Die Stadt Zürich sieht Kunst im öffentlichen Raum als essenziell für das urbane Leben. Skulpturen, Installationen und temporäre Kunstprojekte prägen das Stadtbild, schaffen neue Perspektiven und Begegnungsorte. Sie fördern den Dialog, machen städtische Identität und Kultur erlebbar und regen zur Reflexion über gesellschaftliche Themen an.
Die städtische Fachstelle Kunst im öffentlichen Raum (KiöR) initiiert und realisiert gemeinsam mit der Kommission KiöR Kunstprojekte im öffentlichen Raum. Neben temporären Formaten zur Umsetzung der Strategien begleitet KiöR Veränderungen im städtischen Raum mit grösseren und kleineren Projekten.
Schwamendingen ist ein Quartier im Norden von Zürich. Es hat in den 1950er Jahren ein enormes Wachstum erlebt und wurde 1979 durch den Ausbau der Überlandstrasse zur Autobahn mit Anschluss an die A1 zweigeteilt: eine sechsspurige Nationalstrasse zieht sich seither durchs Quartier. Mit dem Bau der sogenannten Einhausung wird diese städtebauliche «Wunde» zwar nicht rückgängig gemacht, aber doch zumindest verarztet. 2019 haben die Hauptarbeiten begonnen. Anfangs 2023 ist der Tunnel fast vollendet und die Arbeiten am Überlandpark starten. Nach weiteren Umgebungsarbeiten und Arbeiten auf der Einhausung wird diese voraussichtlich 2024 eröffnet. Der schweizweit einzigartige Hochpark ist 2025 fertiggestellt.
Von 2010 bis 2019 organisierte die KiöR den «Lokaltermin Schwamendingen: Kunstbeobachtungen». Neben alljährlich wechselnden Besetzungen mit Künstler*innen wie Cristian Andersen, Luigi Archetti, Bob Gramsma, Nic Hess, San Keller, Michael Meier und Christoph Franz, Pamela Rosenkranz, David Renggli, Veronika Spierenburg, die sich mit dem Quartier befassen, führte die Fotografin Ruth Erdt bis 2024 eine Langzeitstudie durch.
Ruth Erdt spielte im Projekt «Lokaltermin Schwamendingen» eine zentrale Rolle. Die Fotokünstlerin lebt seit mehr 20 Jahren im Quartier und begleitete als Ansprechperson die ortsfremden Künstler*innen bei ihren Recherchen und Standorterkundungen. Gleichzeitig verfolgte sie das eigene Langzeitprojekt, das die Veränderungen Schwamendingens ins Zentrum stellt. So ist ein Archiv mit über 40 000 Bildern entstanden, das die vielfältigen Facetten des Quartierlebens dokumentiert und die kulturelle Diversität festhält.
Vom 28. September 2024 bis 19. Januar 2025 ist die Ausstellung «K12 – Schwamendingen» in der Kunsthalle Zürich zu sehen, die auf der Langzeitstudie der Künstlerin Ruth Erdt aufbaut und die mit Unterstützung der KiöR realisiert wurde.
Zur Ausstellung erscheint im Steidl Verlag die über 900-seitige Publikation «K12 – Schwamendingen, ein Randbezirk von Zürich» mit über 600 Abbildungen und Beiträgen der KiöR, von Philipp Klaus, Urs Stahel sowie der Künstlerin selbst.
Falls Sie mehr zu den Verfahren für KiöR-Projekte erfahren möchten oder selbst eine temporäre Installation im öffentlichen Raum planen, finden Sie alle relevanten Informationen hier.
Aktuelle Ausschreibungen werden auf dieser Seite veröffentlicht.
KiöR ist für die Dokumentation, Pflege und den Erhalt von rund 400 Kunstwerken im öffentlichen Raum der Stadt Zürich verantwortlich. Durch ihre Arbeit bleibt das kulturelle Erbe Zürichs lebendig und verleiht dem urbanen Raum ein inspirierendes, dauerhaftes künstlerisches Gesicht. Besonderes Augenmerk liegt darauf, der Stadtbevölkerung und den Gästen Zürichs einen kontinuierlichen Zugang zu historischer und zeitgenössischer Kunst zu ermöglichen und den Stadtraum als offene Bühne für kulturelle Begegnungen zu gestalten.
Kunst ist ein prägender Bestandteil der Europaallee, wo permanente Kunstinstallationen die Öffentlichkeit zur Reflexion und Interaktion mit ihrer Umgebung einladen.
Seit September 2020 ist die Klanginstallation «Harmonic Gate» des Künstlerduos Bruce Odland (USA) und Sam Auinger (AT) am Europaplatz zu erleben. Das Kunstwerk lädt ein, die Stadt aus einer hörenden Perspektive wahrzunehmen: Drei Mikrofone fangen die vielfältigen Geräusche des Platzes ein – das Rauschen der Sihl, vorbeieilende Schritte, Zugansagen, Trams und Flugzeuge. Diese Klänge werden in einem virtuellen Resonanzrohr zu harmonischen Obertonreihen verarbeitet und direkt über Lautsprecher zurück in den Raum gespielt. So verändert sich das Klangbild dynamisch mit dem Trubel und der Ruhe des Platzes und lässt den Europaplatz zu einer ständig wandelnden Klanglandschaft werden, die das urbane Leben reflektiert und hörbar macht.
Seit 2021 ergänzt das Lichtkunstwerk «ALWAYS A WAY ALWAYS AWAY» von Brigitte Kowanz (AT) die Europaallee. Das Werk befindet sich auf dem Dach des Gebäudes am Europaplatz und sendet stündlich in Morsezeichen die Botschaft «ALWAYS A WAY ALWAYS AWAY». Diese leuchtende Nachricht, die über LED-Bänder in dreieckigen Formen übermittelt wird, spielt mit der Symbolik der Morsetelegrafie, die einst entlang von Bahnlinien verlegt wurde und so auch auf den Standort zwischen Bahngleisen und Sihlpost verweist. Die Installation spiegelt das Netz aus Stützen und Oberleitungen der Bahntrassen wider und thematisiert Kommunikation als Verbindung und Trennung zugleich. Die leuchtende Botschaft lädt Passanten dazu ein, innezuhalten und über die Art und Weise nachzudenken, wie wir uns durch digitale Technologien verbinden – gleichzeitig physisch hier und virtuell stets auch «woanders» zu sein.
Beide Werke sind zentrale Bestandteile des kuratorischen Gesamtkonzepts «Space» der Europaallee. Schon während der Bauzeit von 2011 bis 2019 brachte dieses Konzept Kunst in den öffentlichen Raum und rückte die Baustelle durch temporäre Interventionen von Künstler*innen wie Michael Günzburger, Grrrr & Big Zis und Heinrich Lüber in den Fokus.
Langfristig soll das Konzept Kunst im neuen Stadtteil verankern und die Europaallee als einen Ort der Begegnung und Reflexion gestalten.
In den letzten Jahren hat sich in der Öffentlichkeit ein starkes Interesse für einen neuen Umgang mit Denkmalkultur ausgebildet. Es wird vermehrt die Frage gestellt, ob die bestehenden Denkmäler den aktuellen Kriterien einer inklusiven Gesellschaft noch genügen. In Zürich wie auch in anderen schweizerischen Städten dominiert eine stark eurozentrische, hetero-normative Denkmal- und Erinnerungskultur. Themen abseits dieser bestimmenden Vorstellungen werden im öffentlichen Raum nicht oder kaum abgebildet. Sowohl mit der «MeToo»-Debatte als auch mit der in den USA entstandenen «Black Lives Matter»-Bewegung (BLM) wurden die Diskussionen um Repräsentation im öffentlichen Raum sowie um den Umgang mit Erinnerung beschleunigt. Parallel dazu gehen in Zürich immer wieder Anfragen seitens Politik und Bevölkerung für neue Denkmäler ein.
Die KiöR hat dieses Thema aufgenommen und vom Stadtrat den Auftrag erhalten, gemeinsam mit dem städtischen Koordinationsgremium Erinnerungskultur (KoGE) Strategien im Umgang mit bestehenden und künftigen Denkmälern zu entwickeln. Als erster Schritt und als Grundlage der bevorstehenden Reflexionen wurde eine Bestandsaufnahme veranlasst.
Ende 2020 wurde der Historiker Georg Kreis mit der Überprüfung von 38 Denkmalobjekten der Stadt Zürich beauftragt. Unter den zahlreichen Publikationen des emeritierten Professors für Geschichte an der Universität Basel findet sich mit der Publikation «Zeitzeichen für die Ewigkeit – 300 Jahre schweizerische Denkmaltopografie» ein Grundlagenwerk zur schweizerischen Denkmalkultur. Georg Kreis war u. a. Mitglied der Bergier-Kommission und Präsident der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus.
Die vorliegende historische Aufarbeitung der Denkmäler und die mit diesen Kunstwerken im öffentlichen Raum verbundenen biografischen Kurzbeschreibungen bieten eine gute Grundlage, um das kritische Bewusstsein für die Denkmäler zu wecken.
Die Website «Kunstbestand der Stadt Zürich» zeigt die Werke der «Kunst im öffentlichen Raum» ebenso wie jene der städtischen Kunstsammlung und des Bereichs «Kunst und Bau».
Auf ZüriPlan sind alle öffentlich zugänglichen Kunstwerke im Stadtraum verzeichnet. Unter dem Icon «K» auf der digitalen Stadtkarte finden Sie rund 400 Werke, die den öffentlichen Raum Zürichs bereichern.
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