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Erkrankungen der Schilddrüse

Die Schilddrüse (medizinisch «Glandula thyroidea») gehört zu den hormonproduzierenden Organen. Über das Schilddrüsenhormon steuert der Organismus seinen Energiestoffwechsel und das Wachstum einzelner Zellen, was zu einer Steigerung der Herz-Kreislaufaktivität führt.

Damit die Schilddrüse ausreichend Schilddrüsenhormon freigeben kann, ist eine ausreichende Jodaufnahme unabdingbar, da die Schilddrüse eine weitere Funktion als Jod-Speicherorgan hat.

Verschiedene Krankheitsbilder

Entsprechend den Steuerungsfunktionen der Schilddrüse auf den Energiestoffwechsel ergeben sich aus der Über- und Unterfunktion der Schilddrüse verschiedene Krankheitsbilder. Zudem können sich auch in der Schilddrüse gut- und bösartige Tumoren entwickeln.

Unterfunktion: Die Unterfunktion der Schilddrüse äussert sich in einem charakteristischen Beschwerdebild. Die Patienten, Patientinnen beklagen sich über eine anhaltende Müdigkeit und Abgeschlagenheit, häufig nehmen sie an Gewicht zu und klagen über eine Veränderung des Haut- und Haarbildes. Die Haut erscheint glasig und verdickt, insbesondere an den Schienbeinen, das Haar wirkt strohig und ist brüchig. Die Unterfunktion der Schilddrüse wird medikamentös mit dem Ersatz von Schilddrüsenhormonen behandelt, welches in Form von Tabletten zugeführt wird und sehr gut verträglich ist.

Überfunktion: Bei den Überfunktionen der Schilddrüse sind verschiedene Formen zu unterscheiden: So kann beispielsweise die gesamte Schilddrüse unkontrolliert ein Übermass an Hormonen freisetzen oder aber die Überproduktion findet in einem Teil der Schilddrüse statt, der hormonell nicht auf die Rückkoppelungsmechanismen reagiert. Zu einer Überfunktion können auch sogenannte Autoimmunerkrankungen oder aber Entzündungen der Schilddrüse führen.

Neben diesen Erkrankungen können sich auch in der Schilddrüse bösartige Tumoren ausbilden, welche von den einzelnen Zelltypen ihren Ursprung nehmen.

Diagnostik

  • Manuelle Untersuchung: Die Diagnostik der Schilddrüsenerkrankungen umfasst zum einen die manuelle Untersuchung, bei welcher der Arzt, die Ärztin die Schilddrüse im Stehen von hinten mit den Fingern abtastet und auch die Verschieblichkeit beim Schlucken beurteilt.
  • Laboruntersuchungen: Das Verhältnis der verschiedenen Formen des Schilddrüsenhormons im Blut lässt bereits weitreichende Rückschlüsse auf die Funktion des Organs zu.
  • Ultraschalluntersuchung: Mit einer Ultraschalluntersuchung lassen sich Formveränderungen wie Zysten und Knoten darstellen, der Ultraschall gibt aber keine Auskunft über die Hormonausschüttung in den einzelnen Knoten.
  • Schilddrüsenszintigraphie: Weitere Informationen liefert hier die sogenannte Schilddrüsenszintigraphie, für welche dem Patienten, der Patientin ein jodhaltiges Kontrastmittel injiziert wird, die Verteilung des Kontrastmittels in der Schilddrüse kann anschliessend bildgebend dargestellt werden und gibt Aufschluss über Funktionsunterschiede in den einzelnen Bereichen der Schilddrüse. So lässt sich zum Beispiel feststellen, ob ein Knoten, der im Ultraschall dargestellt wurde, kein Schilddrüsenhormon ausschüttet (zum Beispiel eine harmlose Zyste) oder zu viel Hormon freigibt.
  • Punktion: Werden Informationen über eine mögliche bösartige Entartung gebraucht, kann dies eine Punktion der Schildddrüse nötig machen. Diese wird am besten ultraschallgesteuert durchgeführt, um das verdächtige Areal möglichst genau punktieren zu können.
  • CT oder MRI: Computertomographie und Magnetresonanztomographie lassen schliesslich Rückschlüsse auf eine mögliche Metastasierung bei vermuteten bösartigen Tumoren zu und erlauben eine genauere Darstellung der Beziehung der Schilddrüse zu ihrer Umgebung.

Operatives Vorgehen

Die operative Therapie der Schilddrüsenerkrankungen richtet sich nach der zugrunde liegenden Diagnose. So kann bei einer gutartigen Erkrankung ohne Weiteres nur ein Teil der Schilddrüse entfernt werden, während eine bösartige Erkrankung die Entfernung der gesamten Schilddrüse mit allen zugehörigen Lymphknoten notwendig macht. Für das Festlegen der operativen Taktik ist weiterhin auch die enge Beziehung der Schilddrüse zur Umgebung – und insbesondere zu den Stimmbandnerven – von grosser Bedeutung, müssen diese doch unter allen Umständen geschont werden. Das Resektionsausmass und das operative Vorgehen werden individuell und abhängig von den gesammelten Befunden festgelegt.

Für Operationen an der Schilddrüse ist ein Hautschnitt unterhalb des Kehlkopfes notwendig, von dem aus die Halsmuskeln sorgsam auseinander geschoben werden. Unter der geraden Halsmuskulatur findet sich die Schilddrüse in einer dünnen Kapsel. Sie wird nun aus der Umgebung ausgeschält und ausgelöst, die versorgenden Blutgefässe werden unterbunden und schliesslich wird der Stimmbandnerv auf der Luftröhre aufgesucht.

Der Stimmbandnerv hat an dieser Stelle einen Durchmesser von knapp einem Millimeter. Um ihn sorgsam zu schonen, wird er minutiös dargestellt und seine Funktion während der einzelnen Operationsschritte kontinuierlich mit einem Nervenstimulator überprüft. Die auf der Rückseite der Schilddrüse liegenden Nebenschilddrüsenkörperchen werden ebenso sorgfältig geschont und an ihrem Platz belassen. Sollte dies aufgrund der zarten Durchblutung der Nebenschilddrüsenkörperchen nicht möglich sein, können sie einzeln entfernt und in die Halsmuskulatur replantiert werden, wo sie ihre Funktion wieder aufnehmen können.

Die möglichen Komplikationen, welche während der Operation auftreten können, leiten sich aus den engen nachbarschaftlichen Beziehungen der Schilddrüse zur Umgebung ab. Die bedeutendste Komplikation liegt in der Verletzung des Stimmbandnervs. Wird der Stimmbandnerv auf einer Seite verletzt, ergibt sich eine anhaltende Heiserkeit der Stimme, da das gleichseitige Stimmband «gelähmt» ist und sich an der Phonation nicht mehr beteiligt. Gefürchtet ist die beidseitige Verletzung der Stimmbandnerven, weil sie durch die Lähmung beider Stimmbänder zur Verlegung des Kehlkopfes und damit zur Unmöglichkeit der Atmung führt. In einer solchen Situation ist die Anlage eines künstlichen Zuganges zur Luftröhre lebensrettend.

Entfernung der Schilddrüse

Muss die gesamte Schilddrüse beidseitig entfernt werden, kann dies eine Minderdurchblutung der Nebenschilddrüsen zur Folge haben. Die Nebenschilddrüsen haben eine wesentliche Funktion bei der Regulation des Calciumstoffwechsels, so dass eine plötzlich auftretende Unterfunktion der Nebenschilddrüsen sich in einem Calciummangel im Blut manifestiert. Dies wiederum führt zur «Überreizbarkeit» von Nerven, was neben Kribbeln in den Händen und im Gesicht bis zu Krampfanfällen führen kann. In den allermeisten Fällen nehmen die Nebenschilddrüsen nach einer gewissen Zeit wieder ihre normale Funktion auf, so dass der Ersatz von Calcium nur über kurze Zeit nötig ist.

 

Nachbehandlung

Die Nachbehandlung nach Schilddrüsenoperationen richtet sich nach der zugrunde liegenden Diagnose:

Musste lediglich ein Teil der Schilddrüse entfernt werden, reicht in aller Regel der verbliebene Teil des Organs ohne Weiteres für die Aufrechterhaltung der Funktion aus. Ist die vollständige Entfernung der Schilddrüse wegen einer gutartigen Erkrankung notwendig, kann nach der Operation mit dem Ersatz des Schilddrüsenhormons in Form von Tabletten begonnen werden. Bis die optimale Dosierung gefunden wurde, sind anfangs regelmässige Kontrollen der Schilddrüsenhormonspiegel notwendig.

Liegt ein bösartiger Tumor vor, muss nach der Operation abhängig von den mikroskopischen Befunden evtl. eine lokale Bestrahlung erfolgen. Für die Bestrahlung der Schilddrüse machen wir uns die Speicherkapazität der Schilddrüsenzellen für Jod zunutze und verabreichen daher radioaktives Jod, welches sich in den möglicherweise verbliebenen Schilddrüsenzellen festsetzt und hier über eine unmittelbare Bestrahlung der Zellen zum Absterben der Tumorzellen führt.

Operationsvorbereitung und Spitalaufenthalt

Die Operation wird i. d. R. Regel so vorbereitet, dass der Patient, die Patientin am Tag der Operation ins Spital eintritt und nach dem Eingriff 1–2 Nächte im Spital bleibt. Während des Spitalaufenthaltes werden wir bei Bedarf die Calcium-Werte im Blut messen und gegebenenfalls Calciumbrausetabletten verordnen.

Zu Hause darf der Patient leichteren Aktivitäten nach Massgabe der Beschwerden nachgehen. Er sollte sich für die Dauer von zwei Wochen vor grösseren körperlichen Anstrengungen schonen. Die Wundkontrollen wird die Hausärztin, der Hausarzt vornehmen. I. d. R. verwenden wir Fäden, die sich nach einer gewissen Zeit von selber auflösen und nicht gezogen zu werden brauchen.

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