
Es gibt Leute, die behaupten, das halbe Niederdorf gehöre der Stadt. Das ist zwar stark übertrieben, doch tatsächlich befinden sich zahlreiche Liegenschaften in städtischem Eigentum. Von den rund 500 Einzelwohnliegenschaften, welche die Stadt besitzt, liegt ein Drittel in der Altstadt. Die Häuser sind, wenig erstaunlich, grösstenteils von denkmalpflegerischer Bedeutung. Das macht es besonders anspruchsvoll, den kleinteiligen Bestand in Schuss zu halten. Ein typisches Beispiel ist das Wohnhaus mit Laden am Rindermarkt 11. Erstmals erwähnt im Jahr 1357 und 1954 von der Stadt erworben, stand 2014 eine Generalüberholung an.
Das fünfgeschossige Altstadthaus beherbergte einen Laden mit Ausstellungsraum im ersten Obergeschoss. Die oberen Etagen dienten als Wohnraum. Der rückwärtige Hof besteht aus einem gemeinschaftlich nutzbaren Aussenbereich und einem zweigeschossigen Hofgebäude, das als Lager und Atelier genutzt wurde. Im Laufe der Zeit war einiger Erneuerungsbedarf entstanden.
Die Leitungen und Installationen waren veraltet, geheizt wurde mit Holz- und Gasöfen, das Warmwasser stellten Einzelboiler bereit. Hinzu kam, dass viel Heizwärme durch die ungedämmte Gebäudehülle ungenutzt ins Freie floss. Kurz: Einiges an dem Gebäude war überholt und auch nicht im Einklang mit den städtischen Nachhaltigkeitszielen.
Überdies war die Tragkonstruktion in schlechtem Zustand: Ein Balken war geborsten, an anderer Stelle Wasser eingetreten, eine Geschossdecke musste deswegen bereits behelfsmässig verstärkt werden. Ein weiteres Problem betraf den Fussboden im zweiten und dritten Obergeschoss, der sich gesenkt und verformt hatte. Grund dafür war, dass das Haus einst um ein Geschoss aufgestockt worden war.
Die Gesamterneuerung schaffte den Spagat zwischen dem behutsamen Erhalt der historischen Bausubstanz und sanfter Modernisierung. Neben der Erneuerung der Haustechnik fiel die Verstärkung der Tragkonstruktion ins Gewicht. Zwei neue Wände im vierten Obergeschoss übertragen die Lasten in die massiven seitlichen Brandmauern, was Druck von den unteren Geschossen nahm.
Die Raumeinteilung wurde so angepasst, dass lauter Geschosswohnungen entstanden, insgesamt fünf. Die historisch bedeutende Innenausstattung – Dekorationsmalereien, Nussbaumtüren, Steinsäulen, Stuckdecken und hochwertige Materialien – wurden sorgfältig freigelegt. Neue Fenster, die Dämmung des Daches und der Kellerdecke verbesserten die Energiebilanz. Der Lagerraum im Hofgebäude wurde im Zug der Arbeiten in ein zweites Atelier umfunktioniert.
- Baujahr vor 1357
- Architektur Unbekannt
- Instandsetzung 2017 – 2018
- Auswahlverfahren Planerwahlverfahren, 2014
- Architektur und Baumanagement Felder Architektur, Zürich
- Erstellungskosten CHF 3,74 Mio.
- Mietzinse Kostenmiete
- Adresse Rindermarkt 11, 8001 Zürich