Aktuelle Situation
Im Raum Zürich ist die durchschnittliche Temperatur zwischen 1864 und 1960 um gut 2,5 Grad auf durchschnittlich 10,6 Grad Celsius in den letzten 10 Jahren angestiegen und wird gemäss aktuellen Klimaszenarien von MeteoSchweiz je nach künftiger Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2060 um weitere 0,7 bis 3,3 Grad Celsius steigen.
Seit 1980 lag die mittlere Jahrestemperatur ausnahmslos über der langjährigen mittleren Temperatur zwischen 1864 und 1960 – Jahrestemperaturen unter dem langjährigen Schnitt wurden keine mehr verzeichnet. In der Hälfte der letzten 25 Jahre wurden Abweichungen der Jahrestemperatur zum langjährigen Mittel von über 2 Grad Celsius gemessen
Beobachtete Klimaveränderungen in der Schweiz
- Hitzewellen +200 % häufiger und intensiver seit 1901
- Frosttage -60 % seit 1961
- Starkregen +12 % intensiver und +30 % häufiger seit 1901
- Winterniederschlag +20 % bis +30 % seit 1864
- Vegetationsperiode +2 bis +4 Wochen seit 1961
Quelle: Klimaszenarien CH2018
Ursachen & Belastungen
Globale Erderwärmung durch steigende Treibhausgasemissionen
Die Konzentration an Treibhausgasen in der Erdatmosphäre hat in den letzten 150 Jahren massiv zugenommen. Treibhausgase sind alle klimarelevanten Gase, die zum Treibhauseffekt beitragen. Neben Kohlendioxid (CO₂) gehören beispielsweise auch Methan, Lachgas oder oder fluorierte Gase dazu. Der Treibhauseffekt – ein komplexes Zusammenspiel der Sonnenstrahlung und der Treibhausgase – ist ein natürlicher Vorgang, ohne den es auf der Erde deutlich kälter wäre. Gegenwärtig steigt jedoch die Treibhausgas-Konzentration übermässig an. Das ist im Wesentlichen auf die hohen CO₂-Emissionen zurückzuführen, welche die Menschen verursachen, indem sie fossile Energieträger wie Erdöl, Erdgas und Kohle in immer grösseren Mengen verbrennen. Eine sofortige und umfassende Senkung des weltweiten Treibhausgasausstosses könnte den Klimawandel wirksam eindämmen.
Belastungsgrenze der Erde überschritten
Aktuell setzen Zürcher*innen etwa 2,3 Tonnen an direkten Treibhausgasemissionen pro Person und Jahr frei. Die direkten Emissionen entstehen auf dem Stadtgebiet, hauptsächlich durch die Nutzung fossiler Energieträger und die Entsorgung von Abfällen. Weitere 12,5 Tonnen CO2-Äquivalente pro Person und Jahr werden als indirekte Treibhausgasemissionen verursacht. Diese werden durch Stadtzürcher Aktivitäten (Gebäude- und Verkehrsinfrastruktur, Mobilität ausserhalb der Stadt inkl. Flugverkehr, Ernährung, Konsum, Energie-Vorketten) ausgelöst, aber ausserhalb der Stadtgrenze verursacht. Die indirekten Emissionen haben somit einen Anteil von 85% an den gesamten Treibhausgasemissionen der Stadt Zürich.
Die direkten Treibhausgasemissionen der Stadt Zürich im Jahr 2023 betrugen rund 2,3 Tonnen CO2-Äquivalente pro Einwohner*in und Jahr. Die direkten Emissionen im Jahr 2023 stammten zu rund 54 Prozent aus Gebäuden (v.a. Wärmebereitstellung), zu 31 Prozent aus der Mobilität auf Stadtgebiet (v.a. Verbrennung von Treibstoffen) und zu 15 Prozent aus der Entsorgung. Die Land- und Forstwirtschaft hat nur einen äusserst geringen Anteil (<1 Prozent ) an den auf dem Zürcher Stadtgebiet verursachten Treibhausgasemissionen. Die direkten Emissionen haben in den letzten Jahren abgenommen. Die Stadt befindet sich somit auf Zielkurs.
Die zukünftigen direkten Emissionen der Gesamtstadt bis 2040 wurden basierend auf sechs Massnahmenpaketen, die auf Zielen städtischer Strategien und Planungen basieren, modelliert. Die Abschätzung der zukünftigen Treibhausgasemissionen zeigt, dass das Netto-Null-Ziel für die direkten Treibhausgasemissionen auf Stadtgebiet bis 2040 ambitioniert, aber realistisch ist. Damit das Netto-Null-Ziel für die Gesamtstadt bis 2040 erreicht wird, braucht es vor allem auch klimafreundliches Handeln der Stadtbevölkerung und der Unternehmen. Die Massnahmen der Stadtverwaltung erleichtern und ermöglichen es ihnen, die Emissionen in ihrem Verantwortungsbereich zu senken.
Neben den auf dem Stadtgebiet ausgestossenen Treibhausgasen werden in der Treibhausgasbilanz der Gesamtstadt erstmals auch die indirekten Emissionen detailliert ausgewiesen für die Jahre 1990 (Jahr für Zielfestlegung), 2010, 2015, 2020, 2022 (Referenzjahr des Absenkpfads) und 2023. Die indirekten THG-Emissionen haben seit 1990 zugenommen, die Klimaschutzziele sind deshalb eine grosse Herausforderung für alle. Um die Emissionen im Vergleich zu 1990 um 30 % zu senken, müssen sie gegenwärtig ungefähr halbiert werden. In der Gesamtstadt lässt sich die Zunahme insbesondere auf mehr Flugreisen und die gestiegene Bautätigkeit zurückführen.
Die weltweiten Anstrengungen im Klimaschutz machen Produkte und Dienstleistungen klimafreundlicher und senken die indirekten Emissionen. Es ist jedoch unsicher, ob dies in allen Bereichen rasch und ausreichend genug geschieht. Daher ist es auch wichtig, dass Bevölkerung und Wirtschaft ihren Spielraum zur Senkung der indirekten Emissionen nutzen und klimafreundlicher handeln. Wenn in der Stadt Zürich weniger und gleichzeitig klimaschonendere Güter und Dienstleistungen bezogen werden, nehmen auch die indirekten Emissionen ab. Um die Rahmenbedingungen im Umfeld zu verbessern, übt die Stadtverwaltung Einfluss auf Politik und Wirtschaft aus.
Auswirkungen
Beeinträchtigung der Gesundheit, Leistungsfähigkeit, Gewässer und Biodiversität
Der Klimawandel mit häufiger und intensiver auftretenden Hitzeperioden verschärft die bereits bestehende Wärmebelastung in der Stadt Zürich (Stadtklima). Stark betroffen sind Bevölkerungsgruppen wie ältere Menschen oder Kinder. Das hitzebedingte Sterblichkeitsrisiko nimmt bei Tageshöchsttemperaturen von über 30 °C markant zu, selbst wenn es sich nur um einzelne Hitzetage handelt. Auch die Arbeitsproduktivität ist eingeschränkt, wobei vor allem Berufsgruppen mit intensiver körperlicher Tätigkeit stark betroffen sind. In der Studie «Volkswirtschaftliche Effekte der Hitze» wurden erstmals Kostenfolgen für den Kanton Zürich ausgewiesen (Quelle: AWEL).
Volkswirtschaftliche Effekte der Hitze
Mittlerer aktueller Sommer | Sommer 2019 | Mittlerer Sommer 2035 | |
---|---|---|---|
Arbeitsproduktivitätsverluste | 155 Mio. Fr. | ca. 500 Mio. Fr. | ca. 225–245 Mio. Fr. |
Hitzebedingte Todesfälle | 24 | 84 | 35–39 |
Die höheren Temperaturen und die prognostizierten niederschlagsärmeren Sommer haben auch Auswirkungen auf unsere Gewässer und die Biodiversität.
Intensivere Nutzung der Freiräume, steigender Kühlbedarf
In Hitzeperioden werden Freiräume häufiger und intensiver genutzt, denn sie ermöglichen Erholung und Regeneration. Die Ansprüche an deren Ausgestaltung und eine hitzemindernde Siedlungsplanung steigen. Mit steigenden Temperaturen nimmt der Kühlbedarf in Wohn- und Arbeitsräumen zu. Umgekehrt nehmen Heizenergie und Heizleistung im Winterhalbjahr ab.
Zunehmendes Risiko für Hochwasserereignisse, Erdrutsche und Hangmuren
Starkniederschläge, Gewitterregen und damit verbundene massive Wasserabflüsse der grossen Gewässer erhöhen das Risiko für Hochwasser. Die Gefährdung der Bevölkerung und das Risiko von Schäden an Infrastrukturen steigen. Im Winter fällt ein wachsender Anteil des Niederschlags als Regen, was häufiger zu Überschwemmungen und Erdrutschen führt. Insbesondere bei den zunehmend erwarteten Intensivniederschlägen kann die aktuelle Entwässerungsinfrastruktur die Wassermengen nicht aufnehmen; Überflutungen von Strassen oder Gebäuden werden sich mehren. Der Bedarf an Feuerwehreinsätzen wird steigen.
Veränderung der Artenzusammensetzung
Viele Tiere und Pflanzen reagieren empfindlich auf klimatische Änderungen. Verbreitungsgebiete und Lebensgemeinschaften heimischer Tiere und Pflanzen werden sich deutlich verändern. Einzelne Arten werden aus Zürich abwandern oder aussterben, andere dafür neu hinzukommen. Wärmeliebende Pflanzen und Tiere wandern ein, darunter auch Überträger von bisher bei uns nicht verbreiteten Krankheiten. Dazu zählen beispielsweise die Asiatische Tigermücke sowie Pflanzen, die allergen sind oder die Infrastruktur schädigen. Am Beispiel der eingewanderten Vernachlässigten Ameise – Lasius neglectus – lässt sich anschaulich aufzeigen, welche Konsequenzen damit verbunden sein können: Bei starker Vermehrung verdrängt die Vernachlässigte Ameise beinahe sämtliche heimischen Ameisen und andere Insektenarten. Sie kann Zierpflanzen und Bäume durch die Förderung von Blattläusen so stark schädigen, dass diese absterben. Sie kann Schäden an Gebäuden und Infrastruktur verursachen. Befallene Häuser können markant an Wert verlieren, weil die Ameisenart sich im Isolationsmaterial einnisten kann und dieses dadurch beschädigt. Wenn sie zu Tausenden aus kleinen Öffnungen krabbeln und grosse Strassen durch ein Zimmer bilden, belästigen sie auch die Hausbewohner.
Massnahmen der Stadt
Die Stadt Zürich verfolgt in ihrer Klimapolitik zwei Strategien: den Klimaschutz und die Klimaanpassung.
Klimaschutz: Treibhausgasemissionen auf Netto-Null senken
Eine klimaneutrale Stadt ist eines der vier übergeordneten Umweltziele der Umweltstrategie der Stadt Zürich. Die Stadt Zürich will bis 2040 klimaneutral werden, indem sie ihre direkten Treibhausgasemissionen auf Stadtgebiet auf netto null reduziert. Bei den indirekten Treibhausgasemissionen, die ausserhalb der Stadtgrenze verursacht werden, wird bis 2040 eine Reduktion um 30 Prozent pro Einwohner*in gegenüber 1990 angestrebt. Die Stadt mit ihren Behörden sorgt in ihrem Einflussbereich dafür, dass sämtliche Massnahmen zur Erreichung dieser Ziele bereits bis 2035 umgesetzt werden (ausgenommen ist der Bereich der Wärmeversorgung, für den das Zieljahr 2040 gilt).
Der Stadtverwaltung kommt auf dem Weg zu Netto-Null eine Vorbildrolle zu. Sie soll die Ziele für die Reduktion der direkten und indirekten Treibhausgasemissionen bereits 2035 erreichen.
Klimaschutz ist für die Stadt Zürich sehr wichtig und wird schon lange im Rahmen von Teilstrategien in verschiedenen städtischen Dienstabteilungen verfolgt. Klimarelevante Strategien sind der Masterplan Energie, die Strategie Stadtraum und Mobilität, die Ernährungsstrategie, die Energieplanung, die Meilenschritte zum umwelt- und energiegerechten Bauen stadteigener Liegenschaften, die nachhaltige Beschaffung und die Fahrzeugpolitik. Einen detaillierteren Überblick über getroffene Massnahmen gibt der Energiepolitikbericht.
Die Stadtverwaltung bezieht zu 100 Prozent erneuerbaren Strom, die VBZ-Busse werden zunehmend elektrisch betrieben und städtische Neubauten genügen den höchsten energetischen Anforderungen.
Konkret bezieht die Stadtverwaltung zu 100 Prozent erneuerbaren Strom, die VBZ-Busse werden zunehmend elektrisch betrieben und städtische Neubauten genügen den höchsten energetischen Anforderungen. Bei der Lebensmittelbeschaffung für Schulen und Alterszentren werden ökologische Aspekte berücksichtigt und Lebensmittelabfälle reduziert. Die Stadt bietet eine Energieplattform als zentrales Zugangsportal für Fragen rund um Energie und entsprechende Beratungsangebote. Für Hauseigentümerschaften bietet die Stadt ein umfassendes Beratungsangebot zur energetischen Erneuerung und zum klimafreundlichen Heizungsersatz. Das öffentliche Fernwärmenetz sowie der öffentliche Verkehr werden attraktiv ausgebaut. KMUs können sich über das Angebot Öko-Kompass beraten lassen. Die Bevölkerung wird über verschiedene Informationskanäle auf zahlreiche Möglichkeiten hingewiesen, sich ökologisch und klimafreundlich zu verhalten.
Klimaanpassung: die Bevölkerung vor den Folgen des Klimawandels schützen
Um die Gesundheit der Bevölkerung während Hitzeperioden zu schützen, werden die bestehenden Informations- und Hitzewarnsysteme gezielt auf heisse Sommertage weiterentwickelt. Auch fliessen die neuen Erkenntnisse laufend in die Schulungsprogramme der Mitarbeitenden in Alters- und Pflegeeinrichtungen ein.
Die Stadt hat verschiedene Massnahmen zur Anpassung ergriffen.
Massnahmen gegen Hitze
Mit dem Klimawandel verschärft sich die Problematik der Hitzeinsel, die v. a. auf die dichte Bebauung in Städten zurückzuführen ist. Ein wichtiger Meilenstein diesbezüglich war die Erarbeitung der Fachplanung Hitzeminderung. Auf dieser Basis sollen Grün- und Freiräume, Strassen und Platzräume insbesondere in stark überwärmten Gebieten klimaoptimiert gestaltet, die Durchlüftung und wichtige Kaltluftentstehungsflächen wie Wald, Landwirtschafts- und Wasserflächen erhalten und weiterentwickelt werden.
Massnahmen in Bezug auf Trockenheit
Das Einrichten und Erhalten von Schutzzonen trägt zur Sicherung von Wasserressourcen bei. Die Förderung der Versickerung reduziert nicht nur die Überwärmung, sondern reichert auch das Grundwasser an. Grün Stadt Zürich setzt auf trockentolerante Baumarten, vergrössert bei Neupflanzungen wo möglich den zur Verfügung stehenden Wurzelraum und damit das natürliche Speichervolumen und setzt auf vielfältige artenreiche und intakte Lebensräume.
Massnahmen in Bezug auf Starkregenereignisse
Der überarbeitete generelle Entwässerungsplan der Stadt Zürich berücksichtigt die zukünftig erwarteten zunehmenden Starkniederschläge. Zusammen mit dem Kanton Zürich hat die Stadt Zürich verschiedene Massnahmen für den Hochwasserschutz getroffen und ist im Projekt «Hochwasserschutz Zürich» direkt vertreten. Mit den aus der Gefahrenkarte Hochwasser abgeleiteten Erkenntnissen, entwickelte die Stadt Zürich ein integrales Konzept, welches die erforderlichen Massnahmen in den Bereichen Raumplanung, Baurecht, Notfallplanung und baulicher Hochwasserschutz aufeinander abstimmt. Schutz & Rettung Zürich hat geeignete organisatorische Massnahmen getroffen, um für den Notfall gerüstet zu sein. Wichtige Systeme zur Energieversorgung und Kommunikation sind für den Katastrophenfall redundant geführt.
Massnahmen zur Erhaltung der Biodiversität
Für ein stabiles Gesamtsystem fördert die Stadt Zürich naturnahe Lebensräume und legt grossen Wert auf Vernetzungskorridore und Trittsteinbiotope. Fällt aufgrund von klimatischen Bedingungen, Krankheiten oder Schädlingen eine Art aus, ist die Idee, dass an ihrer Stelle eine bereits vor Ort vorhandene Art den Raum neu besetzen kann.
Massnahmen zur Bekämpfung von Schadorganismen und Krankheiten
Die Stadt Zürich setzt auf ein Monitoring von neu in der Schweiz bzw. in Zürich auftretenden Schadorganismen. Dies ist die Grundlage für eine gezielte Bekämpfung von neuen sich zum Teil stark verbreitenden Tier- und Pflanzenarten (invasive Neophyten und Neozoen), aber auch zur Vermeidung von Krankheiten, die durch diese übertragen werden können.
Zum Beispiel hat die Sektion Biosicherheit des Kantons Zürich, gestützt auf die Freisetzungsverordnung und die Wohnhygiene Verordnung, die Stadt aufgefordert, die invasive Ameisenart Lasius neglectus zu bekämpfen und möglichst zu tilgen. Die Schädlingsprävention der Stadt Zürich bekämpft diese auf städtischem und eine private Schädlingsbekämpfungsfirma auf privatem Grund.