Nach den Grabungen rund ums Fraumünster (2013–2014), ist nun auch der grösste Teil der archäologischen Grabungen am Münsterhof abgeschlossen. Bis voraussichtlich Ende Februar untersuchen einzelne Archäologinnen und Archäologen parallel zu den abschliessenden Bauarbeiten die letzten archäologischen Schichten.
Bei beiden Grabungen im Fraumünsterquartier hat das archäologische Team tausende Funde geborgen, die laufend dokumentiert und ausgewertet werden. Kurz vor Weihnachten wurde nun ein besonderes Fundstück identifiziert: Ein unscheinbares korrodiertes Metallklümpchen gab sich nach Röntgenuntersuchung und Restaurierung als schöne Gussfigur aus Buntmetall zu erkennen, die wohl als Pilgerabzeichen ans Gewand gesteckt werden konnte.
Karl der Grosse und die Zürcher Stadtheiligen
Das Abzeichen aus dem frühen 15. Jahrhundert zeigt Karl den Grossen bei der Auffindung der Gräber der Zürcher Stadtheiligen Felix und Regula – dieselbe Szene ist auch auf einer Darstellung im heutigen Grossmünster zu sehen. Der Legende nach wurde der Kaiser von einem Hirsch zu den Gräbern der Stadtheiligen geführt, wo sein Pferd von selbst niederkniete. Karl gründete an dieser Stelle später das Grossmünster. Seit dem 13. Jahrhundert wurde Karl der Grosse in den Zürcher Kirchen als Heiliger verehrt. Das 35 Millimeter breite Abzeichen legt die Vermutung nahe, dass die Verehrung auch von der breiteren Bevölkerung geteilt wurde.
Der «Weihnachtsstern» vom Münsterhof
Zudem stiessen die Archäologinnen und Archäologen auf dem Münsterhof auf einen «Weihnachtstern»: Bei einer Röntgenuntersuchung an der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt (EMPA) erwies sich ein rostiger Erdklumpen als das gezackte Rad eines gut 700 Jahre alten Radsporns. Dieser ging wohl einem angesehenen Reiter verloren, der mit seinem Pferd den Münsterhof überquerte. Im Röntgenbild erschien das Rad den Archäologinnen und Archäologen wie ein «Weihnachtsstern».