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Ein neues Familienmodell

Eine zentrale Aufgabe von Eltern in Trennung ist es, ein neues Familienmodell zu finden und dabei die Kinder angemessen einzubeziehen. Wir zeigen Ihnen, welche bekannte Familienmodelle es gibt und was Sie bei der Entwicklung berücksichtigen sollten.

Wenn Eltern in Trennung weiterhin ein Team bilden möchten, dann lohnt es sich, in einem ersten Schritt gemeinsam eine Familienvision zu erarbeiten. Sie ist eine zentrale Orientierungshilfe bei der Erarbeitung des passenden Familienmodells. Beispielsweise können Familienvisionen vorausschauend berufliche, persönliche und familiäre Perspektiven sichtbar machen. Gemeinsame Visionen und Lösungen gelingen aber nur, wenn die Bereitschaft besteht, sich gegenseitig in der Elternrolle zu respektieren, zu ergänzen und zu unterstützen.

Welches Familienmodell ist das richtige für uns?

Forschungsergebnisse zur alternierenden Obhut [1] weisen darauf hin, dass kein bestimmtes Familienmodell per se zu empfehlen ist. Die bekannten Familienmodelle können genutzt werden, um die jeweiligen Vor- und Nachteile zu berücksichtigen.

  1. Residenzmodell: Das Kind hat seinen zivilrechtlichen Wohnsitz bei einem Elternteil. Beispielsweise verbringt das Kind jedes zweite Wochenende einen oder zwei Tage beim anderen Elternteil.
  2. Wechselmodell: Das Kind hat seinen zivilrechtlichen Wohnsitz bei einem Elternteil. Das Kind wechselt zwischen den Eltern, z. B. wöchentlich oder halbwöchentlich.
  3. Nestmodell: Das Kind behält seinen zivilrechtlichen Wohnsitz und lebt weiterhin in der Familienwohnung, wo es abwechselnd von einem Elternteil betreut wird. Jeder Elternteil hat zusätzlich eine eigene Wohnung.

Bei der Erarbeitung eines individuellen Familienmodells geht es darum, die psychosozialen und materiellen Voraussetzungen (Befinden, Bedürfnisse, Entwicklungsalter, Elternkompetenzen, soziales Umfeld, materielle und finanzielle Ressourcen usw.) der Familie zu erfassen und auf dieser Grundlage ein Familienmodell zu entwickeln. Die folgenden Leitfragen können Eltern bei der Erarbeitung des Familienmodells unterstützen:

Fragen in Bezug auf das Kind

  • In welchem Entwicklungsalter befindet sich das Kind und welche Rahmenbedingungen sind für die weitere Entwicklung relevant?
  • Wie drückt das Kind die Bedürfnisse und das Befinden aus und wie kann dies im Familienalltag berücksichtig werden?
  • Ist das Kind Belastungen ausgesetzt? Welche Belastungssignale zeigt es?
  • Wer sind die bedeutsamen Bezugspersonen und wie wurden die Beziehungen bisher gelebt?
  • Wie geht es dem Kind in Abwesenheit des anderen Elternteils/ der bedeutsamen Bezugspersonen?
  • Wie verlässlich, vertraut und verfügbar sind die Betreuungspersonen?
  • Wie weit wären die Wohnorte der Eltern voneinander entfernt? Wie kann das Kind den Weg bewältigen?
  • Wie geht es dem Kind vor, während und nach der Übergabe zum anderen Elternteil?

Fragen in Bezug auf die Eltern

  • Wie haben die Eltern Rollen, Kinderbetreuung und familienbezogenen Aufgaben vor der Trennung aufgeteilt? Wie stellen sie sich eine gemeinsame Elternschaft vor?
  • Wie gestalten die Eltern die Kommunikation über die Familiensituation, die Wünsche, die Bedürfnisse und mögliche Belastungen bzw. Belastungssignale?
  • Wie und wo wollen die Eltern wohnen?
  • Welche Verpflichtungen haben die Eltern?
  • Haben die Eltern die Möglichkeit, das Kind persönlich zu betreuen?
  • Wie sind die erzieherischen, sozialen und personalen Kompetenzen der Eltern (verteilt)?

Fragen in Bezug auf das weitere Umfeld des Kindes

  • Hat das Kind Geschwister?
  • Wird das Kind ausserfamiliär betreut?
  • Welche anderen wichtigen Bezugspersonen sind im Alltag des Kindes präsent? In welchem Ausmass sind sie präsent?
  • Wer hilft dem Kind in Belastungssituationen?
  • Wie stabil und anregend ist das Umfeld?

Fragen zur Umsetzung des Familienmodells

  • Was braucht das Kind für eine Begleitung hinsichtlich des neuen Familienmodells?
  • Wie können Risikofaktoren vermindert und Schutzfaktoren aufgebaut werden?
  • Wie werden Probleme erkannt und Lösungen besprochen?
  • Wie können Vereinbarungen zugunsten des Wohlbefindens und der Entwicklung des Kindes verändert werden?
  • Wie und von wem kann die Familie unterstützt werden?

Quellen:

Zeitschrift MMI Und Kinder 104 Frühe Beziehungen S. 14

Zeitschrift MMI Und Kinder 104 Frühe Beziehungen S. 14, 16-17

Gesellschaft für die seelische Gesudheit in der frühen Kindheit e.V. (GAIMH). Monika Mahrer, Peter Meier, Maria Mögel, Fernanda Pedrina, Esterh Ryf, Heidi Simoni. Kindesschutz in der frühen Kindheit 0-3 Jahre. S. 16-17

Zeitschrift MMI Und Kinder 104 Frühe Beziehungen S. 10, Getrennt: So bleiben dem Kind beide Eltern erhalten - (fritzundfraenzi.ch)

[1] "Familienmodelle, bei denen Kinder bei beiden Elternteilen einen deutlich erkennbaren Lebensmittelpunkt haben, unabhängig davon, in welchem genauen Verhältnis der Betreuungsumfang umgesetzt wird." (vgl. Zeitschrift MMI Und Kinder 104 Frühe Beziehungen S. 10)

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