Bei einem Notfall zählt jede Minute. Feuerwehr und Rettungsdienst sollen ihre Einsatzorte innert zehn Minuten nach der Alarmierung erreichen. Mit den bestehenden Wachen kann Schutz & Rettung Zürich diese Zielvorgabe nicht immer einhalten. Deshalb plant die Stadt neue Standorte für Feuerwehr und Sanität. Die 1937 von Stadtbaumeister Hermann Herter erstellte und heute im kommunalen Inventar der kunst- und kulturhistorischen Schutzobjekte aufgeführte Brandwache dient heute als Hauptsitz von Schutz & Rettung Zürich. Sie ist auch 80 Jahre nach ihrer Inbetriebnahme mit ihrer direkten Anbindung an die Autobahn A3 ideal gelegen, um insbesondere die wachsende Bevölkerung im Kreis 2 rasch zu erreichen. Die engen Platzverhältnisse in der Fahrzeughalle, im Innenhof und im Garderobenbereich erschweren allerdings heute effiziente Einsatz- und Logistikprozesse. Künftig sollen neben der Berufsfeuerwehr neu auch die Sanität (mit dem Rettungsdienst für Notfalleinsätze und dem Verlegungsdienst für den Transport medizinisch stabiler Patient*innen) sowie die Milizfeuerwehr in den Betrieb der Wache Süd eingebunden werden. Eine Erweiterung, Umbauten und die Instandhaltung des Bestandesbaus zur betrieblichen Optimierung sind daher notwendig.
- Bauherrschaft Stadt Zürich
- Eigentümervertretung Immobilien Stadt Zürich
- Bauherrenvertretung Amt für Hochbauten
- Objektkredit CHF 69,75 Mio.
- Politischer Prozess Der Ausführungskredit wurde an der Volksabstimmung vom 9. Juni 2024 mit 89 % Ja-Stimmen genehmigt.
- Architektur Conen Sigl Architekt:innen GmbH, Zürich
- Auswahlverfahren Architekturwettbewerb im selektiven Verfahren (einstufig, anonym), 2018
- Bauzeit 2025 – 2028
in Etappen unter laufendem 24h-Feuerwehr-Betrieb
Die Stadt führte einen Architekturwettbewerb durch, den das Architekturbüro Conen Sigl Architekt:innen GmbH mit Kuhn Landschaftsarchitekten für sich entscheiden konnte. Ziel ist eine Gesamtoptimierung des Areals. Um dies zu erreichen, werden die städtische Liegenschaft Weststrasse 18 und die kleineren Hofbauten im Innenhof rückgebaut. Der Erweiterungsbau für die Sanität mit neuen Betriebs- und Büroflächen kann so direkt am Westflügel der Wache anschliessen. Im Erdgeschoss sind die Fahrzeughalle und Lagerräume für das Einsatzmaterial vorgesehen. In den Stockwerken darüber liegen Garderoben, Arbeits- und Ruheräume, Sitzungs- und Aufenthaltsräume, Empfang und Büros. Der Erweiterungsbau und das bestehende Wachengebäude werden auf mehreren Stockwerken miteinander verbunden. Im Untergeschoss werden eine neue Tiefgarage, eine Energiezentrale sowie diverse Technikräume gebaut. Das 2. Obergeschoss bildet ein Scharnier zwischen dem Erweiterungsbau und der bestehenden Wache. Sämtliche gemeinschaftliche Nutzungen wie Sitzungs- und Aufenthaltsräume werden dort zusammengeführt. Beide neuen Gebäude erhalten für eine Belichtung von oben ein sogenanntes «Sheddach».
Im nördlichen Bereich des Innenhofs wird der SZU-Tunnel mit einem neuen Hofgebäude in Form einer «Brücke» überbaut. Dieses Brückengebäude erhält wie der Erweiterungsbau ein Sheddach und verbindet diesen über die neue Tiefgarage und das bestehende Untergeschoss mit dem Bestandsgebäude. Mit dem Brückengebäude werden heutige Nutzungskonflikte entflochten: Die Wäscherei wird neu im 1. Obergeschoss des Brückengebäudes untergebracht und so optimal mit dem Garderobentrakt der Feuerwehr im Bestandsgebäude verbunden. Die Anlieferung im Erdgeschoss des Brückengebäudes liegt nahe beim Hofeingang und kommt so nicht in Konflikt mit den Verkehrsflächen der Einsatzfahrzeuge. Weitere bauliche Eingriffe in den Bestandsgebäuden sind erforderlich aufgrund von Auflagen im Bereich Hochwasserschutz, Brandschutz, Erdbebensicherheit und Gebäudetechnik.
Die Stadt legt bei ihren Bauprojekten grossen Wert auf eine möglichst ressourcenschonende Erstellung, Langlebigkeit sowie Wiederverwendbarkeit der verbauten Materialien. Bei der Wache Süd kommen deshalb unter anderem Recyclingbeton, Holz und mineralische Dämmmaterialien zum Einsatz. Weiter ist eine Verbesserung der Energieversorgung vorgesehen. Die Photovoltaikanlage wird erweitert und eine neue Energiezentrale wird eingebaut. Auch die Abwärme der neuen Transformatorenstation im Erweiterungsbau kann während der Heizsaison für die Energieerzeugung genutzt werden. Damit wird die Wache Süd zu 100 Prozent mit fossilfreier Wärme und Kälte versorgt. Für Schutz & Rettung Zürich sollen künftig teilweise Elektrofahrzeuge beschafft werden. Dazu braucht es bauliche Anpassungen für die Ladeinfrastruktur und Notstromversorgung der Elektrofahrzeuge.
Als Massnahmen zur Hitzeminderung und für mehr Biodiversität im Hof werden die Dachterrassen grossflächig begrünt und entstehen rund um den hell ausgestalteten Hartbelag im Innenhof Grünflächen zu den Nachbargärten. Wo immer möglich – wie beispielsweise bei Fahrzeugabstellflächen oder auf den Dächern – sind unversiegelte Flächen oder Grünbereiche vorgesehen. Entlang der Grundstücksgrenze werden fünf neue Bäume sowie Blütensträucher und in zentraler Position im Hof ein neuer grosser Baum gepflanzt. Der strassenseitige Baum, der durch die Ausfahrt des Neubaus entfernt werden muss, wird in der Weststrasse Richtung Manessestrasse ersetzt und mit dem bestehenden Baum in einer grösseren Baumscheibe zusammengefasst.
Zur Qualitätssicherung von Neubauten setzt die Stadt Zürich auf den Architekturwettbewerb. Umfassende Informationen zum Wettbewerbsverfahren finden Sie im Jurierungsbericht.
- Baumanagement Drees & Sommer Schweiz AG, Zürich
- Landschaftsarchitektur Kuhn Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich
- Bauingenieurwesen SEFORB sarl, Uster
- HLKS-Ingenieurwesen Jobst Willers Engineering AG, Zürich
- E-Ingenieurwesen Gode AG, Zürich
Bei einem Alarm sollen Feuerwehr und Rettungsdienst innert 10 Minuten vor Ort sein. Im Kreis 2 gelingt das dem Rettungsdienst heute nur in rund 60 Prozent der Notfälle, denn die Anfahrtswege von den bestehenden Wachen im Stadtzentrum und im Stadtspital Zürich Triemli sind dafür zu lang. Gleichzeitig ziehen immer mehr Menschen in die Entwicklungsgebiete Manegg und nach Leimbach. Die Wache Süd in Wiedikon liegt mit der direkten Anbindung an die Autobahn A3 verkehrstechnisch ideal, um diese Gebiete zu versorgen. Deshalb soll die bestehende Wache mit einem Erweiterungsbau für die Sanität ergänzt werden.
Dazu kommt, dass die Flächen am Standort Triemli, wo SRZ eine Sanitätswache betreibt, Platzreserven des Stadtspitals Zürich sind. Diese Flächen möchte das Spital mittelfristig selbst nutzen.
Bei der Sanität ist im Schnitt mit etwa 30–40 Einsätzen pro 24h Stunden (Montag bis Sonntag) zu rechnen, wobei die Zahlen schwanken können. Zudem fährt der Rettungsdienst nicht immer aus der Wache aus, sondern wird teilweise auch direkt auf der Rückfahrt vom letzten Einsatz an den neuen Einsatzort geschickt.
Mit Blaulicht und Martinshorn rücken die Fahrzeuge nur auf Anordnung der Einsatzleitzentrale in lebensbedrohlichen Notfällen aus. Über die Hälfte der Sanitätseinsätze erfolgen ohne Sondersignal.
Bei der Berufsfeuerwehr sind es heute ca. 8–10 Einsätze pro 24h. Im Endzustand der Standortstrategie, also wenn auch die Wachen Nord mit ZEL, West und Ost gebaut sind, rechnet SRZ mit 3–5 Einsätzen pro 24 Stunden.
Im separaten FAQ zum Thema Fahren mit Sondersignal sind weitere Informationen zu finden.
Die Ausfahrt der Feuerwehr erfolgt weiterhin aus dem bestehenden Hauptgebäude direkt auf die Manessestrasse sowie in Einzelfällen durch den Innenhof auf die Werdstrasse. Die Ausfahrt der Sanität erfolgt aus dem Erweiterungsbau auf die Weststrasse in Richtung Manessestrasse. Ausfahrten durch das Quartier werden auf ein Minimum reduziert.
Bei der Wache Süd werden die Lichtsignalanlagen bereits heute so gesteuert, dass bei einem dringlichen Einsatz den Rettungsfahrzeugen automatisch freie Fahrt gewährt wird. Beim Erweiterungsbau an der Weststrasse, von wo die Sanität ausrücken wird, ist eine weitere gesteuerte Lichtsignalanlage geplant. Ebenso werden bei den Toren der Sanität – analog denjenigen bei der Feuerwehr – auffällige Bodenmarkierungen und Warnleuchten angebracht.
Mit der Integration der Milizfeuerwehr in die Wache Süd sind Berufs- und Milizfeuerwehr unter einem Dach vereint. Damit verstärkt sich die Zusammenarbeit noch weiter. Sie arbeiten künftig im Alltag und bei der Ausbildung noch enger Hand in Hand für mehr Qualität im Einsatz.
Nicht immer genügt in der Stadt Zürich der Einsatz der Berufsfeuerwehr von Schutz & Rettung Zürich. Gerade bei grossen oder lange dauernden Feuerwehreinsätzen ist die Verstärkung durch die Milizfeuerwehr unverzichtbar. Die Milizfeuerwehr wird dann als sogenannte «2. Welle» zur Unterstützung und Ablösung der Berufsfeuerwehr bei Bränden, Elementarereignissen (z. B. Schnee-, Wasser- oder Sturmschäden) eingesetzt.
Bei ausgewählten Einsatzstichworten wird die Milizfeuerwehr gleichzeitig mit der Berufsfeuerwehr als «1. Welle» aufgeboten, beispielsweise bei Bränden in Spezialgebäuden oder Tiefgaragen.
Als sogenannte Wachverstärkung rücken die Milizfeuerwehrkompanien ein, wenn alle Mitarbeitenden der Berufsfeuerwehr einer Wache auf einem Einsatz unterwegs sind. Wenn dann parallel noch ein weiterer Alarm eingeht, rückt die Milizfeuerwehr ebenfalls als «1. Welle» aus. Die Milizfeuerwehrangehörigen verfügen über die nötige Ausbildung und Ausrüstung, um eigenständig ein Ereignis, wie beispielsweise einen Wohnungsbrand, zu bewältigen.
Die Milizfeuerwehr wird in der Stadt Zürich wie heute auch in Zukunft weiterhin ihre wichtige Rolle als «2. Welle» in der Einsatzbewältigung wahrnehmen und die Berufsfeuerwehr bei grossen und lang andauernden Einsätzen unterstützen und entlasten. Bei ausgewählten Einsatzstichworten wird sie weiterhin von Beginn weg mit der «1. Welle» (Berufsfeuerwehr) aufgeboten werden. Als Wachverstärkung werden die Kompanien aller Regionen weiterhin Einsätze selbständig bewältigen. Schutz & Rettung Zürich hat ein hohes Interesse daran, dass die Angehörigen der Milizfeuerwehr über genügend Einsatzpraxis verfügen, damit die Sicherheit gewährleistet ist. Die Angehörigen der Milizfeuerwehr haben deshalb die Möglichkeit, im Rahmen von 24h-Schichten in der Berufsfeuerwehr mitzuarbeiten, um weitere Einsatzerfahrung zu sammeln.
Für die Angehörigen der Milizfeuerwehr stehen Einsatzparkplätze auf dem Areal der Wache Süd zur Verfügung. So sind sie im Notfall rasch einsatzbereit. Ebenso sind genügend Veloparkplätze vorgesehen.
Es gibt keinen «Notfallschalter». Bei einem Notfall im unmittelbaren Umfeld der Wache werden die Mitarbeitenden vor Ort selbstverständlich erste Hilfe leisten. Bitte wählen Sie grundsätzlich im Notfall aber immer den Sanitätsnotruf 144 oder den Feuerwehrnotruf 118. Das hat den Vorteil, dass die Einsatzleitzentrale stets den gesamten Überblick über alle Rettungsmittel hat und genau weiss, welches Fahrzeug sich wo befindet. Entsprechend kann sie rasch die nächsten geeigneten Rettungsmittel und Rettungskräfte alarmieren.