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Wie hängen Spiel und Sprache zusammen?

Bei alltäglichen Tätigkeiten können Sie die Sprachentwicklung Ihres Kindes fördern – dazu gehört auch das Spielen. Welche Spiele sich dafür gut eignen und worauf Eltern und Bezugspersonen achten sollten, erfahren Sie hier.

Spielen

Kommunikation besteht aus der Körpersprache und der gesprochenen Sprache. Diese entwickeln sich aus zwischenmenschlichen Erfahrungen. Laut dem deutschen Sprachwissenschaftler Eric Lenneberg, wird die Sprachentwicklung wesentlich durch die Hirnreife bestimmt. Gehirnstrukturen alleine reichen jedoch nicht aus. Kinder brauchen zusätzlich vielfältige sprachliche Erfahrungen im Alltag. Tätigkeiten wie Pflege, Essen, Spaziergänge oder auch Interaktionen im Spiel können mit Worten begleitet werden und bieten sich somit wunderbar dafür an.

Quelle: Remo H. Largo Babyjahre

Sprachverzögerung

Die meisten Kinder mit Sprachverzögerung zeigen auch Verzögerungen in ihren Kompetenzen im Spiel. Sprachtherapeut*innen berichten, dass diese Kinder länger bei einzelnen, eher funktionalen Tätigkeiten wie beispielweise dem Hin- und Herfahren mit dem Auto bleiben. Sie kommen nicht richtig in das symbolische Spiel, das «So-tun-als-ob-Spiel», rein, bei dem es darum geht, die Welt nachzuahmen und im Spiel darzustellen.

Der Zusammenhang von Spiel und Sprachentwicklung: Antworten auf die wichtigsten Fragen

Wie hängen Spiel- und Sprachentwicklung zusammen?

Genauso wie das Kind im «So-tun-als-ob-Spiel» die reale Welt abbildet, repräsentiert auch die Sprache unsere reale Welt. Spiel und Sprache hängen also vor allem über die sprachliche Funktion der Repräsentation zusammen. Die Voraussetzung für die Entwicklung der Repräsentation liegt in der Auseinandersetzung mit der Gegenstandswelt und dem damit verknüpften Aufbau von Vorstellungen bzw. inneren Bildern über die Welt. Diese aufgebauten inneren Bilder werden im Spiel des Kindes ausgedrückt und bilden die Grundlage für die Entstehung von Sprache.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit der Spracherwerb gelingt?

Sprache ist das Ergebnis einer positiven Gesamtentwicklung und es gibt eine Vielzahl von Voraussetzungen, welche gegeben sein müssen, damit die Sprachentwicklung gelingt. Die Basis dafür bilden die Sensorik und Motorik, welche dem Kind zum einen erlauben, die Welt mit allen Sinnen zu erkunden und somit innere Bilder aufzubauen aber auch Sprache zu hören und Laute und Wörter zu realisieren. Zusätzlich ist der kommunikative Anspruch eines Kindes, also die Absicht, dem Gegenüber etwas zeigen oder mitteilen zu wollen, von essentieller Bedeutung. Dieser Anspruch hängt stark mit der Autonomieentwicklung des Kindes zusammen.

Was fördert die Sprachentwicklung und was hemmt sie?

Da die Sprache mit den anderen Entwicklungsbereichen stark zusammenhängt, sind die Gründe für einen verzögerten Spracherwerb vielfältig. Diese müssen daher auch von Fall zu Fall individuell angeschaut werden.

Welche Spiele fördern den Spracherwerb von Kindern von 0 bis 5 Jahren?

In diesem Alter sind spezielle Spiele oder Übungen zur Sprachförderung nicht zielführend. Sprachförderung kann dabei ganz stark an den Alltag geknüpft sein, indem man mit dem Kind spricht und über Dinge redet, die das Kind interessant findet. Auch wirkt sich das gemeinsame Anschauen von Bilderbüchern und die Kommunikation darüber, was auf den Bildern sichtbar ist, positiv auf die Sprachentwicklung aus.

Was sind mögliche Stolperfallen?

Ein Stolperstein könnte sein, dass einige Eltern den Kindern vieles abnehmen und wenig alleine machen lassen. Dies geschieht meist aus einem gutem Gedanken heraus, nimmt jedoch den Kindern viele Gelegenheiten zu explorieren und selbst Erfahrungen mit allen Sinnen zu machen, was für den Spracherwerb essentiell ist. Diese Gefahr besteht auch durch die übermässige Nutzung von digitalen Medien.

Welche Rolle kommt den Eltern oder Bezugspersonen zu?

Eltern können ihr Kind im Spracherwerb unterstützen, indem sie eine sichere Umgebung bieten, in der ihr Kind die Welt erkunden und somit eigene Erfahrungen sammeln kann. Auch ist es von grosser Wichtigkeit, dass Eltern von Anfang an mit ihrem Kind sprechen und somit den Zugang zu Sprache ermöglichen.

Quellen

Kannengieser, S. (2015). Sprachentwicklungsstörungen: Grundlagen, Diagnostik und Therapie (3., aktualisierte und erw. Aufl). Elsevier, Urban & Fischer.

Mathieu, S. (2021). Wie sich Zweijährige das Sprechen aneignen – und warum einige Kinder etwas länger haben. famigros.

Wendlandt, W., & Niebuhr-Siebert, S. (2015). Sprachstörungen im Kindesalter: Materialien zur Früherkennung und Beratung ; [mit Sprachbaumposter] (7., unveränd. Aufl). Thieme.

Whitehurst, G. J., Falco, F. L., Lonigan, C. J., Fischel, J. E., DeBaryshe, B. D., Valdez-Menchaca, M. C., & Caulfield, M. (1988). Accelerating Language Development Through Picture Book Reading. 8.

Zollinger, B. (2015). Die Entdeckung der Sprache. Haupt Verlag.

Aline Feer, MA dipl. Logopädin

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