Im Haus an der Mühlegasse 5 war 1907 als eines der ersten Kinos von Zürich das «Radium» eingerichtet worden. Beim Umbau des Hauses kam im Sommer 2009 bei Räumungsarbeiten im Dachstock ein geheimnisvoller Stapel alter Papiere zum Vorschein. Trotz schlechter Erhaltung liessen sich einige Drucksachen erkennen, die mit der Frühzeit des Kinos «Radium» zu tun haben mussten.
Frühe Kinowerbung
Die genaue Untersuchung durch einen Filmhistoriker machte schliesslich die ganze Bandbreite des Fundes sichtbar: 90 Filmplakate, 68 Programmzettel (inklusive Dubletten) sowie weitere Materialien zu Kino und Filmverleih aus der Stummfilmzeit, hauptsächlich aus den Jahren 1911 bis 1914.
Aus filmhistorischer Sicht ist der Fund spektakulär. In Plakatsammlungen sind Affichen aus der frühen Stummfilmzeit eigentliche Raritäten. Einfache Textplakate aus lokaler Produktion, wie sie einen Grossteil des «Radium»-Fundes ausmachen, waren in der Schweiz bisher praktisch unbekannt, da sie nur selten aufbewahrt oder gesammelt wurden. Der archäologische Fund aus dem Dachstock des Kinos «Radium» erweitert den bereits bekannten Plakatbestand aus dieser Zeit erheblich. So lassen sich die Werbeaktivitäten eines der ersten Schweizer Lichtspielhäuser auf breiter Basis rekonstruieren.



Filmplakate
Beispiele von internationalen Filmplakaten aus der Zeit zwischen 1907 und 1913.






Beispiele von lokal produzierten Filmplakaten des Kinos Radium.



Inventarpublikation und Ausstellung
Das vollständige Inventar des Plakatfundes aus der Stummfilmzeit ist publiziert. Es verzeichnet alle aufgefundenen Gegenstände mit Kinobezug (ohne Dubletten). Die Abbildungen zeigen die Fundstücke in unrestauriertem Zustand. Filmwissenschaftliche Bearbeitung: Adrian Gerber, Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich.
Die Ausstellung 2011 im Haus zum Rech schlug den Bogen von der Ausgrabung im ehemaligen Kinosaal bis zum Plakatfund und den Anfängen der Kinematographie in Zürich.