Lungenmetastasen
Lungenmetastasen sind Absiedlungen (Tochtergeschwulste) von Tumoren, die eigentlich ausserhalb der Lunge entstanden.
Lungenmetastasen können entstehen, wenn sich vom sogenannten Primärtumor (also dem eigentlichen Tumor) einzelne Zellen oder Zellklumpen ablösen und über den Blutstrom oder die Lymphe in die Lungen gelangen. Unter bestimmten Voraussetzungen siedeln sich diese Zellen im Lungengewebe oder in einem anderen Organ an und vermehren sich hier erneut.
Lungenmetastasen können sowohl einzeln (solitär) oder auch multipel entstehen. Manchmal werden sie bereits zum Zeitpunkt der Diagnose des Primärtumors festgestellt. Es ist auch möglich, dass sich Lungenmetastasen erst im Laufe der Krebserkrankung zeigen, manchmal Jahre später.
Symptome
In den meisten Fällen liegen Lungenmetastasen im Bereich der Lungenperipherie, so dass sie häufig gar keine Beschwerden bereiten. Lungenmetastasen werden oft zufällig, etwa anlässlich einer Röntgenuntersuchung des Brustkorbs aufgefunden oder auch im Rahmen der Nachsorgeuntersuchungen bei einer bösartigen Grunderkrankung. Gelegentlich können Lungenmetastasen auch Beschwerden verursachen, etwa in Form von hartnäckigen Hustenattacken, Bluthusten oder einer Lungenentzündung.
Diagnose
Viele oder grosse Metastasen kann man bereits auf einem konventionellen Röntgen-Thorax erkennen. Meistens wird jedoch im Rahmen der Tumornachsorge eine Computertomographie (CT) der Lunge durchgeführt, auf der man bereits Metastasen von wenigen Millimetern nachweisen kann. Eine solche CT-Thorax-Untersuchung ist Grundvoraussetzung, wenn eine Operation der Metastasen erwogen wird.
Zunehmende Bedeutung in der Behandlung der Lungenmetastasen gewinnt die PET-CT-Untersuchung (Positronen-Emissions-Tomographie und gleichzeitiges CT). Es handelt sich um eine Ganzkörperuntersuchung, bei der bösartige Tumoren auf Grund ihres gesteigerten Stoffwächselaktivität bildlich dargestellt werden. So erhalten wir wichtige Zusatzinformationen, wie z. B. den Nachweis weiterer metastasen-suspekter Herde, auch ausserhalb der Lunge oder von Lymphknoten-Metastasen.
Manchmal ist trotz der bildgebenden Untersuchungen eine histologische Diagnose (feingewebliche Untersuchung) für die Therapieplanung notwendig. Die Gewebeprobenentnahme (Biopsie) kann über eine Spiegelung der Atemwege (Bronchoskopie) oder durch eine perkutane Punktion (durch die Haut eingeführte Nadel) stattfinden. Eine weitere einfache und zuverlässige Methode stellt die thorakoskopische Keilresektion (Wedge-Resektion) dar. Dabei wird mittels Schlüssellochtechnik einer der Lungenherde vollständig entfernt und untersucht.
Möglichkeiten chirurgischer Intervention
Die verschiedenen therapeutischen Optionen hängen bei Lungenmetastasen sehr vom Einzelfall ab, so dass eine generelle Empfehlung nicht gegeben werden kann. Dabei spielt die Art des Tumors, der zu den Lungenmetastasen geführt hat, eine wichtige Rolle. Weiter müssen die Einzelumstände des jeweiligen Patienten berücksichtigt werden und Therapien, welche eventuell bereits durchgeführt wurden. Manchmal kann auch eine abwartende Haltung eingenommen werden.
Grundsätzlich kommt bei vielen Patienten mit Lungenmetastasen eine medikamentöse Therapie in Frage. Die operative Entfernung von Lungenmetastasen sollte aber Bestandteil in der Ausarbeitung eines Therapiekonzeptes sein, welches im Rahmen eines interdisziplinären Tumorboards erarbeitet werden sollte. Insgesamt können etwa 30% der Patienten, die im Verlauf ihrer Tumorerkrankung Lungenmetastasen entwickeln, möglicherweise von der operativen Entfernung der Herde profitieren. Darum entfernen wir nicht nur einzelne Metastasen, sondern unter Umständen auch mehrere Metastasen, wenn diese zeitgleich mit dem Primärtumor aufgetreten sind.
Voraussetzungen für eine Operation
Die operative Entfernung von Lungenmetastasen kommt nicht für alle Tumoren in Frage, sondern ist vom Einzelfall abhängig. Grundsätzlich ist eine Operation nur dann sinnvoll ist, wenn sie es ermöglicht, sämtliche Metastasen zu entfernen. Dies hängt von Anzahl und Lokalisation der Metastasen in der Lunge ab.
Die technische Operabilität (die Möglichkeit, die Metastasen mit der Operation zu entfernen) kann nur durch einen Thoraxchirurgen evaluiert werden. Wenn die Untersuchungen zeigen, dass im Körper weitere Tochtergeschwulste in anderen Organen vorliegen, ist die operative Therapie von Lungenmetastasen nur in ganz seltenen Fällen sinnvoll. Bevor eine Operation bei Lungenmetastasen angestrebt wird, ist daher die komplette bildgebende Untersuchung des Körpers notwendig. Dazu zählen die Positronen-Emissions-Tomographie (PET), die Computertomographie des Bauches, unter Umständen die Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) des Kopfes.
Eine weitere wichtige Voraussetzung für eine mögliche Operation bei Lungenmetastasen ist der entsprechende gesundheitliche Zustand des Patienten. Dazu gehören ausreichende Lungenreserven und Herz-Kreislauf Funktion.
Operation von Lungenmetastasen
Die Operationstechnik bei der Operation von Lungenmetastasen hängt vom Einzelfall ab und ist nicht immer einheitlich. Dabei spielen die Lokalisation und die Anzahl der Metastasen eine wichtige Rolle. Mehrere operative Methoden können zur Entfernung der Metastasen eingesetzt werden, wobei ein wichtiges Ziel ist, den Verlust an gesundem Lungengewebe zu minimieren (parenchymsparende Resektion). Am besten sind diese gewebeschonenden Operationen mit Hilfe des Operations-Lasers durchzuführen. Gerade der High-Energie-Laser der neuesten Generation erlaubt eine schnelle und präzise Entfernung der Lungenmetastasen und gleichzeitig eine zuverlässige Versiegelung des Lungengewebes.
Ein sogenanntes sequentielles Vorgehen, d. h. es wird erst die eine und später die zweite Lungenseite über eine beidseitige Thorakotomie (seitliche Eröffnung des Brustkorbes) operiert, ist die häufigste Variante bei beidseitigen Lungenmetastasen. Manchmal ist es unter Umständen sinnvoll, beidseitige Metastasen während einer einzigen Operation über eine Öffnung des Brustkorbs (Sternotomie), ähnlich wie bei einer Bypassoperation des Herzens anzugehen. Im Einzelfall kann auch die sogenannte minimal-invasive Operationstechnik (Schlüssellochchirurgie) sinnvoll sein, insbesondere bei einzelnen im äusseren Lungenmantel gelegenen Herden.
Häufig gestellte Fragen
Sind wiederholte Operationen sinnvoll?
Wiederholte Operationen bei Lungenmetastasen sind möglich und im Einzelfall auch sinnvoll. Die Entscheidung dazu muss immer unter Berücksichtigung der Gesamtumstände getroffen werden.
Wie sind die Erfolgsaussichten?
Die Erfolgsaussichten bei einer Operation bei Lungenmetastasen werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Dazu zählt vor allem die Art des Primärtumors, der zu den Lungenmetastasen geführt hat. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Metastasen vollständig entfernt werden, damit langfristige Heilungsaussichten bestehen. Weiterhin werden die Erfolgsaussichten von der Anzahl der Metastasen und von der Zeit zwischen dem eigentlichen Primärtumor und dem Auftreten der Metastasen beeinflusst.