Im Geviert zwischen Hohl-, Herdern-, Basler- und Hardgutstrasse wurde in den Jahren 1903-1909 mit dem städtischen Schlachthof die erste industrielle Grossschlachtanlage der Schweiz realisiert. Stand das Gebäudeensemble bei seiner Errichtung aufgrund seiner Nutzung noch mit genügend Abstand zur Innenstadt auf freiem Feld, so wurde es bald von städtischen Siedlungsstrukturen umfasst. Zusammen mit dem weithin sichtbaren Turm des benachbarten Elektrizitätsunterwerks bildet die Schlachthofanlage jedoch heute noch einen prägenden Merkpunkt am Rand des Stadtteils Aussersihl hin zu Altstetten. Mit seinem 1908 in der Tradition monumentaler Industriearchitektur aus rotem und gelben Sichtbackstein erbauten Ensemble und mit seinen grossen Ausnützungsreserven birgt das Denkmal von kantonaler Bedeutung für das Letziquartier ein enormes Potenzial. Gemäss seiner Nutzungsstrategie will der Stadtrat das rund 5.5 Hektaren grosse Schlachthofareal ab 2030 schrittweise öffnen und anderen quartiernahen Nutzungen zuzuführen. Bei der Weiterentwicklung wird auf die städtebauliche und architektonische Identität des kantonalen Schutzobjekts besonders Rücksicht genommen.
- Bauherrschaft Stadt Zürich
- Eigentümervertretung Immobilien Stadt Zürich
- Bauherrenvertretung Amt für Hochbauten
- Generalplanung, Architektur & Baumanagement
Adrian Streich Architekten AG, Zürich - Auswahlverfahren Architekturwettbewerb im selektiven Verfahren nach SIA 142 mit 10 Teams (einstufig, anonym), August 2023
Die Stadt führte einen Architekturwettbewerb durch, den das Architekturbüro Adrian Streich Architekten zusammen mit Schnetzer Puskas Ingenieure und Ganz Landschaftsarchitekt*innen für sich entscheiden konnte. Der Neubau, der städtische Infrastrukturen unter einem Dach vereint, ist in der nordwestlichen Ecke des Schlachthofareals auf der Parzelle der ehemaligen Firma Centravo geplant.
Der Westen der Stadt Zürich ist heute gut versorgt. Die Bevölkerung dürfte aber bis 2040 laut Prognosen vor allem in den Quartieren Escher-Wyss im Kreis 5 und Altstetten im Kreis 9 stark wachsen. Gemäss dem kommunalen Richtplan wird in Altstetten als einem zentralen Ort mit besonders guter Verkehrsinfrastruktur eine bauliche Verdichtung angestrebt. Hinsichtlich dieser Entwicklung muss Schutz & Rettung Zürich vorausschauend die nötige Infrastruktur für die Grundversorgung zur Verfügung stellen. Die neue Wache West versorgt hauptsächlich die Stadtkreise 3, 4, 5 und 9. Ihr Einsatzgebiet umfasst somit das Gebiet im Norden bis etwa zur Limmat, im Süden bis zum Albisgüetli und im Westen bis zur Stadtgrenze Schlieren.
Die Wache entspricht einem geschlossenen Logistikbetrieb mit hohen technischen Anforderungen und möglichst kurzen Wegen für Einsatzkräfte und Fahrzeuge. Neben zahlreichen Aufenthalts- und Spezialräumen, Schleusensystemen und einer grossen Fahrzeughalle muss die Anlage auch Aussenflächen mit Übungsplätzen anbieten. Zudem sollen die aktuell auf drei Standorte verteilten Archivbestände des Stadtarchivs in einem zeitgemässen Archivbau mit Publikumsnutzungen zusammengeführt werden. Das Stadtarchiv umfasst Magazine mit Bereichen für die Übernahme und Erschliessung der Archivalien sowie Verwaltungsräume und einen öffentlichen Bereich mit Ausstellungsraum und Lesesaal.
Das Siegerprojekt «FORTEPIANO» hat es geschafft, eine gute Antwort auf die Frage nach einer qualitätsvollen Verdichtung mit Rücksicht auf das denkmalgeschützte Ensemble des Schlachthofs zu finden. Das vorgeschlagene elegante, feingliedrige Hochhaus von rund 60 Metern steht in respektvollem Abstand zum historischen Gebäudeensemble. Über einem grosszügigen Sockel werden die unterschiedlichen Nutzungen übereinandergestapelt. Die Räumlichkeiten für die Wache West mit Einstellhallen für die Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr und Sanität sowie Büros und Personalräume sind dabei hauptsächlich im Sockelgebäude vom Erdgeschoss bis ins 2. Obergeschoss angeordnet. Vom 3. Obergeschoss bis unter das Dach im 15. Obergeschoss befinden sich die Räumlichkeiten des Stadtarchivs. Besonders attraktiv sind dort die öffentlichen Bereiche im 14. und 15. Obergeschoss, die den Benutzer*innen der Bibliothek und des Lesesaals zur Verfügung stehen. Das kleine Café auf dem Vorplatz hin zur Hohlstrasse mit einem attraktiven Aussenbereich sowie ein Pavillon mit Kiosk werden ebenfalls für die Öffentlichkeit zugänglich sein.
Der Aussenraum rund um den Neubau soll entlang der Strassen mit Bäumen bepflanzt und mit unversiegelten begrünten Flächen vielfältig gestaltet werden, die einen Beitrag zur Hitzeminderung und zur Förderung der Biodiversität im Quartier leisten. Die Energiezentrale im Untergeschoss ist ein Infrastruktur-Teilstück zur Versorgung der umliegenden Liegenschaften mit Wärme aus erneuerbaren Energiequellen im Rahmen der städtischen Netto-Null Ziele. Zahlreiche Photovoltaik-Elemente an der Fassade versorgen das Haus mit Strom aus erneuerbarer Energie.
Zur Qualitätssicherung von Neubauten setzt die Stadt Zürich auf den Architekturwettbewerb. Umfassende Informationen zum Wettbewerbsverfahren finden Sie im Jurierungsbericht.
1. Rang | 1. Preis
Antrag zur Weiterbearbeitung
- Generalplanung und Architektur
Adrian Streich Architekten AG, Zürich - Bauingenieurwesen
Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Zürich - Landschaftsarchitektur
Ganz Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich - Bauphysik
Raumanzug GmbH, Zürich
- Verkehrsplanung
Rapp Infra AG, Münchenstein - HLKS-Planung, Koordination
Energiehoch4 AG, Zürich
2. Rang | 2. Preis
- Generalplanung und Architektur
EM2N Architekten AG I Mathias Müller I Daniel Niggli I Architekten AG I ETH I SIA I BSA, Zürich - Bauingenieurwesen
wh-p Ingenieure AG, Basel - Landschaftsarchitektur
Balliana Schubert Landschaftsarchitekten AG, Zürich - Gebäudetechnik
Abicht Zürich AG, Schlieren - Bauphysik, Brandschutz
Gartenmann Engineering AG, Zürich - Verkehrsplanung
IBV Hüsler AG, Zürich - Visualisierungen
Studio Blomen, Zürich (Phase I)
Filippo Bolognese Images, Milano IT (Phase II)
3. Rang | 3. Preis
- Generalplanung und Architektur
Christ & Gantenbein AG, Basel
OFFICE Kersten Geers David van Severen, Brussels BE - Baumanagement
PERITA AG, Zürich - Bauingenieurwesen
Dr. Lüchinger+Meyer Bauingenieure AG, Zürich - Landschaftsarchitektur
Mosbach Paysagistes, Paris FR - Bauphysik & Akustik
BAKUS Bauphysik & Akustik AG, Zürich - Gebäudetechnik
eicher + pauli Liestal AG, Liestal - Archivplanung
baur planung, München DE - Verkehrsplanung
TEAMverkehr, Cham
4. Rang | 4. Preis
- Generalplanung und Architektur
ARGE Karamuk Kuo / ARCHOBAU AG, Zürich - Bauingenieurwesen
Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Basel - Landschaftsarchitektur
MØFA studio gmbh sia, Zürich - Bauphysik & Nachhaltigkeit
Durable Planung und Beratung GmbH, Zürich - Gebäudetechnik
Wirkungsgrad Ingenieure AG, Luzern
Modellfotos: Dominik Zietlow
- Bauingenieurwesen Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Zürich
- Landschaftsarchitektur Ganz Landschaftsarchitekt*innen GmbH, Zürich
- Bauphysik Raumanzug GmbH, Zürich
- Verkehrsplanung Rapp Infra AG, Münchenstein
- HLKS-Planung, Koordination Energiehoch4, Zürich