Die in fast allen Gassen der rechtsufrigen Altstadt verlaufenden Leitungsgräben tangieren in grossem Ausmass archäologische Substanz. Zu rechnen ist mit Siedlungsresten ab römischer Zeit (Gebäude, Strassen, Plätze), Spuren von Stadtbefestigungen (Gräben), Gräbern (Friedhöfe) und anderen im Boden erhaltenen Strukturen.
Die ausgehobenen Leitungsgräben werden in enger Zusammenarbeit mit dem Tiefbauamt Zürich und den ausführenden Bauunternehmen durch die Archäologie eingesehen. Aufschlüsse zum archäologischen Bodenarchiv werden begleitend untersucht und dokumentiert. Die Verhältnisse im Graben sind eng, die archäologischen Aufschlüsse aufgrund von zahlreichen Störungen fragmentarisch.
Ergebnisse
2023 konnten über zweieinhalb Tausend Laufmeter Leitungsverlauf begleitet werden. Es ist eine Vielzahl von bemerkenswerten Befunden zutage gekommen. Neben zahlreichen Einblicken in den geologischen Untergrund (Moräne) sind dies namentlich die mittelalterliche Ufermauer (Limmatquai), Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung und des Lindentors (Winkelwiese, Kirchgasse), römerzeitliche Strukturen und fundführende Schichten (Graue Gasse, Schoffelgasse) sowie Neuerkenntnisse zur Ausdehnung des Vicusbereiches (röm. Siedlung 1.–3. Jh.) durch Aufschlüsse an der Neustadtgasse/Frankengasse.



2024 wurde auf dem Grossmünsterplatz eine neue Gasleitung auf einer bisher untangierten Fläche verlegt. Im Vorfeld wurden in diesem 40 m langen Leitungsgraben von der Stadtarchäologie die Überreste von 84 Skeletten freigelegt und dokumentiert. Die Verstorbenen waren im ehemaligen «Unteren Kirchhof» des Grossmünsters bestattet worden, der 1786 aufgelassen wurde.


