Herzstück der Weiterbildung: Dozent*innen im Porträt – Dr. Bettina Ugolini
Dr. Bettina Ugolini ist Leiterin der Psychologischen Beratungsstelle LiA «Leben im Alter» am Zentrum für Gerontologie der Universität Zürich. Zudem ist sie Dozentin am SGZ Campus. Demnächst startet ihr Kurs «Angehörige als Partner*innen». Woher ihre Faszination für die Verbindung von Psychologie und Pflege kommt, erzählt sie uns im Gespräch.
Frau Dr. Ugolini, Sie sind Psychologin und haben ursprünglich in der Pflege gearbeitet. Wie kamen Sie dazu, diese beiden Themen miteinander zu verbinden?
Ich habe mich schon immer für Psychologie interessiert, aber mein Interesse für die Medizin war grösser, und so habe ich meine berufliche Laufbahn in der Pflege begonnen. Das gefiel mir gut. Über die Jahre habe ich gemerkt, dass ich anderes möchte. Ich habe lange auf der Abteilung für innere Medizin gearbeitet. Oft wurden dort Menschen behandelt und in dieselbe Lebenssituation zurück entlassen, dann kamen sie nach ein paar Monaten wieder. Ich hatte aber das Bedürfnis, mich stärker mit den Menschen zu beschäftigen. So habe ich in die Geriatrie gewechselt, in die Langzeitpflege, wo ich für einen längeren Zeitraum mit denselben Menschen zu tun hatte. Gleichzeitig begann ich mit dem Psychologiestudium und konnte mir so auch das Studium finanzieren.
Wie war dieser Wechsel für Sie, hat es Ihnen in der Langzeitpflege gefallen?
Mir hat es sofort den Ärmel reingezogen. Es war oft anspruchsvoll, Menschen auf ihrem letzten Lebensabschnitt zu begleiten. Dank meines Studiums gelang es mir, die komplexen Situationen zu erfassen. Die Theorie der Psychologie half mir bei der Arbeit in herausfordernden Situationen. Umgekehrt profitierte ich im Studium von meiner praktischen Erfahrung.
Wie ging es dann weiter?
Mit der Zeit habe ich innerhalb des Betriebs immer mehr Verantwortung übernommen. Mein psychologisches Wissen wurde in der Pflege sehr geschätzt. Als mein Studium zu Ende war, verliess ich jedoch den Betrieb. Ich wurde angefragt, ein Konzept für eine Beratungsstelle am Zentrum für Gerontologie an der Universität Zürich zu erarbeiten. Das erarbeitete Konzept wurde von der Universitätsleitung gutgeheissen und wir durften die Beratungsstelle LiA, Leben im Alter eröffnen.
«Zu meinen, es ginge ohne die Angehörigen, das ist nicht mehr zeitgemäss. Wir müssen uns in diesem Bereich professionalisieren.»
Dr. Bettina Ugolini
Was lautet der Auftrag der Beratungsstelle, was sind Ihre Aufgaben?
Es ist eine praxisorientierte Beratungsstelle, an der sich Menschen mit Fragen und Problemen rund um das Alter Unterstützung holen. Das können Einzelpersonen, Familien oder auch Profis sein. Es ist uns ein grosses Anliegen die Praxis zu unterstützen. Unsere Kernkompetenz ist das Aufbrechen schwieriger Prozesse. Dies gelingt uns, da wir dieselbe Sprache sprechen.
Sie beraten regelmässig die Gesundheitszentren für das Alter und bieten demnächst einen Kurs am SGZ Campus an. Worum geht es in diesem Kurs und an wen richtet er sich?
Aus den Betrieben hören wir immer wieder, dass die Zusammenarbeit mit den Angehörigen kompliziert ist und manchmal sogar Abläufe erschwert. Oft fehlt es an detailliertem Wissen und Verständnis. Im Kurs geht es darum, die eigene Haltung zu reflektieren und zu überprüfen.
Wir setzen uns mit familiären Rollen und Konfliktquellen auseinander und lernen Möglichkeiten einer konstruktiven Zusammenarbeit kennen. Ausserdem beschäftigen wir uns mit gerontologischen Ansätzen und den Auswirkungen von Altersbildern in der Pflege. Psychologisches Hintergrundwissen eröffnet eine neue Perspektive, mit der wir Situationen und Menschen anders wahrnehmen können. Schliesslich widmen wir uns den sozialen Beziehungen, wie sie wirken und wie sie gestaltet werden können.
Der Kurs richtet sich an alle, die regelmässig mit Angehörigen in einer Beziehung stehen. Ziel ist es, die Angehörigen in der ganzen Breite zu integrieren zum Wohle der Menschen, die in Institutionen der Langzeitpflege leben. Zu meinen, es ginge ohne die Angehörigen, das ist nicht mehr zeitgemäss. Wir müssen uns in diesem Bereich professionalisieren.
Kurs «Angehörige als Partner*innen» am SGZ Campus
- Donnerstag, 29. August 2024
- Donnerstag, 26. September 2024
- Dienstag, 29. Oktober 2024
- Dienstag, 26. November 2024
Die Zusammenarbeit mit Angehörigen hat sowohl im ambulanten als auch im stationären Setting eine zentrale Bedeutung. Durch die Auseinandersetzung mit der komplexen Rolle von Angehörigen und weiteren Aspekten, die das gegenseitige Vertrauen stärken und eine kompetente Beziehungsgestaltung ausmachen, werden Missverständnisse frühzeitig erkannt und behoben. In diesem Lehrgang erarbeiten Sie umfassend essenzielle Themenfelder, die für die Zusammenarbeit mit Angehörigen bedeutsam sind. Damit der Praxistransfer und die Nachhaltigkeit der wissenschaftlich gestützten Inhalte gewährleistet ist, werden Vor- und Nachbearbeitungsaufträge zur Anwendung kommen.
Kursdauer 4 Tage, jeweils 8.30–16.30 Uhr:
Kurspreis: Fr. 1200.–
Interview durch:
Sabrina Simili ist für die Kommunikation am SGZ Campus und für die Fachforen verantwortlich.