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Bebilderung von Innenräumen

Gesamthaft denken: Bebilderungskonzepte der Fachstelle Kunst und Bau

Raupe, Puppe, Falter – man könnte fast meinen, dass man dem Schmetterling in allen Lebensstadien begegnet, wenn man durchs Gesundheitszentrum für das Alter Mathysweg schlendert. Kuratorin Sabina Kohler hat ausgehend von den Bestimmungen der Fachstelle Kunst und Bau ein Bebilderungskonzept entwickelt, das im ganzen Haus zur Anwendung kommt. 

Drei Kunstwerke auf farbig tapezierter Wand

Dem Vorgehen liegt die Idee zugrunde, Kunstwerke nicht als dekorative Versatzstücke für die Inneneinrichtung neuer Gebäude zu verwenden, sondern die künstlerische Ausgestaltung anhand eines ortsspezifischen und nutzergerechten Konzepts in einem grösseren thematischen Zusammenhang zu entwickeln. Die Einrichtung von Bebilderungen erfolgt mit Werken aus dem Bestand der städtischen Kunstsammlung und wird mit Neuerwerbungen ergänzt. Die Konzepte verzahnen sich oft mit den Kunst-und-Bau-Projekten für den betreffenden Ort. 

Glaskokons in einem Lichthof
Pedro Wirz, «Pupa», 2022

Im Fall des Gesundheitszentrums für das Alter Mathysweg ist dies eine gross angelegte Installation von Pedro Wirz (*1981), der in den beiden Lichthöfen über hundert Kokons aus Glas aufhängen liess («Pupa», 2022). Er habe nach einer Form gesucht, die für Kontinuität stehen könne, erklärt der Künstler seine Wahl.

Die Verwandlung des Schmetterlings steht dabei metaphorisch für den Kreislauf des Lebens und war auch schon im Architekturentwurf «Farfalla» von Allemann Bauer Eigenmann Architekten AG angedeutet. Dieser zeigt im Grundriss eine verschränkte Doppelfigur und erinnert an die Geometrie von Schmetterlingsflügeln. Das Bebilderungskonzept knüpft daran an und rückt die Pflanzenwelt als Umgebung des Schmetterlings in den Fokus. Am Mathysweg finden sich Werke der Malerei, Druckgrafik und Fotografie wie auch Collagen oder Wandinstallationen rund um das Thema Natur. Zeitgenössische Werke wechseln sich mit Arbeiten aus dem 20. Jahrhundert ab.

Farbige Blumen vor schwarz/weisser, ausgedörrter Landschaft
Silvie Defraoui, «Sequia en Jaen», 2013

Im Empfangsbereich hängt die Arbeit «Blossoming Wings», 2006, von Teresa Chen (*1963). Das dreiteilige Werk aus dem Bestand der Kunstsammlung zeigt jeweils ein Blütenblatt, das extrem vergrössert und leicht verwischt wie ein Schmetterlingsflügel in Bewegung wirkt. Auch wurden gezielte Neuankäufe mit Arbeiten von Künstler*innen wie Valentina Pini (*1982), Marius Steiger (*1999) oder auch Silvie Defraoui (*1935) getätigt. Im Werk von Defraoui, das aus der Serie «Faits et gestes» («Tatsachen und Gesten», 2009–2014) stammt, zeigt sich das angespannte Verhältnis von Mensch und Natur. In der grossformatigen Arbeit (160 x 258 cm) kombiniert die Künstlerin eine Fotografie von Blüten mit der Aufnahme eines ausgetrockneten Ackerbodens. So klingt auch die Zwiespältigkeit rund um das Thema Ressourcenverbrauch und Klimawandel in der Bebilderung an. In der neu angekauften Wandinstallation «Berlin», 2021, von Shirana Shahbazi (*1974) steht wiederum eine formelle Auseinandersetzung mit dem Thema im Vordergrund. Drei gerahmte Foto-Lithografien von Gerbera in einer Vase sind mit einer geometrisch gemusterten Tapete kombiniert. Die Arbeit wurde im zweiten Stock im Liftvorraum installiert und wie Arbeiten auf anderen Stockwerken erleichtert sie es Bewohner*innen, sich schnell im Gebäude zu orientieren.

Wandbehang mit Häusern und Naturmotiven
Hans Rudolf Strupler «Ohne Titel (Wandbehang in Blau)», 1970

Grundsätzlich ist bei Bebilderungskonzepten vorgesehen, dass jeweils auf den Ort und die Nutzerschaft eingegangen werden soll. Die definitive Werkauswahl erfolgt entsprechend in Absprache mit der Nutzerschaft und im Austausch mit der Fachstelle Kunst und Bau des Amts für Hochbauten nach vorgängig definierten Kriterien. Bei der Bebilderung für das Gesundheitszentrum für das Alter Mathysweg hat ein entsprechender Austausch zwischen der Kuratorin Sabina Kohler und dem Betriebsleiter Patrick Lukacs stattgefunden und gemeinsam konnte ein thematisch roter Faden für das Haus entwickelt werden. Das gewählte Konzept erweitert den gebauten Raum um ein visuell ansprechendes thematisches Narrativ.

Ebenfalls integriert wurden zwei Wandteppiche von Hans-Rudolf Strupler (1935–2015), die 1970 als Kunst-und-Bau-Werke für den damaligen Neubau Mathysweg geschaffen worden waren und zum Bestandsinventar gehören.

Text:
Rebecka Domig
Foto:
Shirana Shabazi: Damian Poffet/Amt für Hochbauten Stadt Zürich
Pedro Wirz: Stefan Altenburger Photography Zurich/Amt für Hochbauten Stadt Zürich
Silvie Defraoui: Silvie Defraoui/Amt für Hochbauten Stadt Zürich
Hans-Rudolf Strupler: Pietro Mattioli, Zürich/Amt für Hochbauten Stadt Zürich

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