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Gerechte Eltern sein

Eltern beeinflussen die Familiendynamik und haben damit einen direkten Einfluss auf die Geschwisterbeziehungen. In diesem Artikel geht es darum, wie Eltern ihren Kindern gegenüber fair sein können und gleichzeitig die Geschwisterbeziehungen positiv prägen.

Symbolbild Eltern

Die Rivalität zwischen Geschwistern ist etwas ganz Normales und sollte von den Eltern auch so gesehen werden. Verhaltensweisen, die Rivalität ausdrücken, sollen von den Eltern nicht rigoros unterbunden werden, sondern auch ihren Platz im Familienalltag haben dürfen. Ein gesundes Mass an Rivalität schafft den Geschwisterkindern nämlich auch Gelegenheiten, um sich in ihren Sozialkompetenzen zu üben und Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen zu sammeln. Eifersucht und die damit verbundene Rivalität ist eine Chance, sich angespornt zu fühlen. Sie wirkt wie ein Motor, der Entwicklungen in Gang setzen kann. 

Wenn Eltern jedoch beobachten, dass die Rivalität ausufert oder das schwächere Geschwister wiederholt unfair behandelt wird, sollen sie nicht wegschauen. Denn Kinder sind auch beim Austragen von Rivalität auf Grenzen, Anleitung und Rückmeldungen angewiesen. Nur so können sie lernen einzuschätzen, welche Verhaltensweisen sich im akzeptablen Rahmen befinden und wo das Gegenüber möglicherweise Schaden nimmt.

Gelingt es den Eltern, ein wohlwollendes Familienklima zu leben, in dem jedes Kind als Individuum wahrgenommen und wertgeschätzt wird, hat dies auch einen unmittelbaren Einfluss auf den Umgang der Kinder untereinander. Sie fördern damit automatisch die Fairness und Toleranz der Geschwister. Zudem wirkt ein wohlwollendes Familienklima deeskalierend und beruhigend in Konfliktsituationen.

Gleichbehandlung für alle?

Untersuchungen zeigen, dass in den meisten Familien die Eltern eines ihrer Kinder bevorzugen oder dies von den Geschwisterkindern zumindest so wahrgenommen wird. Man geht davon aus, dass diese Bevorzugungen in erster Linie unbewusst geschehen. Kindern bleiben Ungerechtigkeiten und unterschiedliche Behandlungen in der Familie dennoch nicht verborgen.

Viele Eltern haben es sich zum Ziel gesetzt, alle ihre Kinder gleich zu lieben und zu behandeln. Darunter verstehen sie eine faire Erziehung, die auch das Aufkommen von Eifersucht verhindern könnte. In der Realität wird dieses Ziel aber so gut wie nie erreicht. Denn Geschwister können charakterlich ganz unterschiedlich sein. Jedes Kind bringt ein breites Spektrum an Verhaltensweisen und Eigenschaften mit sich, die dann auf die meist unbewussten Erwartungen, Neigungen und Vorlieben der Eltern treffen.

Eltern müssen sich gezwungenermassen auf jedes ihrer Kinder und seine individuellen Bedürfnisse einstellen und ihr Verhalten entsprechend anpassen. Ein Baby hat andere Bedürfnisse als das zweijährige Geschwister. Ist für die Kinder diese Ungleichbehandlung nachvollziehbar, dann gelingt es ihnen meistens auch recht gut, diese so zu akzeptieren. Entscheidend ist, dass es den Eltern gelingt, zu allen Geschwistern eine konstante, emotional tragende Beziehung pflegen zu können. Das heisst nicht, dass diese Beziehung zu allen Kindern gleich sein muss.

Quellen: Frick, Jürg: Ich mag dich – du nervst mich. Hogrefe AG, 2005.

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