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Meine Eltern trennen sich – was brauche ich?

Kinder von Eltern in Trennung befinden sich im Übergang zu einer neuen Lebenssituation. Sie können in dieser Phase gestärkt werden, indem sie feinfühlig begleitet und einbezogen werden. Wie das im Familienalltag gelingt, erfahren Sie in diesem Artikel.

Eltern haben – unabhängig davon, ob sie getrennt, in einer Paarbeziehung oder in einer anderen Familienform leben – die Aufgabe, die familiären Bedürfnisse aufeinander abzustimmen. Kinder wollen beispielsweise gemäss ihren Interessen spielen und mit anderen Kindern und feinfühligen Erwachsenen in Kontakt treten. Werden Kinder im Familienalltag einbezogen, machen sie eine positive Selbst- und Beziehungserfahrung. Dadurch werden sie gestärkt.

Der Psychologe Kemal Temizyürek nennt diese elterliche Aufgabe die Bindungsfürsorge. Kinder entwickeln zu feinfühligen Bezugspersonen eine Bindung. Eine Bindung zwischen Eltern und dem Kind ist zu gleichen Teilen wertvoll. Die Aufteilung der Betreuung ändert daran nichts. Aus entwicklungspsychologischer Sicht ist es für Kinder relevant, dass diese Bindungen weiterführend bestehen. Wie Eltern diesbezüglich zusammenarbeiten, zeigt sich im Alltag durch die Erarbeitung gemeinsamer Haltungen, die Umsetzung abgesprochener Handlungen und in der kindorientierten Kommunikation. Werden diese Aufgaben von beiden Eltern wahrgenommen, vermitteln sie dem Kind «beide Eltern lieben dich und du darfst weiterhin beide Eltern lieben».

Die Bedürfnisse des Kindes wahrnehmen

Eltern, die während einer Trennung durch Gefühle absorbiert oder gar belastet sind, haben Mühe, sich auf eine unterstützende Elternebene zu begeben. Kinder nehmen nicht nur das Verhalten der Eltern wahr, sondern auch deren Sichtweise und Gefühle. Es ist für Kinder jederzeit spür- und erlebbar, ob Eltern miteinander oder gegeneinander arbeiten. Zum Beispiel fühlen sich Kinder von den Eltern abgelehnt, wenn diese verzweifelt, verletzt oder wütend sind. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern die eigenen Belastungen sowie die Belastungssignale ihres Kindes erkennen, Lösungen suchen und in einem zweiten Schritt mit dem Kind darüber sprechen. Beispielsweise können die Eltern erklären, weshalb sie diese Gefühle haben. Sie können ihr Kind fragen, wie es ihm geht oder was es braucht. Wenn Eltern ihr Kind lieben und diese Liebe in Handlungen und Worte ausdrücken, fühlt sich das Kind auch im Übergang in eine neue Lebenssituation sicher und geborgen.

Wie und wann sagen wir es unseren Kindern?

Bevor Eltern mit Kindern über die Trennung sprechen, ist es empfehlenswert, dass sie sich über gemeinsame Haltungen und Visionen absprechen (was wollen wir?). Mit welchen Worten und ab welchem Zeitpunkt Eltern ihre Kinder über die Trennung informieren, hängt einerseits vom Bedürfnis der Eltern und andererseits vom Kind und dessen Entwicklungsstand ab. Es geht dabei nicht um eine einzige Information, sondern um altersentsprechende Erklärungen und die feinfühlige Begleitung im Übergang in die neue Familiensituation.

 

Quellen:

Kanton Zürich Gesundheitsdirektion. Prävention und Gesundheitsförderung. MMI Förderung der psychischen Gesundheit in der frühen Kindheit. S. 6

Zeitschrift MMI Und Kinder 104 Frühe Beziehungen S. 14

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