Diskriminierung
Ich hätte nie gedacht, dass Tobi schwul ist. Schon bei den Junioren war er der perfekte Innenverteidiger. Ein Raubein, an dem kaum ein Stürmer vorbeikam. Dann kriegten wir einen neuen Coach. Und Tobi war nicht mehr derselbe.
Plötzlich standen die Gegner frei vor meinem Tor. Mir flogen die Bälle nur so um die Ohren. Sogar gegen den FC Post kassierten wir eine 1:6-Niederlage. «Was war denn das für ein schwuler Pass?», schrie der Trainer von der Bank aus, wenn Tobi wiedermal ein Blackout hatte. Oder: «Decken! Nicht so schwul herumstehen!» – «Schwul» war für den neuen Coach alles, was nicht funktionierte. Ein Schimpfwort, welches er bei jeder Gelegenheit verwendete. Als Torhüter kriegst du das alles mit. Ich begriff, dass es solche Aussagen waren, die Tobi auf dem Spielfeld verunsicherten. Und ich begriff auch weshalb. Doch was konnte ich tun, ohne Tobi zu outen? «Ist es wirklich meine Aufgabe, einen 50-Jährigen über Respekt und Anstand aufzuklären?» dachte ich mir, als ich den Trainer von der Seite bereits wieder rufen hörte: «Angreifen jetzt, ihr schwulen Säcke!» Nach dem Spiel nahm ich den Coach für ein klärendes Gespräch zur Seite.
Istvan kann HEH! Und du?
HEH! bei Diskriminierung
In der Schweiz darf niemand wegen des Geschlechts, der Rasse, der Religion, der sexuellen Orientierung oder wegen politischen Überzeugungen diskriminiert werden. Dennoch kommt dies häufig vor. Denn Diskriminierungen beginnen bereits, wenn wir aufgrund äusserer Merkmale Vorurteile haben. Wo Respekt und Anstand fehlen, gilt deshalb stets:
Hinschauen
Wird deine ruandische Freundin auf Social Media wegen ihres dunklen Teints verleumdet? Macht deine Schwiegermutter abschätzige Bemerkungen über Lesben? Wird dein qualifizierter Arbeitskollege nicht befördert, weil er keine Frau ist?
Einschätzen
Ist die beobachtete Diskriminierung die Folge von Unbedarftheit oder einer bewusst diskriminierenden Sichtweise? Bestehen Anhaltspunkte, dass ein als diskriminierend empfundener Entscheid tatsächlich aus diskriminierenden Gründen so gefallen ist?
Handeln
Sprich Menschen darauf an, wenn sie sich aus Unbedarftheit diskriminierend äussern. Mach dich für Opfer von Diskriminierungen stark. Wende dich an eine Beratungsstelle, wenn Menschen bewusst diskriminiert werden. Ruf bei Notsituationen die Polizei unter der Notrufnummer 117.
Mach den Selbsttest und finde heraus, ob du HEH! kannst!
Beratungsstellen
Opferberatung Zürich
obzh.ch
044 299 40 50
Infodona (Beratungsstelle für Migrantinnen und Migranten)
stadt-zuerich.ch/infodona
044 412 84 00
LGBT + Helpline
lgbt-helpline.ch
0800 133 133
Zürcher Anlaufstelle Rassismus ZüRAS (Anlauf- und Beratungsstelle)
zueras.ch
044 415 62 26
Weitere Informationen
Stadtpolizei
Kommissariat Prävention