisch wertvollen Flächen kann nur gemeinsam mit engagierten privaten Grundeigentümer*innen geschlossen werden. Was die Nachhaltigkeit in Planung, Gestaltung und Pflege angeht sind die Leistungen von GSZ herausragend. Die Stadt Zürich erhielt 2021 als erste Stadt der Schweiz das Label «Grünstadt Schweiz» mit Gold-Auszeichnung.
Ziel: Intelligente Ressourcennutzung
Die Stadt ist Vorbild für Ressourcenschonung und Innovationsmotor für Kreislaufwirtschaft. Zürich fördert technologische, wirtschaftliche und soziale Innovationen für eine schonende und stets effizienter werdende Nutzung von Energie, Wasser, Boden und natürlichen Rohstoffen über die gesamte Wertschöpfungskette. Materialflüsse werden verkleinert, verlangsamt und – wo sinnvoll – in Kreisläufen geschlossen.
In Zürich sind wir zwar bereits gut im Recycling, gehören aber auch zu den Gesellschaften mit den weltweit höchsten Abfallaufkommen. Die aus privaten Haushalten stammende Menge an Abfall ist in der Stadt Zürich seit Jahren mit rund 300 kg Abfall pro Person und Jahr stabil. Gleichbleibend ist auch die Recyclingquote von separat gesammelten Stoffen wie Glas, Papier, Karton und Plastik, die rund 45 Prozent der gesamten Menge ausmachen. Auch wenn gewisse Kreisläufe etabliert sind, z. B. die Sammlung und Verwertung von Bioabfall oder die nahezu 100-prozentige Rückgewinnung von Metallen aus dem Siedlungsabfall, ist das Potenzial noch beträchtlich, Produkte und Materialien im Kreislauf zu halten.
Die Belastbarkeitsgrenzen der Erde sind überschritten. Auch wenn der Anteil der Schweiz an den gesamten globalen Belastungen gering ist – bei den Treibhausgasen beträgt er 0,1 Prozent – ist die Umweltbelastung pro Person dennoch um ein Vielfaches zu hoch. Die Auswertungen machen deutlich, dass die durchschnittliche Umweltbelastung eines Stadtzürcher Einwohnenden in fünf von acht global wichtigen Bereichen zu hoch ist, insbesondere bei den Treibhausgasemissionen und den Auswirkungen auf das Artensterben.
Um die Umweltbelastungen zu reduzieren und den Planeten zu entlasten, ist die Unterstützung von allen gefragt: Verwaltung, Bevölkerung, Wirtschaft und Forschung. Die Energiebereitstellung sowie die Erzeugung von Gütern und Dienstleistungen müssen möglichst ressourcenschonend erfolgen, die Rahmenbedingungen derart gestaltet werden, dass ein nachhaltiger Lebensstil als selbstverständlich erachtet wird und zugleich Gestaltungspielraum für unterschiedliche Bedürfnisse besteht.