Attraktive Innenstadt für den Fuss- und Veloverkehr
Mehr Platz zu Fuss und mehr Grün für die Innenstadt und die angrenzenden Quartiere
In der Antwort auf eine Motion des Gemeinderats zeigt der Stadtrat auf, wo sich in der Innenstadt und den angrenzenden Quartieren mehr Platz für Grünflächen schaffen und die Sicherheit für Fussgängerinnen und Velofahrer erhöhen liesse. Dafür müssen oberirdische Parkplätze aufgehoben werden.
Am 24. Oktober 2018 überwies der Gemeinderat mit 64:49 Stimmen die Motion 2017/422. Diese beauftragt den Stadtrat, die Zürcher Innenstadt für Fussgängerinnen und Fussgänger sowie für Velofahrende attraktiver zu gestalten.
Analyse zeigt Handlungsmöglichkeiten
In seiner Motionsantwort 908/2020 zeigt der Stadtrat Möglichkeiten auf. Diese beruhen auf einer Analyse von Strassenräumen in der Innenstadt und in angrenzenden Quartieren. Die Analyse beschränkt sich auf die weissen Strassenparkplätze im Gebiet des Historischen Kompromisses. Handlungsmöglichkeiten bestehen zum Beispiel dort, wo weisse Parkplätze die Sicherheit von Velorouten beeinträchtigen oder zur Hitzeminderung Bäume für eine Allee gepflanzt werden könnten. Aus rund sechzig Strassenräumen mit Handlungsbedarf sind zehn zur genaueren Betrachtung ausgewählt worden.
Erhebungen zeigen, dass über 80 Prozent der Kundschaft der Innenstadt zu Fuss, per Velo oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Geschäften gelangt. Gerade in der Innenstadt zeigen die Beispiele Rennweg und Limmatquai, dass die Reduktion von Parkplätzen und des Autoverkehrs positive Auswirkungen auf Passantenfrequenzen und Geschäftsgang haben können.
Parkhäuser haben noch Kapazitäten
Die Parkhäuser im Gebiet des Historischen Kompromiss könnten insgesamt eine höhere Nachfrage abdecken. Die Auslastung der Parkhäuser in der Innenstadt ist unterschiedlich: Während zum Beispiel das Jelmoli- oder das Urania-Parkhaus ab Mittag stark belegt sind, gilt dies nicht für die Parkhäuser City, Hauptbahnhof oder Hohe Promenade. Deren Auslastungsspitzen liegen bei 50 – 75 %, im Werktagsschnitt deutlich unter 50 %.
Projektskizzen der Handlungsmöglichkeiten
Die Auflistung von zehn Strassenräumen in der Innenstadt und den angrenzenden Quartieren zeigt beispielhaft, wo in den nächsten Jahren Strassenparkplätze abgebaut und die Strassenräume aufgewertet werden sollen.
Die Weiterentwicklung und Umsetzung dieser Projektskizzen oder Visualisierungen wird in aller Regel im Rahmen von einzelnen Bauprojekten erfolgen, in etlichen Fällen auch als Expressprojekte mit kleinbaulichen Massnahmen und Umsignalisierungen.
Konradstrasse
Die Strasse ist vor allem für Velofahrende wichtig und als Problemstrecke bekannt. Sie bietet eine schnelle Verbindung zwischen Stadtmitte und Zürich-West. Heute engt die beidseitige Längsparkierung den Raum stark ein. Die Querstrassen dienen klar dem motorisierten Individualverkehr (MIV) und erschliessen die vielen Gastrobetriebe und Wohnungen. Die Konradstrasse selber wird oft nur für den Suchverkehr und von den Anwohnenden genutzt. Ziel ist es, die Strasse in eine Begegnungszone umzuwandeln. Die Fahrbahn wird verschmälert, die Signalisierung wird dahingehend geändert. Anfang und Ende der Konradstrasse werden mit Pollern abgesperrt. Das Durchfliessen des Veloverkehrs ist jedoch weiterhin gewährleistet und somit neu stark priorisiert. Die Anlieferung funktioniert durch die Hafnerstrasse und die Klingenstrasse. Der Einbahnverkehr wird in allen Abschnitten Richtung Bahnhof geführt. Die bestehenden neun blauen Parkplätze bleiben in der Anzahl gleich und sollen einseitig neu angeordnet werden. Die 34 weissen Parkplätze werden aufgehoben. Neben den zahlreichen weissen Parkplätzen in den umliegenden Strassen befindet sich auch das Parkhaus Hauptbahnhof mit genügend Besucher-Abstellplätzen im Umfeld. Durch die Reduktion der Stellplätze kann eine Baumreihe etabliert werden, diese trägt zur Entsiegelung und Milderung des Stadtklimas bei.
Stadthausquai / Stadthausplatz
Das Stadthausquai erzählt Geschichten und hat schon so manchen Künstler ein Sujet geboten. Die Aussicht auf das Grossmünster aber auch auf die Alpen ist atemberaubend. Momentan versperren diverse Einbauten den Ausblick und sind Sinnbild für die geringe Wertschätzung des Raumes. Das Stadthausquai ist als wichtiger Bedeutungsraum im GIS des Kantons Zürich eingetragen und soll diesem Anspruch gerecht werden. Die flussseitigen Parkplätze versperren die doch schon grosszügige Promenade und lassen nur bedingt eine Flussatmosphäre zu. Die bestehende alte Baumstruktur soll unbedingt erhalten und ergänzt werden. Um der Fraumünster-Kirche und den unzähligen Besuchern und auch Hochzeitsgästen des Stadthauses gerecht zu werden soll der Kopf der Strasse als Platz ausgestaltet werden. Dieser muss auch die Wegverbindung zum See stärken. Durch die 4.5 m breite Fahrbahn sollen die Velos in beide Richtungen geführt werden. Die Anlieferung kann auf dem breiten Trottoir zur Gebäudekante erfolgen. 73 der 77 Parkplätze werden aufgehoben. Im nahen Umfeld, insbesondere in der Fraumünsterstrasse, sind weiterhin zahlreiche weisse Parkplätze vorhanden.
Schützengasse
Der Fokus der Strassenräume im Zentrum von Zürich und insbesondere im Bahnhofsgebiet liegt im Fussverkehr. Hier übernimmt die Schützengasse zukünftig eine wichtige Funktion als Fussgängerverbindung zwischen Limmat und Europaallee. Die Reduktion der Parkplätze erlaubt die Ausgestaltung des Strassenraums als Fussgängerzone. Die Erschliessung für Anlieferung in Randzeiten ist weiterhin möglich. Für den Fussverkehr und die Begrünung zur Hitzeminderung würden die 23 Parkplätze aufgehoben. Im nahen Parkhaus City sind genügend Besucher-Abstellplätze vorhanden.
Zähringerstrasse
In Blickrichtung Zähringerplatz ist das rechte Trottoir als Ausläufer des Niederdörfli mit einem Pflastersteinbelag ausgeführt. Die Überlegungen gehen aber weiter in die Richtung, dass auch die Zähringerstrasse als Fussgängerzone gedacht wird und die Querwege bis zum Seilergraben gepflastert werden. Die stadträumlichen Einbuchtungen der Gebäudefluchten sollen gleichzeitig als platzartige Übergänge funktionieren und mithilfe der Gastronomie belebt werden. Die Fahrspur selber wird nicht mehr optisch abgetrennt. Die Anlieferung ist zu gewissen Uhrzeiten gewährleistet. Pollerelemente können dieses Regime unterstützen. Die breiten Baumscheiben lockern auf und erzeugen einen Übergangscharakter. Die bestehende Kirsch-Baumreihe wird darin integriert und neue Baumreihen leicht versetzt gepflanzt. Stadtklimatisch aber auch für die Nutzungen der ansässigen Gastronomie und Bars sind diese Grünflächen ein grosser atmosphärischer Gewinn. Es wird eine gewisse Analogie zum Zähringerplatz geschaffen, wobei dort der Höhepunkt an Nutzungen und Grünstrukturen erfolgen sollte. Die 37 Parkplätze werden aufgehoben. In der nahen Umgebung sind weiterhin zahlreiche weisse Parkplätze vorhanden.
Hirschengraben (Neumarkt–Obergericht)
Die Parkplätze vor dem Obergericht sind vor allem für den Suchverkehr interessant. Heute wirkt die erstaunliche Menge an Grün und alten Baumbeständen nur als Nebensache für den grossen Parkplatz. Doch selbst für den Automobilisten sind die Wendemanöver bei voller Belegung nicht immer einfach. Velofahrende haben dort wenig Möglichkeiten zu passieren und weichen deshalb auf die Strasse aus, auch wenn dort kein Velostreifen vorhanden ist. Das Grünband soll den ehemaligen, historischen Altstadt-Teil markieren und als Parkband erlebbar werden. Für Anwohnende, Besuchende und Arbeitende wird der Raum als Erholungsraum etabliert. Dieser wird mit Freizeitnutzungen wie Boccia, Tischtennis, Sitznischen und Veloweg aktiviert. Für das Klima soll der Parkraum eine erhebliche Abkühlung und Luftaufwertung bewirken. Grössere Kiesflächen mit Sträuchern und Stauden können auch das Wasserrückhaltevolumen steigern. Zur Anlieferung wird die bestehende Einfahrt an der Kreuzung benutzt und als Einbahn Richtung Rösslibrunnen geleitet. Die 72 Parkplätze werden aufgehoben. Im nahen Parkhaus Hohe Promenade sind genügend Besucher-Abstellplätze vorhanden.
Köchlistrasse
Die Köchlistrasse verläuft parallel zum Bahnhof Wiedikon, sie liegt in einem Wohnquartier mit punktuellen Gewerbenutzungen. Ein hoher Anteil an versiegelten Flächen charakterisiert diese Strasse. Das Quartier ist gemäss Klimaanalyse bereits heute eine Hitzeinsel, diese Entwicklung wird sich in den nächsten 50 Jahren noch verstärken. Deshalb sind Grünräume und ein gutes Wassermanagment unbedingt notwendig. Die bereits bestehende, im Zickzack angeordnete Baumreihe ist sicherlich ein Anfang. Diese wirkt jedoch momentan mehr als Einfassung der Parkplätze und vielleicht noch zur Temporeduktion. Der Strasse fehlt es an Aufenhaltsmöglichkeiten. Neben dem Mangel an öffentlichen Grünräumen, fehlt es auch an Spiel- und Sportmöglichkeiten für ein Wohnquartier. Für das zukünftige Quartier soll die Spielstrasse mit versetzten, begrünten Baumscheiben den klimatischen Anforderungen standhalten. Die bestehenden blauen Parkplätze sollen in gleicher Anzahl am rechten Rand parallel positioniert werden. Dies soll das Strassenbild öffnen und die Spielstrasse sichtbar machen. Die zwölf weissen Parkplätze werden aufgehoben. Im näheren Umfeld sind Dutzende von weiteren weissen Parkplätzen vorhanden. Die Fahrspur weist neu eine Breite von 5 m auf, damit die Velofahrenden in beide Richtungen sicher an den parallel geparkten Autos vorbei kommen. Die bestehende Baumreihe wird ergänzt und im mittleren Teil auch verstreut als Inseln im Spielbelag positioniert.
Rotwandstrasse (Stauffacherstrasse–Zeughausstrasse)
Im stark durchmischten Kreis 4 bildet die Rotwandstrasse eine wichtige Verbindung zwischen dem Bahnhof Wiedikon und dem Kasernenareal. Sie ist eine Einbahnstrasse in westlicher Richtung, durchgehend mit blauen und weissen Parkplätzen beidseitig belegt. Die Erdgeschosse sind durchsetzt mit einer Vielzahl von Gewerbenutzungen, in den oberen Geschossen wird gewohnt. Im Kontrast zu den Längsachsen im Kreis 4 sind die Querstrassen grundsätzlich eher ohne Bäume. Die Rotwandstrasse folgt diesem Bild. Die kreuzende Bäckerstrasse setzt sich mit ihrer Alleestruktur von der Rotwandstrasse ab, die Kreuzungspunkte sind so wichtige Orientierungspunkte im Quartier. Im vom Gewerbe durchsetzten Quartier ist der Bedarf an Stellplätzen auch zukünftig hoch. Die Monotonie und der stark von Parkierung bestimmte Strassenraum ist in Bezug auf das Stadtklima, den Fuss- und Veloverkehr und die Nutzung des Strassenraums für das angrenzende Gewerbe nicht zeitgemäss. Die 24 weissen Parkplätze werden aufgehoben, von den 65 blauen Parkplätzen bleiben 62 Parkplätze erhalten. Neben den weissen Parkplätzen in den umliegenden Strassen befindet sich auch das neue Parkhaus Helvetiaplatz im Umfeld der Rotwandstrasse.
Löwenstrasse (Löwenplatz–Sihlporte)
Im Stadtzentrum von Zürich ist die Löwenstrasse eine Parallelstrasse zur Bahnhofstrasse und zur Sihl. Sie ist im Gegenverkehr befahrbar und hat heute einseitig in Abschnitten Parallel- und Senkrechtparkierung. Die Löwenstrasse ist eine wichtige Geschäftsstrasse der Stadt Zürich. Die vorhandenen Gewerbenutzungen profitieren von der Erschliessung durch den MIV. Die Löwenstrasse ist heute einseitig mit einer Robinienallee bestückt. Die Wuchsart und der Baumabstand tragen leider kaum zur Aufenthaltsqualität im Strassenraum bei. Die Löwenstrasse ist heute eher ein Durchgangs- und Verkehrsraum. Die bestehende Senkrechtparkierung bildet in der Schnittstelle mit dem Veloverkehr ein hohes Risiko für Unfälle. Zur Verbesserung der Verkehrssicherheit sollten diese aufgehoben werden. Auf der Ebene des Stadtklimas sowie der Aufenthaltsqualität hat die Löwenstrasse grosses Aufwertungspotential. Der breite Strassenquerschnitt würde eine alternative Nutzung und Bespielung der Flächen ermöglichen. Die Idee bilden punktuelle und modulare Parklets, die die Senkrechtparkierung ersetzen. Diese sind mit Grundmobiliar ausgerüstet und lassen den Anwohnenden und Besuchenden Aneignungsmöglichkeiten um z. B. Kübelpflanzen rauszustellen etc. Die Parklets begrenzen den Strassenraum, so das die Fahrbahn auf 6 m Breite reduziert wird. Das Kreuzen von LKW ist so gewährleistet. Elf der 21 weissen Parkplätzen werden aufgehoben. Im nahen Parkhaus City sind genügend Besucher-Abstellplätze vorhanden.
Zürichbergstrasse (Freie-/Plattenstrasse)
Die Strasse gleicht schon fast einem alten Dorfkern im Umland von Zürich. An der Strassengabelung befindet sich das Restaurant Oberhof, gefolgt von der Metzgerei und gegenüber die Apotheke. Nicht zu glauben, dass ein Steinwurf entfernt das Hochschulquartier der Universität Zürich beginnt. Der Ausbau der Bildungstätten und des Uni-Spitals werden in Zukunft grossen Druck auf die umliegenden Quartiere erzeugen. Heute nehmen die Schülerinnen und Schüler schon auf dem Parkplatz ihr Mittagessen ein, deshalb müssen mehr Sitzgelegenheiten und Treffpunkte für die Nächsterholung geschaffen werden. Im Perimeterabschnitt besteht Einbahnverkehr. Parkplätze zur Anlieferung und für Kunden ragen in den Strassenraum und verengen diesen stark. Ziel muss es sein, die Strasse in diesem Abschnitt zu entschleunigen. In dieser Begegnungszone muss die Anlieferung und Kurzzeit Parkierung noch ermöglicht werden. Mit Hilfe eines interessanten Belagsmusters, stimmungsvoller Beleuchtung, mobilen Pflanztrögen und Mobiliar soll eine Piazza entstehen, die dem alten Dorfkern von Fluntern einen nostalgischen aber auch funktionalen Wert beimisst. Die Fahrspur selber kann wie ein Teppich auf das Trottoir-Niveau gehoben werden. Die Möblierung und Pflanztröge können auch temporär und partizipativ entstehen. Die zehn weissen Parkplätze werden aufgehoben. Neben den weissen Parkplätzen in den umliegenden Strassen befindet sich auch die Parkierungsanlage im Spitalpark im nahen Umfeld.
Mühlebachstrasse (Bereich Kreuzstrasse)
Die Mühlebachstrasse markiert eine der hangparallelen Ausfallstrassen vom Bahnhof Stadelhofen Richtung Seefeld/ Zollikon. Im Fokusbereich ist sie grundsätzlich eine Wohnstrasse mit vereinzelten Gewerbenutzungen im Erdgeschoss. Sie ist als Strasse im Gegenverkehr organisiert, mit einseitigem Velostreifen. Im Kreuzungsbereich zur Kreuzstrasse ist eine grosse Anzahl Senkrecht- und Schrägparkierung angeordnet. Längs der Mühlebachstrasse gibt es keine durchgehende Bepflanzungsstruktur, sie ist im Alleenkonzept als potentieller Standort aufgeführt. Im Bereich der Kreuzung zur Kreuzstrasse schliesst rückwärtig zur Wohnbebauung im Norden eine öffentliche Gartenanlage einer Villa an der Kreuzbühlstrasse an. Die Kombination von Schräg- und Senkrechtparkierung bildet gemeinsam mit der Veloverbindung eine Gefahrenstelle. Velofahrende sind für rückwärtsfahrende Fahrzeuge nicht sichtbar, das Unfallrisiko ist hoch. Eine Neustrukturierung des Strassenbereiches bildet das Potential, das Alleenkonzept der Stadt Zürich umzusetzen. Um die Gefahrenstelle für den Veloverkehr zu beheben, wird die bestehende Schräg- und Senkrechtparkierung aufgehoben und durch eine parallele Parkierung ersetzt. Dadurch entsteht ein breiter Kiesstreifen, der mit einer neu gepflanzten Baumallee das Klima im Strassenraum verbessert, dazu mit Aufenthalts- und Spielmöglichkeiten den Strassenraum als Treffpunkt für das Quartier aktiviert. 28 der 51 weissen Parkplätze werden aufgehoben. Der Bedarf nach weissen Parkplätzen im Umfeld mit Wohnbauten und Bürohäusern mit eigenen Abstellplätzen ist limitiert.
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Tiefbauamt