Mehr als Wohnen
Das Hunziker-Areal lebt wieder, seit 1200 Menschen in das Quartier der Genossenschaft «mehr als wohnen» eingezogen sind: Die Läden und Cafés in den Erdgeschossen sind gut besucht, in den Gemeinschaftsgärten wächst Gemüse, auf den Balkonen spriessen Blumen. Immer wieder kommen Interessierte vorbei, die sich über das Leuchtturmprojekt des Bundesamtes für Energie zur 2000-Watt-Gesellschaft informieren wollen.
Im neuen Quartier im Norden Zürichs bieten 370 Wohnungen Raum für unterschiedlichste Wohnformen. Von der grossen 10-Personen-Wohngemeinschaft bis zum Studio für Pensionäre ist alles da. Ein quartiereigenes Gästehaus ersetzt Gästezimmer in den einzelnen Wohnungen. «Im Sinne eines geringeren Flächen- und Energieverbrauchs», erklärt Andreas Hofer, Leiter Forschung und Innovation bei «mehr als wohnen». In den Erdgeschossen der Häuser ist Platz für die Umsetzung gemeinschaftlicher Ideen. So ist zum Beispiel eine Werkstatt entstanden, in der die Bewohnerinnen und Bewohner ihre Werkzeuge gemeinschaftlich nutzen. Unter den Gebäuden ist Platz für 1300 Fahrräder. Die Hälfte der gut hundert Autoabstellplätze in der kleinen Tiefgarage steht dem Gewerbe zur Verfügung, individueller Autobesitz ist nur in Ausnahmefällen erlaubt. Dafür vermietet der Veloverleih sogar einen elektrisch angetriebenen Anhänger für Lastentransporte. Der neue Umweltveloweg führt dem Areal entlang und thematisiert spielerisch das Thema Wohnen in der 2000-Watt-Gesellschaft.
Die 13 unterschiedlich gestalteten Gebäude von «mehr als wohnen» sollen im Betrieb den Energiestandard Minergie-P-Eco erreichen. Photovoltaikanlagen auf den Dächern decken schon etwa 40 Prozent des Strombedarfs der Haushalte. Dieser Bedarf soll weiter sinken, so Hofer: «Wir messen Lufttemperatur, Feuchtigkeit und CO2-Konzentration in den Gebäuden. Dank dieser Daten können wir den Betrieb weiter optimieren.» Von den Ergebnissen sollen auch künftige Projekte im Sinne einer 2000-Watt-Gesellschaft profitieren.
Ausgangslage | Das ehemalige Areal der Betonfabrik Hunziker in Leutschenbach bot 41 000 Quadratmeter brache Fläche. Die Stadt Zürich übergab diese Fläche 2010 der Baugenossenschaft «mehr als wohnen», die dort ein neues Quartier entstehen liess. |
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Massnahmen | Die Siedlung wurde als 2000-Watt-Areal geplant und soll 2018 als solches zertifiziert werden. Verdichtete, durchmischte Siedlung mit neuen Wohnformen. Gebäudestandard Minergie-P-Eco. Die verschiedenen Gebäude wurden mit unterschiedlichen Lüftungsanlagen ausgestattet, die im Betrieb analysiert, verglichen und stetig optimiert werden. PV-Anlagen auf den Dächern für den Eigenverbrauch. Förderung autofreier Haushalte: Mieterinnen und Mieter dürfen nur dann ein Auto besitzen, wenn sie es aus gesundheitlichen oder beruflichen Gründen brauchen. Veloverleih auch mit Elektrovelos, Cargo-Bikes und elektrisch angetriebenem Veloanhänger. Forschung zum sozialen Wohnungsbau und zu möglichen Optimierungen des Energieverbrauches im Betrieb. |
Zeitraum | Gründung der Wohnbaugenossenschaft 2007 Architekturwettbewerb 2008 Baubeginn 2012 Bezug 2015 Zertifizierung als 2000-Watt-Areal 2018 |
Wirkung | Wohnraum für 1200 Menschen auf dem Stadtgebiet 150 Arbeitsplätze Vorbildfunktion für andere Projekte (Leuchtturmprojekt zur 2000-Watt-Gesellschaft) |
Einbettung in die Roadmap | Stossrichtung «Siedlung» Handlungsfelder «Attraktive, durchmischte und verdichtete Siedlungen realisieren», «Motorisierten Mobilitätsbedarf reduzieren» Stossrichtung «Konsum» Handlungsfeld «Neue Formen des Konsums und der Produktion entwickeln und fördern» Stossrichtung «Gebäude» Handlungsfelder «Neubauten auf minimalen Energieverbrauch auslegen», «Liegenschaften mit erneuerbarer Energie versorgen» Stossrichtung «Energie» Handlungsfelder «Produktion von Strom aus erneuerbaren Quellen ausbauen» |