Global Navigation

«Wir sind schon fast wie eine Familie, sehr nahe»

News

Matthias Fuszenecker begleitet seit Dezember 2018 als Freiwilliger im Rahmen einer 1:1-Begleitung Familie Al Ghazawi. Ein Bericht von Nira Samarashinge, Praktikantin der AOZ Fachstelle Freiwilligenarbeit, Dezember 2019.

14. Januar 2020

Awad Al Ghazawi ist 57 Jahre alt und lebt seit März 2018 in der Schweiz. Ursprünglich kommt er aus Syrien, wo er als Angestellter bei einem Wasserwerk arbeitete. Matthias Fuszenecker ist 49 Jahre alt, Schweizer, von Beruf Sozialarbeiter und seit langem Freiwilliger bei der AOZ. Im Dezember 2018 kreuzen sich die Wege der beiden. Matthias entscheidet sich, eine geflüchtete Person im Rahmen einer 1:1-Begleitung der AOZ Fachstelle Freiwilligenarbeit zu unterstützen. Er trifft Awad für ein Vereinbarungsgespräch mit einer Fachperson der AOZ. Das Ziel der zukünftigen Begleitung soll «Deutsch sprechen und üben» sein.

Matthias besucht Awad ungefähr einmal pro Woche bei ihm zu Hause in Winterthur. Dort lernt er bald Awads Frau Intesar und seinen Sohn Moutasem kennen. Er hilft ihnen bei den Deutsch-Hausaufgaben und unterhält sich viel mit ihnen, um Konversation zu üben. Bald unterstützt er sie aber auch bei anderen Themen, beispielsweise bei der Suche nach einer neuen Wohnung. Für Matthias sind nicht nur die gemeinsamen Gespräche, das Kennenlernen von Menschen mit anderen Erfahrungen als die eigenen bereichernd. Die Treffen bei der der Familie Al Ghazawi werden stets von syrischen Spezialitäten begleitet – so taucht er jedes Mal in eine ihm heute fast schon bekannte kulinarische Welt ein.

Im Frühjahr 2019 ziehen Awad und Intesar in ihre neue Wohnung in Uerikon, die direkt am Waldrand liegt. Matthias ist auch hier zur Stelle, er hilft beim Einrichten und dem Bepflanzen der Balkontöpfe.

Als ich die Familie anfangs Oktober 2019 dort zusammen mit Matthias besuche, sehe und spüre ich, dass sich ihre Beziehung zu viel mehr als einer reinen «Lernbeziehung» entwickelt hat. «Matthias ist super. Wir haben ihn sehr gerne und fühlen uns wohl mit ihm», sagt Intesar. «Matthias kann jeden Tag hierher kommen», fügt Awad hinzu. Matthias ist für sie zu einer wichtigen Ansprech- und Bezugsperson für verschiedene Themen geworden. Aber auch Matthias sieht die Begleitung längst nicht mehr als eine Verpflichtung im Rahmen seines Freiwilligeneinsatzes. Er freut sich auf die Treffen: «Es ist immer sehr schön die drei zu treffen und zu merken, wie sich alles entwickelt. Wir sind schon fast wie eine Familie, sehr nahe. Sie sind alle so unglaublich herzlich.»

Bei unserem gemeinsamen Essen wird viel geplaudert und gelacht. Immer wieder werden lustige und schöne Anekdoten erzählt. Bei einem Treffen kurz nach dem Umzug nach Uerikon beispielsweise schenkte Awad Matthias ein typisches syrisches Männerhemd. Eine weitere Geschichte zeigt Awads Kontaktfreudigkeit: Als er eines Tages an den Weinreben in Stäfa vorbei spazierte, traf er auf den Weinbauern. Diesen sprach er ohne zu zögern an und fragte ihn, ob er ihm ein paar Weinblättern schenken würde, seine Frau könne damit ein köstliches syrisches Gericht kochen. Beeindruckt von Awads Offenheit, willigte der Bauer sofort ein. Matthias bekräftigt: «Awad ist immer sehr offen, er hat keine Angst zu sprechen. Er versucht es einfach, so gut es geht.»

Bereichernde Gespräche, viel zu lachen, wunderbares Essen und ein hohes Mass an Herzlichkeit – so sieht ein typisches Treffen zwischen der Familie Al Ghazawi und Matthias aus. Aus einem Freiwilligeneinsatz ist eine Freundschaft entstanden. Auch ich verlasse die Wohnung der Familie mit einem Lächeln auf dem Gesicht.