Finanzbranche wächst weiter
3. September 2014 - Rolf Schenker
Die Stadt Zürich ist der wichtigste Finanzplatz der Schweiz. 27 Prozent der Arbeitsplätze im Finanzsektor sind hier angesiedelt. Weitere wichtige Standorte sind Genf (8,5 % der Beschäftigten) und Basel (4,1 %). Für die Stadt Zürich ist der Finanzsektor ein wichtiger Wirtschaftszweig. Ende 2012 wurden in der Stadt 68 000 Stellen im Finanzsektor gezählt. Das sind 15 Prozent der Beschäftigten in der Stadt Zürich. Auf Vollzeitstellen umgerechnet – das so genannte Beschäftigungsvolumen – sind es knapp 62 000 Stellen.
Demzufolge nimmt der Finanzsektor bezüglich der Anzahl der Beschäftigten in der Stadt Zürich eine zentrale Rolle ein. In der Finanzkrise ist der Finanzsektor weltweit unter Druck geraten. Wie geht in der Stadt Zürich dem Finanzsektor bezüglich Beschäftigten: Wie viele Personen werden dort beschäftigt? Gibt es Unterschiede zwischen den verschiedenen Geschäftsfeldern im Finanzsektor? Wo in der Stadt Zürich befinden sich die Arbeitsplätze?
Entwicklung des Beschäftigungsvolumens
Das Beschäftigungsvolumen im Finanzsektor hat seit dem Jahr 2005 deutlich zugenommen. Damals wurden in der Stadt Zürich 52 700 Vollzeitäquivalente gezählt, Ende 2012 waren es bereits 61 900. Die Zunahme fand vor allem zwischen 2005 und 2011 statt. Es wurden jährliche Zunahmen von rund drei Prozent verzeichnet. Im Laufe des Jahres 2012 nahm die Beschäftigung von 62 600 auf 61 900 Vollzeitäquivalente ab (Grafik 1).
Entwicklung der Teilbranchen des Finanzsektors
Auch wenn die Beschäftigung im Finanzsektor insgesamt deutlich zugenommen hat, konnten nicht alle Teilbereiche gleichermassen davon profitieren. Die grösste Branche, die Banken, bauten ihre Personalbestände aus und hatten Ende 2011 knapp 15 Prozent mehr Beschäftigte als noch 2005. Anders erging es den Versicherungen. Sie machen im Jahr 2012 noch rund ein Sechstel der Beschäftigungsvolumens aus. Im Jahr 2001 betrug ihr Anteil noch rund ein Viertel. Seither zeigten sie einen stetigen Rückgang der Beschäftigung. Anders als die Banken konnten sie ihre Beschäftigung von 2011 bis 2012 aber stabil halten.
Die mit Banken und Versicherungen verbundenen Tätigkeiten entwickelten sich in den letzten Jahren stark. Im Jahr 2001 betrug ihre vollzeitäquivalente Beschäftigung erst ein Zehntel, im Jahr 2012 bereits ein Fünftel des gesamten Finanzsektors. Sie haben ihr Beschäftigungsvolumen in elf Jahren mehr als verdoppelt und beschäftigen heute mehr Personen als die Versicherungen.
In der gesamten Schweiz sind die Banken innerhalb des Finanzsektors weniger dominant als in der Stadt Zürich. Dort machen sie nur gut die Hälfte des Beschäftigungsvolumens aus. Die Entwicklung in den letzten Jahren verlief in der Schweiz insgesamt sehr ähnlich wie in der Stadt Zürich.
Hohes Beschäftigungsvolumen bei Grossbanken
Der grösste Teil des Beschäftigungsvolumens bei den Banken geht in der Stadt Zürich von den Grossbanken aus. Mehr als die Hälfte der Vollzeitäquivalente können diesem Bereich zugeordnet werden. Ausländisch beherrschte Banken sowie die Kantonalbanken machen zusammen ein weiteres Viertel aus.
Im Versicherungsbereich machen die Unfall- und Schadenversicherungen fast die Hälfte des Beschäftigungsvolumens aus. Weiter sind auch Lebensversicherungen und Rückversicherungen mit einem Anteil von jeweils knapp 20 Prozent bedeutend.
Der Finanzsektor umfasst neben Banken und Versicherungen (NOGA 64 und 65) auch damit verbundene Tätigkeiten wie Börsen, Versicherungsmakler, Ausgleichskassen und Fondsmanagement (NOGA 66). Die verbundenen Tätigkeiten sind eine sehr heterogene Branche. In der Stadt Zürich geht fast 40 Prozent vom Fondsmanagement aus. Die mit Banken (unter anderem Börsen) bzw. mit Versicherungen (vor allem Maklertätigkeiten) verbundenen Dienstleistungen sind weniger wichtig; die mit Versicherungen zusammenhängenden Dienstleistungen machen jeweils rund 30 Prozent aus.
Räumliche Verteilung in der Stadt Zürich
Wo in der Stadt Zürich befinden sich die Arbeitsplätze im Finanzsektor? Sind sie alle an der Bahnhofstrasse angesiedelt? Im Jahr 2001 lag der grösste Teil der Arbeitsplätze in den Quartieren City und Enge: Sie wiesen jeweils über 10 000 Arbeitsplätze auf; das war im Quartier Enge auch im Jahr 2012 noch so. Allerdings hat die Dominanz dieser Quartiere bis 2012 abgenommen: In der Innenstadt wurden zahlreiche Arbeitsplätze abgebaut. Der Rückgang der UBS aus dem Quartier Werd schlägt ebenfalls merklich zu Buche. Dafür wurden vor allem in den Quartieren Alt Wiedikon und Escher Wyss je über 2000 neue Arbeitsstellen geschaffen. Ein starkes Wachstum verzeichneten allerdings auch die Quartiere Seebach (+ 1900 Stellen), Oerlikon (+ 1100 Stellen) und Altstetten (+ 1100 Stellen). Dies ist nicht zuletzt auf die günstigeren Mietkonditionen ausserhalb des Stadtzentrums zurückzuführen.
Finanzsektor wurde noch grösser
Fazit: Der Finanzsektor ist nach wie vor die grösste Branche in der Stadt Zürich. Trotz Finanzkrise hat das Beschäftigungsvolumen in den letzten Jahren zugenommen. Dabei ist die Entwicklung nicht in allen Teilen des Finanzsektors die gleiche. Die Banken haben ihre Beschäftigtenzahlen in den letzten Jahren deutlich erhöht. Dagegen zeigen die Versicherungen seit etlichen Jahren einen Rückgang. Die Arbeitsplätze des Finanzsektors verlagern sich aus der City in die günstigeren Aussenquartiere.
- Betriebszählung der Jahre 2001, 2005, 2008; Stadt Zürich
- Quasi-STATENT der Jahre 2005 und 2008; Stadt Zürich
- STATENT der Jahre 2011 (definitive Daten), 2012 (provisorische Daten); Stadt Zürich
Begriffe
Vollzeitäquivalente: Vollzeitäquivalente werden berechnet, indem Teilzeitstellen auf Vollzeitstellen umgerechnet werden. Beispiel: Die Teilzeitstellen von drei Arbeitnehmenden mit einem Pensum von 80 Prozent, 70 Prozent und 50 Prozent entsprechen 200 Vollzeitäquivalenten. Der Begriff der Vollzeitäquivalente wird in der Arbeitsmarktstatistik und dem Personalmanagement als standardisierte Vergleichsgrösse für den Beschäftigungsumfang verwendet und mit VZÄ abgekürzt.
NOGA: Die NOGA (NOmenclature Générale des Activités économiques) ist die vom Bundesamt für Statistik verwendete allgemeine Systematik der Wirtschaftszweige.