Altersstrategie-Konferenz 2022
An der zweiten Altersstrategie-Konferenz am 25. November 2022 blickten rund 80 Teilnehmer*innen gemeinsam auf Erreichtes zurück. Sie teilten zudem ihr Wissen zu den neun Leitprinzipien der Altersstrategie 2035 und entwickelten Ideen, wie diese in den Massnahmen und Projekten der Altersstrategie umgesetzt werden können.
Den Auftakt zur Veranstaltung machte ein Ausschnitt aus dem Film «Zürich – Zuhause alt werden», in dem sich Bürgermeister*innen und Altersexpert*innen aus ganz Deutschland zur Altersstrategie 2035 äussern. Die Ausstrahlung der Altersstrategie über die Landesgrenzen hinaus freut Andreas Hauri, Vorsteher des Gesundheits- und Umweltdepartements: «Besonders gut gefällt mir die Aussage, dass unsere Strategie kein Papiertiger ist, sondern etwas Erlebbares, etwas Praktisches. Das war seit Anbeginn unser erklärtes Ziel und ist es natürlich immer noch», sagte er in seiner Begrüssungsrede.
Meilensteine in der Umsetzung
Was konkret in der Umsetzung der Altersstrategie in den vergangenen Monaten gelaufen ist, führte Benno Seiler, Departementssekretär des Gesundheits- und Umweltdepartementes, aus. Von 44 Massnahmen sind derzeit 35 in Umsetzung, zwei abgeschlossen, bei einer ist bereits eine Folgemassnahme geplant. Die Highlights der laufenden Umsetzungsarbeiten reichen vom Erstvermietungskonzept zur Sicherstellung eines angemessenen Anteils älterer Mieter*innen in der städtischen Siedlung Eichrain über erfolgreich durchgeführte Quartierbegehungen bis hin zur «digitalen Alterswohnung». Weitere Meilensteine sind das Pilotprojekt, mit dem ab 2023 Betreuungs- und Hilfsmittelzuschüsse an zuhause lebende AHV-Rentner*innen mit Zusatzleistungen erprobt werden sollen, die Verabschiedung der «Spitex-Strategie 2035» und die Eröffnung der Quartierdrehscheiben in Zürich Nord und in Altstetten/Grünau.
Leitprinzipien in der Praxis
Als Einstieg ins Schwerpunktthema «Leitprinzipien» gaben Vertreter*innen aus drei Projekten Einblick, wie sie die Leitprinzipien der Altersstrategie bei ihrer Arbeit umgesetzt haben: Barbara Bosshard vom Verein queerAltern und Andrea Martin-Fischer, SAW, berichteten aus ihrer Kooperation zur Realisierung des Projektes queer Wohnen in der SAW-Siedlung Espenhof Nord. Fredy Flückiger von der Reformierten Kirche Zürich Hirzenbach und Barbara Hess, Fachstelle Zürich im Alter, informierten zum Projekt Netzwerkplattform G60+ Schwamendingen, das Menschen im fortgeschrittenen Alter dabei unterstützen will, ihr Potenzial zur Mitgestaltung der Gesellschaft zu entfalten. Hubert Kausch vom Schweizerischen Roten Kreuz und Urs Brändle, VBZ, berichteten über die Hintergründe und die geplante Weiterentwicklung des ÖV-Begleitdienstes, wonach Senior*innen künftig auch an soziale Anlässe begleitet werden sollen.
Leitprinzipien auf dem Prüfstand
Im Anschluss an die Präsentationen konnten die Teilnehmer*innen ihr Knowhow, ihre Erfahrungen und ihre Anregungen im Zusammenhang mit den Leitprinzipien der Altersstrategie austauschen. In wechselnden Gruppen diskutierten sie zu drei Leitprinzipien ihrer Wahl, wie sie diese in ihrer Arbeit anwenden, wo sie Herausforderungen sehen und was es zur erfolgreichen Umsetzung der Prinzipien noch braucht. Wiederkehrende Themen waren die schwierige Erreichbarkeit der älteren Migrationsbevölkerung und die Notwendigkeit, die vielen bestehenden Angebote möglichst niederschwellig, direkt in den Quartieren zu den alten Menschen zu bringen. Auf dem Weg zur stärkeren Integration älterer Menschen mit bescheidenen Mitteln seien wichtige Schritte gemacht worden, die Abklärung weiterer Finanzierungsmöglichkeiten und Transparenz zu den diversen Finanzierungsmöglichkeiten jedoch wichtig. Innovation brauche Freiräume und ein Umfeld, in dem ausprobieren möglich sei, was im städtischen Kontext nicht immer einfach sei. Der möglichst starke Einbezug älterer Menschen in die konkreten Angebote und Massnahmen schütze vor einem realitätsfernen Altersbild. Zu einem differenzierten Altersbild gehöre aber auch, zu akzeptieren, dass es alte Menschen gebe, die keine (gut gemeinten) Angebote, Empfehlungen, Befragungen, etc. möchten.
Die Altersstrategie-Konferenz wurde mehrfach hervorgehoben als wichtiges Gefäss, um die unabdingbare Vernetzungsarbeit zu leisten.
Leitprinzip 1: Ein differenziertes Altersbild zugrunde legen
Es gibt nicht den alten Menschen. Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte und individuellen Bedürfnisse. Die Stadt Zürich würdigt und unterstützt dies mit ihren vielfältigen, auf individuelle Bedürfnisse abgestimmten Angeboten für die ältere Bevölkerung.
Leitprinzip 2: Partizipation und Teilhabe ermöglichen
Bei der Entwicklung von Angeboten im Altersbereich bezieht die Stadt Zürich die Wohnbevölkerung, wo sinnvoll, mit geeigneten Partizipationsprozessen mit ein. Sie achtet darauf, dass alle älteren Menschen von den Angeboten profitieren können und niemand ausgeschlossen wird.
Leitprinzip 3: Solidarität zwischen den Generationen fördern und Potenziale nutzen
In einer Stadt, in der sich die Einwohner*innen gegenseitig unterstützen und aufeinander Acht geben, fühlen sich alle Generationen wohl. Die Stadt Zürich schafft und stärkt mit ihren Angeboten die nötigen Rahmenbedingungen für den Austausch, die Unterstützung und das Miteinander zwischen den Generationen.
Leitprinzip 4: Vielfalt der Lebensentwürfe und Chancengerechtigkeit berücksichtigen
In jeder Gesellschaft gibt es unterschiedliche Lebensformen und auch spezielle Schicksale. Die Vielfalt, die dadurch entsteht, macht den Charakter unserer Stadt aus. Die Stadt Zürich sorgt dafür, dass die betroffenen Menschen in ihren Chancen und Möglichkeiten auch im Alter nicht benachteiligt sind.
Leitprinzip 5: Angebot am Sozialraum orientieren
Damit Menschen bis ins hohe Alter in ihrem vertrauten Umfeld wohnen bleiben können, richten die städtischen, die privaten und die gemeinnützigen Akteure ihre Angebote für ältere Menschen nach dem Bedarf in den Quartieren aus und stellen sie vor Ort zur Verfügung.
Leitprinzip 6: Bestehende Angebote stärken und Zugang erleichtern
Das Angebot für ältere Menschen in Zürich ist schon heute sehr vielfältig. Zusammen mit privaten und gemeinnützigen Anbietern will die Stadt Zürich bewährte, bestehende Angebote stärken und weiterentwickeln sowie noch besser zugänglich machen.
Leitprinzip 7: Zusammenarbeit und Vernetzung der Akteur*innen stärken
Das Angebot für ältere Menschen ist zwar gross, aber noch zu wenig aufeinander abgestimmt und zu wenig flexibel. Durch eine gute Vernetzung der städtischen, privaten und gemeinnützigen Akteur*innen werden Synergien genutzt und die Durchlässigkeit zwischen den Angeboten verbessert.
Leitprinzip 8: Innovation fördern
Die Stadt Zürich probiert Neues aus, um das Leben im Alter zu erleichtern und die Selbstständigkeit zu fördern. Sie ist offen für Ideen und unterstützt soziale und technologische Innovationen, um die Sicherheit, Teilhabe und Lebensqualität von älteren Menschen zu verbessern.
Leitprinzip 9: Finanzierbarkeit gewährleisten
Die Stadt Zürich stellt die Finanzierung ihrer Angebote sicher, auch für Menschen mit wenig finanziellem Spielraum. Lücken im Finanzierungssystem von Pflege und Betreuung will die Stadt Zürich im Rahmen ihrer Handlungsmöglichkeiten schliessen. Insbesondere prüft sie die Möglichkeit der finanziellen Unterstützung von Betreuungsleistungen und intermediären Angeboten.